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Wirtschaftsfachwirt vs. BWL-Bachelor: Welcher Abschluss eignet sich für wen?

Möchtest du dich im kaufmännischen Bereich weiterbilden, gibt es zwei Optionen: den akademischen Weg oder den Pfad der Erwachsenenbildung. Doch welche Variante ist für dich besser – die Aufstiegsfortbildung Wirtschaftsfachwirt mit IHK-Abschluss oder der Bachelor-Abschluss in Betriebswirtschaftslehre? Es kommt darauf an. Worauf es ankommt, das zeige ich dir in diesem Beitrag. Dazu sehen wir uns Kriterien wie die Voraussetzungen, Inhalte, Kosten und Karriereaussichten etwas genauer an.

Wirtschaftsfachwirt IHK vs. Bachelor BWL: Welcher Abschluss ist der beste?

Der Wirtschaftsfachwirt IHK ist eine klassische Aufstiegsfortbildung in der Erwachsenenbildung. Sie steht auf einer Stufe mit anderen Fachwirten der IHK und genießt in der Wirtschaft einen guten Ruf. Der BWL-Bachelor hingegen ist ein grundständiges Studium und somit der akademischen Ausbildung zuzurechnen.

Beide Abschlüsse stehen nach dem DQR-Bildungsrahmen auf Niveau 6 und gelten somit als gleichwertig. Dennoch gibt es starke Unterschiede. Die folgenden Punkte zeigen dir detailliert auf, worin diese bestehen und wie sie sich auswirken.

1) Die Inhalte

Auf den ersten Blick scheinen die Inhalte recht ähnlich zu sein. Du findest bei beiden Kursen typische BWL-Grundlagen, darunter:

  • betriebs- und volkswirtschaftliche Grundlagen
  • Unternehmensführung und Management
  • Logistik
  • Marketing und Vertrieb
  • Investition und Finanzierung

Weiterbildungen zum Wirtschaftsfachwirt beschränken sich weitgehend auf die Vermittlung von betriebs- und volkswirtschaftlichen Themen mit Praxisbezug, gespickt mit einigen Themen aus dem Bereich der Arbeitsmethodik (z. B. Zeitmanagement, Arbeitstechniken). Weitere Informationen zu den Inhalten findest du in unserem Beitrag zu den Fernlehrgängen, die auf die Prüfung zum IHK-Wirtschaftsfachwirt vorbereiten.

Wie entwickelt sich das Unternehmen? BWLer kennen sich mit Zahlen aus.

Im BWL-Studium hingegen werden die angesprochenen Inhalte tiefgehender und teilweise auch von der wissenschaftlichen Warte aus behandelt. Wissenschaftliches Arbeiten ist ein wichtiger Teil des Studiums. Ein Praxisbezug ist natürlich auch hier vorhanden. Je nach Hochschule gibt es außerdem einen mehr oder weniger stark ausgeprägten Fokus auf Soft Skills, etwa in Bereichen wie Moderations- und Präsentationstechniken, Kreativitätstechniken, Gesprächs- und Verhandlungsführung.

Ein großer Unterschied zum Wirtschaftsfachwirt IHK ist die Individualität des Studiums. Der modulare Aufbau ermöglicht es den Studierenden, sich in einem gewissen Rahmen zu spezialisieren. So können sie einige Wahlpflichtmodule wählen, mit denen sie sich auf einen bestimmten Berufszweig (z. B. Organisationspsychologie, Kommunikation/PR oder HR) oder eine Branche (z. B. Eventmanagement, Immobilienmanagement oder E-Commerce) spezialisieren. Zusätzlich stehen oft weitere Module im Bereich der Soft Skills sowie das Studium generale zur Auswahl.

Beim Wirtschaftsfachwirt hingegen gibt es keine Wahlmöglichkeiten – die Prüfungsthemen sind durch die Prüfungsordnung der IHK vorgegeben. Spezialisieren kannst du dich höchstens, indem du anstelle des Wirtschaftsfachwirts eine der spezielleren Fachwirt-Weiterbildungen belegst, beispielsweise den Geprüften Personalfachkaufmann IHK – dafür brauchst du aber entsprechende Berufserfahrung.

Tipp: Vielleicht kommt auch die Aufstiegsfortbildung zum Betriebswirt für dich in Frage. Die Unterschiede beleuchten wir in unserem Artikel zu „Betriebswirt vs. Fachwirt“.

2) Die Dauer der Weiterbildung

Auch in der Dauer unterscheiden sich beide Varianten stark:

  • Wirtschaftsfachwirt: Die Vorbereitung auf die Prüfung zum Wirtschaftsfachwirt dauert bei vielen Fernlehrgangsinstituten 18 Monate, wobei eine wöchentliche Bearbeitungsdauer von acht Stunden pro Woche vorgesehen ist. Vollzeitkurse bei den IHK-Akademien werden üblicherweise mit rund 600 Unterrichtsstunden veranschlagt und können in fünf bis sechs Monaten absolviert werden. Wer also in die Online-Variante ausreichend Zeit investieren kann, kann die Studiendauer problemlos um die Hälfte oder sogar noch mehr verkürzen.
  • BWL-Bachelor: Ein Bachelor-Studium dauert im Bereich der Betriebswirtschaftslehre im Regelfall sechs Semester, also 36 Monate – und somit doppelt so lang wie der Wirtschaftsfachwirt. Pro Woche musst du im Vollzeitstudium mindestens 25 bis 30 Stunden investieren. Entscheidest du dich für eine Teilzeitvariante, sinkt die wöchentliche Arbeitsbelastung, aber auch die Dauer verlängert sich, je nach Modell sogar auf bis zu zwölf Semester.

Tipp: Bringst du bereits eine Ausbildung, Berufserfahrung und/oder eine Aufstiegsfortbildung mit? Viele Hochschulen rechnen dir dafür einen Teil deiner Vorleistungen an. So verkürzt du dein Studium um bis zu drei Semester und sparst nicht nur Zeit, sondern natürlich auch bei den Studiengebühren deutlich. Mehr darüber erfährst du in Christians Video zum Vergleich zwischen Wirtschaftsfachwirt und BWL-Bachelor.

3) Die Voraussetzungen für die Teilnahme

Ob du an einer Fortbildung teilnehmen kannst, hängt auch davon ab, welche Voraussetzungen du mitbringst. Die Zugangsbeschränkungen variieren bei den zwei betrachteten Varianten:

Wirtschaftsfachwirt IHKBWL-Bachelor
  • abgeschlossene kaufmännische oder verwaltende Berufsausbildung (drei Jahre) oder
  • andere dreijährige Ausbildung und ein Jahr einschlägige Berufserfahrung oder
  • andere Ausbildung und zwei Jahre einschlägige Berufserfahrung oder
  • dreijährige Berufspraxis
  • Abitur, Fachabitur oder fachgebundene Hochschulreife

Alternativ studierst du ohne Hochschulreife mit einer dieser Voraussetzungen:

  • Meistertitel
  • Aufstiegsfortbildung (z. B. IHK-Fachwirt, Betriebswirt)
  • mindestens zweijährige Berufsausbildung mit drei Jahren Berufserfahrung

Die genauen Voraussetzungen variieren je nach Hochschule.

Der Wirtschaftsfachwirt IHK ist also nicht ganz so gut zugänglich wie ein Bachelor-Studium: Direkt nach dem Schulabschluss können Abiturienten diese Fortbildung nicht besuchen – sie müssten erst eine Ausbildung machen oder mehrere Jahre arbeiten.

4) Die Prüfungen

Im Studium schreiben Sie regelmäßig Klausuren

Ideal für die berufsbegleitende Weiterbildung: Prüfungen finden beim Wirtschaftsfachwirt IHK erst zum Ende der Fortbildungszeit statt – dann aber geballt. Für die Prüfungsvorbereitung gibt es bei Fernlehrgängen meist noch mindestens ein freiwilliges oder verpflichtendes Seminar. Die Prüfung legst du schriftlich und mündlich vor einem IHK-Prüfungsausschuss ab. Vorteil: Du musst keine Facharbeit anfertigen, wie sie bei anderen Fachwirten üblich ist – und um die Bachelor-Studenten in Form der Bachelorthesis nicht herumkommen.

Im Bachelor-Fernstudium finden nach jedem Modul Klausuren statt, also mehrere pro Semester. Das hat einerseits den Vorteil, dass du die Lernbelastung gleichmäßig auf die Studiendauer verteilen kannst und nicht alles geballt daherkommt. Nachteil ist jedoch, dass nie richtig Ruhe einkehrt – nach der Klausur ist vor der Klausur und Hausarbeiten gibt es dazwischen ja auch noch zu schreiben.

5) Die Kosten

Die Kosten der Aufstiegsfortbildung Wirtschaftsfachwirt IHK liegen meistens zwischen 2.800 und 4.000 Euro:

KursAnbieterStudiendauerKosten
12 Monateab 1200 € insgesamt
ab 165 € monatlich
18 Monateab 2142 € insgesamt
ab 119 € monatlich
18 Monateab 2565 € insgesamt
ab 142 € monatlich
18 Monateab 2751 € insgesamt
ab 149 € monatlich
18 Monateab 2800 € insgesamt
ab 155 € monatlich
18 Monateab 2880 € insgesamt
ab 160 € monatlich
18 Monateab 3204 € insgesamt
ab 178 € monatlich
18 Monateab 3490 € insgesamt
ab 193 € monatlich
18 Monateab 4302 € insgesamt
ab 239 € monatlich
18 Monateab 4536 € insgesamt
ab 252 € monatlich

Dazu kommen noch die Kosten für die IHK-Prüfung.

Die Kosten für ein BWL-Bachelor-Studium können sehr unterschiedlich ausfallen, je nachdem, ob du dich für eine staatliche oder eine private Hochschule entscheidest. An staatlichen Hochschulen liegen die Kosten für Studiengebühren häufig ebenfalls bei rund 2.000 bis 3.000 Euro, also ähnlich wie beim Wirtschaftsfachwirt. Deutlich teurer wird es an privaten Hochschulen – 12.000 bis 15.000 Euro sind für ein Vollzeitstudium normal. Noch höher sind die Kosten bei Teilzeitvarianten.

StudiengangHochschuleStudiendauerKosten

Fernstudiengang
7 Semesterab 2371 € insgesamt

Fernstudiengang
6 Semesterab 6804 € insgesamt
ab 159 € monatlich

Fernstudiengang
8 Semesterab 11880 € insgesamt

Fernstudiengang
6 Semesterab 12420 € insgesamt
ab 215 € monatlich

Fernstudiengang
6 Semesterab 12602 € insgesamt
ab 249 € monatlich

Fernstudiengang
6 Semesterab 13284 € insgesamt
ab 219 € monatlich

Fernstudiengang
6 Semesterab 15063 € insgesamt
ab 259 € monatlich

Tipp: Es gibt noch viele andere Fernstudiengänge im Bereich der Betriebswirtschaftslehre. Informiere dich auf der Detailseite zum BWL-Fernstudium näher über weitere Studienmöglichkeiten.

6) Die Fördermöglichkeiten

Wenn du den Wirtschaftsfachwirt IHK absolvieren möchtest, gibt es einige Fördermöglichkeiten. Bist du gerade arbeitssuchend, kannst du per Bildungsgutschein sogar kostenlos an der Weiterbildung teilnehmen. Als Berufstätiger kannst du das sogenannte Meister-BAföG nutzen.

Bei einem Bachelor-Studium hingegen hast du diese Fördermöglichkeiten nicht. Wenn du die Voraussetzungen erfüllst, kannst du BAföG in Anspruch nehmen – bei berufsbegleitenden Studiengängen scheidet diese Option aber aus.

7) Die Karriereaussichten

Beide Weiterbildungen bieten hervorragende Karrierechancen

Im Hinblick auf die Karriereaussichten unterscheiden sich beide Bildungsangebote deutlich – doch keines ist wirklich schlechter. Bachelor-Absolventen wie auch Wirtschaftsfachwirte sind in der Wirtschaft gleichermaßen gefragt und anerkannt. Der Unterschied ist jedoch: Wirtschaftsfachwirte werden häufig als Praktiker angesehen und sind prädestiniert für eine Laufbahn im mittleren Management.

Wer hingegen ins Top-Management möchte, kommt um den Bachelor-Abschluss nicht herum. Der Fairness halber sei aber erwähnt: Um dieses Ziel wirklich erreichen zu können, musst du in der Regel noch einen Master draufsatteln.

Erst Wirtschaftsfachwirt, dann BWL-Studium – ist das sinnvoll?

Je nach Hochschule erhältst für den erfolgreich abgeschlossenen Wirtschaftsfachwirt IHK eine Anrechnung zwischen 30 und 90 ECTS, also von einem bis drei Semestern. Es könnte somit je nach gewählter Hochschule tatsächlich sinnvoll sein, zunächst den Wirtschaftsfachwirt abzuschließen und dann einen verkürzten Bachelor anzuhängen.

Angenommen, du gibst im Fernlehrgang zum Wirtschaftsfachwirt Vollgas und schließt diesen innerhalb von sechs Monaten ab. Wählst du dann eine Hochschule, die für die Kombination aus Ausbildung, Berufserfahrung und Wirtschaftsfachwirt 90 ECTS anrechnet, so bleiben nur noch drei Semester des Studiums übrig. Du könntest es also rein rechnerisch in nur zwei Jahren zum vollwertigen Bachelor-Abschluss schaffen.

Wirtschaftsfachwirt vs. BWL-Bachelor: Vor- und Nachteile im Überblick

Der folgende Überblick zeigt noch einmal kompakt zusammengefasst die wichtigsten Vor- und Nachteile beider Varianten in der Gegenüberstellung:

 VorteileNachteile
Wirtschaftsfachwirt
  • kurze Dauer, geringerer wöchentlicher Aufwand
  • hoher Praxisbezug
  • Prüfungen nur zum Ende der Weiterbildung hin
  • keine Facharbeit
  • Kosten sind überschaubar
  • Förderung durch Bildungsgutschein, Meister-BAföG etc.
  • selbes DGQ-Niveau wie Bachelor bei geringerem Aufwand
  • gleichzeitig Erwerb der Hochschulzugangsberechtigung
  • weniger umfangreiche Inhalte
  • fester Lehrplan ohne viel Individualität
  • Anschluss eines Masters oder Promotion nicht möglich
  • nur mit Ausbildung und/oder Berufserfahrung zugänglich
  • nur wenig Bezug zum wissenschaftlichen Arbeiten
Bachelor BWL
  • deutlich umfangreichere Inhalte
  • mehr Möglichkeiten zur Spezialisierung und Individualisierung
  • Anrechnung von Vorleistungen und dadurch verkürzter Bachelor möglich
  • Kosten an staatlichen Unis recht gering
  • Möglichkeit, einen Master anzuhängen
  • Studium auch ohne Abitur möglich
  • dauert wesentlich länger
  • höherer Arbeitsaufwand pro Woche
  • regelmäßig Klausuren, dadurch hoher Druck
  • hoher Aufwand für Bachelorthesis
  • hohe Kosten an privaten Hochschulen
  • kaum finanzielle Fördermöglichkeiten

Bachelor oder Fachwirt: Welche Variante eignet sich für wen?

Kommen wir zur entscheidenden Frage: Welche Weiterbildung ist nun für dich die richtige? Das hängt neben deinem bisherigen Werdegang auch von deinen Karrierezielen ab:

  • Wirtschaftsfachwirt: Möchtest du mit verhältnismäßig wenig Aufwand schnell zu einem anerkannten Abschluss gelangen, ist der Wirtschaftsfachwirt gut geeignet. Besonders wenn du bereits über praktische Berufserfahrung verfügst und diese mit theoretischem Wissen unterfüttern willst, ist dieser Abschluss sogar die erste Wahl. Mit dem Wirtschaftsfachwirt erreichst du problemlos eine Position im mittleren Management. Kommen spezielles Wissen und Berufserfahrung dazu, ist sogar noch mehr drin.
  • Bachelor: Der Bachelor bringt einen deutlich höheren Aufwand mit sich – zumindest im Falle der privaten Hochschulen auch finanziell gesehen. Allerdings lernst du in Summe wesentlich mehr, weil die Inhalte viel tiefer gehen. Du kannst dich spezialisieren und verbesserst deine Chancen am Arbeitsmarkt, weil du dich dadurch von generalistisch ausgebildeten BWLern abhebst. Für Bachelor-Absolventen ist das mittlere Management ebenfalls in greifbarer Nähe, ebenso aber auch das Top-Management, wenn sie sich für einen anschließenden Master entscheiden. Der Bachelor ist außerdem die richtige Wahl für dich, wenn du noch keine Berufsausbildung und -erfahrun vorweisen kannst.

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