Beruf & Karriere

Staatlich geprüfter Betriebswirt vs. Fachwirt: Die 4 wichtigsten Unterschiede

  • Fachwirte sind Spezialisten für eine bestimmte Branche. Die Inhalte der Fachwirt-Fortbildung sind branchenbezogen.
  • Betriebswirte erwerben ein tiefgehendes Wissen im betriebswirtschaftlichen und kaufmännischen Bereich, ohne sich jedoch auf eine Branche zu spezialisieren.
  • Beide Fortbildung haben ähnliche Zugangsvoraussetzungen.
  • Welche Art von Fortbildung man wählt, hängt von den Berufs- und Karrierezielen ab.

Wenn du dich im kaufmännischen Bereich weiterbilden möchtest, bietet sich dir eine große Vielfalt an Möglichkeiten. Neben einem Studium im betriebswirtschaftlichen Bereich kannst du dich im Rahmen einer Aufstiegsfortbildung zum Fachkaufmann, Fachwirt oder Betriebswirt weiterbilden. In der Praxis stellt sich sehr oft die Frage, ob der Fachwirt oder der Betriebswirt die bessere Wahl ist. Sie lässt sich jedoch nicht pauschal beantworten, sondern hängt einerseits von deiner Vorbildung und Qualifikation, andererseits aber vor allem von den individuellen Berufszielen ab.

Was ist eine Aufstiegsfortbildung eigentlich genau?

Als Aufstiegsfortbildung bezeichnet man all jene Weiterbildungsveranstaltungen, die der Qualifikation für höherwertige Aufgaben dienen. Sie bauen stets auf einer abgeschlossenen Berufsausbildung oder langjährigen Berufspraxis auf und bereiten die Teilnehmer auf einen erweiterten Verantwortungsbereich vor (z. B. den Eintritt ins Management). Hierzu zählen nicht nur Fachwirt und Staatlich geprüfter Betriebswirt, sondern zum Beispiel auch Handwerks- und Industriemeister, Staatlich geprüfte Techniker oder Fachkaufleute.

Unterschiede zwischen IHK-Fachwirt und Staatlich geprüftem Betriebswirt

Wenn man sich die Inhalte des IHK-Fachwirts und des Staatlich geprüften Betriebswirts ansieht, werden sich viele Gemeinsamkeiten finden. Beide bauen auf den bestehenden kaufmännischen Kenntnissen auf und vermitteln zum Beispiel Kenntnisse in BWL, Rechnungswesen, Recht und Steuern oder Unternehmensführung. Und doch gibt es einige Unterschiede zwischen den beiden Aufstiegsfortbildungen.

Unterschied #1: Generalist oder Spezialist?

Der größte Unterschied liegt darin, worauf sich die Inhalte beziehen. In der Weiterbildung zum Fachwirt werden Spezialisten für eine bestimmte Branche herangezogen. Die Inhalte sind branchenbezogen und orientieren sich zum Beispiel an den Besonderheiten der Industrie (Industriefachwirt), der Medien (Medienfachwirt) oder des Handels (Handelsfachwirt). Fachwirte qualifizieren sich also für eine Tätigkeit im mittleren Management einer bestimmten Branche.

Angehende Betriebswirte hingegen bilden sich funktionsbezogen weiter. Sie erwerben ein tiefgehendes Wissen im betriebswirtschaftlichen und kaufmännischen Bereich, ohne sich jedoch auf eine Branche zu spezialisieren. Stattdessen vertiefen sie ihre Kenntnisse gewöhnlich im Bereich einer bestimmten Funktion, zum Beispiel im Personalwesen, in der Logistik oder auch im Marketing. Sie sind später generalistisch einsetzbar und können mit ihrem Wissen ebenso in der Industrie wie im Handel gefragt sein.

Unterschied #2: Praxisbezug

Auch im Praxisbezug unterscheiden sich die zwei Weiterbildungen mitunter stark. Während beim Fachwirt sehr großer Wert auf die praktische Anwendbarkeit des Wissens gelegt wird, setzt man beim Staatlich geprüften Betriebswirt auf viele theoretische Inhalte.

Unterschied #3: Dauer

Der Staatlich geprüfte Betriebswirt umfasst etwa 2400 bis 2800 Unterrichtsstunden. Dies entspricht einer Dauer von etwa zwei Jahren in Vollzeit oder drei Jahren im Teilzeitlehrgang. Die meisten Fachwirt-Weiterbildungen dauern zwischen 18 und 24 Monaten. Bei Vollzeitvarianten kann es jedoch auch deutlich schneller gehen – den Wirtschaftsfachwirt kannst du zum Beispiel schon nach drei Monaten abschließen.

Unterschied #4: Voraussetzungen

In Hinblick auf die Voraussetzungen gibt es nur geringfügige Unterschiede:

Voraussetzungen Betriebswirt Voraussetzungen Fachwirt
  • Realschulabschluss
  • abgeschlossene kaufmännische Berufsausbildung
  • Berufsschulabschluss
  • mindestens 1 Jahr Berufserfahrung

alternativ: 5 Jahre Berufspraxis ohne abgeschlossene Berufsausbildung

  • einschlägige Berufsausbildung (mind. 3 Jahre)
  • mindestens 1 Jahr Berufserfahrung, je nach Branche auch mehr (z. B. 1 Jahr beim Handelsfachwirt, mindestens 2 Jahre beim Bankfachwirt)

alternativ: je nach Branche mehrjährige Berufspraxis auch ohne einschlägige Berufsausbildung

Anerkennung von IHK-Fachwirt und Staatlich geprüftem Betriebswirt: Gleicher Wert

Seit dem Jahr 2013 sind der Fachwirt IHK und der Staatlich geprüfte Betriebswirt im DQR-Rahmen vom Anforderungsniveau her gleichgestellt. Dies bedeutet: Sie stehen gemeinsam mit den Industrie- und Fachmeistern sowie mit den Staatlich geprüften Technikern auf einer Stufe mit dem Bachelor-Niveau. Höher angesiedelt ist hingegen der Betriebswirt IHK – er entspricht einem akademischen Master.

Dies zeigt sich auch in der Akzeptanz unter Arbeitgebern: Beide Abschlüsse sind gerne gesehen und sind vielversprechende Türöffner für den Aufstieg ins mittlere Management.

Auch lesen: Wie anerkannt ist ein Fernstudium in der Wirtschaft?

Die richtige Wahl: Fachwirt oder Betriebswirt?

Ob nun der IHK-Fachwirt oder der Staatlich geprüfte Betriebswirt die richtige Wahl ist, hängt von den persönlichen Berufszielen ab. Willst du dich auf eine bestimmte Branche konzentrieren, ist der Fachwirt eine gute Idee. Möchtest du zum Beispiel als gelernter Fitnesskaufmann Verantwortung im Fitnessbereich übernehmen, empfiehlt sich für dich die Weiterbildung zum Fitnessfachwirt IHK. Als Fachwirt hast du in deiner speziellen Branche einen Vorteil gegenüber den generalistischen Betriebswirten – ein Branchenwechsel wird für dich aber eher schwer umzusetzen.

Möchtest du dich hingegen unabhängig von der Branche für Managementaufgaben qualifizieren, wählst du den Staatlich geprüften Betriebswirt. Er sichert dir breitgefächerte betriebswirtschaftliche Kenntnisse, mit denen du in nahezu jeder Branche tätig werden kannst. Du bist vielseitig und kannst später jederzeit den Bereich wechseln. Allerdings musst du dich dann jeweils erst in die Besonderheiten der jeweiligen Branche einarbeiten und bekommst Konkurrenz durch die spezialisierten Fachwirte.

Aufstiegsfortbildung per Fernstudium: Welche Möglichkeiten gibt es?

Den Staatlich geprüften Betriebswirt kannst du bei den meisten gängigen Fernlehrgangsanbietern absolvieren. Eine grobe Marktübersicht gibt dir diese Tabelle:

KursAnbieterStudiendauerKosten
36 Monateab 5976 € insgesamt
ab 166 € monatlich
36 Monateab 7008 € insgesamt
ab 178 € monatlich
36 Monateab 6984 € insgesamt
ab 194 € monatlich

Mehr Infos: Betriebswirt-Fernstudium: Die 20 besten Kurse im großen Vergleich

Beim Fachwirt ist das Angebot deutlich breiter gefächert, weil es sich ja nicht nur um eine einzelne Weiterbildung handelt, sondern es eine ganze Handvoll an Aufstiegsfortbildungen für unterschiedliche Branchen gibt. Aber auch hier bieten die Fernlehrgangsanbieter eine große Auswahl an Lehrgängen, die du bequem in deinen eigenen vier Wänden absolvieren kannst. Nach deiner Studienzeit meldest du dich selbst zur IHK-Prüfung an und legst sie ganz normal mit den anderen Prüflingen ab. Eine kleine Auswahl aus den bestehenden Weiterbildungsmöglichkeiten in diesem Bereich:

KursAnbieterStudiendauerStudieninhalteKosten
18 MonateMarketingstrategien entwickeln, Marketingkonzepte und Marketingprojekte planen und umsetzen, Marketingprozesse analysieren, bewerten und weiterentwick…ab 4662 € insgesamt
ab 259 € monatlich
18 MonateUnternehmensführung und Steuerung, Führung, Personalmanagement, Kommunikation und Kooperation, Handelsmarketing, Beschaffung und Logistik, Vertriebsst…ab 4302 € insgesamt
ab 239 € monatlich
20 MonateRahmenbedingungen der Immobilienwirtschaft, Unternehmenssteuerung und Kontrolle, Personal, Arbeitsorganisation und Qualifizierung, Immobilienbewirtsch…ab 3640 € insgesamt
ab 182 € monatlich
24 MonateTECHNISCHE QUALIFIKATION: Naturwissenschaftliche und technische Grundlagen, Werkstofftechnologie, Technische Kommunikation, Betriebs- und Fertigungste…ab 2992 € insgesamt
ab 124 € monatlich
18 MonateWirtschaftsbezogene Qualifikationen: Arbeitsmethodik, Volks- und Betriebswirtschaftslehre, Rechnungswesen, Recht und Steuern, Unternehmensführung; Han…ab 3204 € insgesamt
ab 178 € monatlich
18 MonateWirtschaftsbezogene Qualifikationen: Arbeitsmethodik, Volks- und Betriebswirtschaftslehre, Rechnungswesen, Recht und Steuern, Unternehmensführung; Han…ab 4302 € insgesamt
ab 239 € monatlich

Fazit

Für welche Art von Aufstiegsfortbildung du dich entscheidest, hängt davon ab, in welcher Branche du arbeiten bzw. arbeiten möchtest. Branchenspezifische Fortbildungen wie beim Fachwirt können ein Wettbewerbsvorteil am Arbeitsmarkt sein, allerdings ist dann auch dein Tätigkeitsfeld eingeschränkter. Die Betriebswirt-Fortbfildung hingegen ist theoretischer, dafür sind deine Berufsmöglichkeiten im Anschluss auch etwas weiter gefächert.

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