Wissenschaft? Was ist das?

Was bedeutet das: wissenschaftlich? Dieser Artikel liefert einige Ansatzpunkte zum weiteren Nachdenken.

Wissenschaftliches ArbeiteWas bedeutet das: wissenschaftlich? Wenn Sie auf diese Frage keine Antwort haben, können Sie auch keine wissenschaftliche Arbeit, keinen wissenschaftlichen Text verfassen.

Um die Frage zu beantworten, was wissenschaftlich bedeutet, gehen Sie so vor, wie Sie künftig bei vielen Begriffsdefinitionen und  -analysen vogehen werden. Benutzen Sie Ihre mentale Lupe.

Nehmen Sie sich einen Duden zur Hand. Sie haben keinen? Traurig. Dann benutzen Sie Canoo. Wissenschaftlich ist ein Adjektiv, so steht es bei Canoo.net. Sie wollen noch mehr wissen: Das Wortschatz-Portal der Uni Leipzig nennt sogar Synonyme zum Wort – akademisch, fachwissenschaftlich gelehrt; aber auch methodisch, praxisfern, spekulativ, theoretisch.

Und was sagt Wikipedia? Sie haben richtig gelesen: Auch Wissenschaftler dürfen Wikipedia benutzen! Wikipedia bietet Ihnen oftmals eine gute Annäherung an ein Thema, die Sie nicht missen sollten. Nicht nur Wikipedia sollten Sie aber kritisch gebrauchen, sondern sämtliche Texte, mit denen Sie es als Wissenschaftler zu tun haben werden.

Wikipedia wird Ihnen nicht nur den Begriff Wissenschaft definieren, sondern Sie auf weitere Literatur verweisen, etwa auf Max Webers Vortrag „Wissenschaft als Beruf “ (in diesem Zusammenhang wird der webersche Vortrag übrigens oft „verlinkt“, sowohl online als auch offline; lesen Sie ihn, um herauszufinden, warum andere ihn für so wichtig erachten).

So nähern Sie sich in einer Art Schneeballsystem immer mehr einer Definition Ihres Begriffes an. Analysieren Sie das Wort an sich, schlagen Sie in Fremdwörterbüchern nach, in ethymlogischen Wörterbüchern, in Fachlexika. Wie definieren andere diesen Begriff: Wissenschaft?

Genau das macht Wissenschaft zu einem großen Teil aus. Die Erleichterung der Verständigung durch gemeinsame Definitionen, eine gemeinsame Sprache. Die Idee dahinter: Wenn jeder erläutert, was er mit bestimmten Begriffen eigentlich genau meint, reduziert dies zwangsläufig Missverständnisse. Denn diese entstehen oft dadurch, dass Sie im Gespräch davon ausgehen, dass Ihr Gegenüber, etwa Ihr Freund oder Ihre Freundin, unter den Begriffen, die Sie verwenden, z. B. Liebe, nicht dasselbe versteht wie Sie. Der eine hält „Liebe“ für etwas, das einem wiederfährt. Der andere für eine Tätigkeit, die ausgeübt wird. Beide nenne es aber „Liebe“.

Wenn Sie sich damit beschäftigen, was Wissenschaft und wissenschaftlich ist und davon abgeleitet wissenschaftlichkeit, werden Sie früher oder später auf Umberto Eco stoßen, der in seinem „vielmals verlinkten“ Buch „Wie man eine wissenschaftliche Abschlussarbeit schreibt “ die Anforderungen an Wissenschaftlichkeit aufzählt. Eine wissenschaftliche Untersuchung wird durch folgende Punkte charakterisiert (Eco 2007, S. 40 ff.).

  • „Die Untersuchung behandelt einen erkennbaren Gegenstand, der so genau umrissen ist, daß er auch für Dritte erkennbar ist.“
  • „Die Untersuchung muß über diesen Gegenstand Dinge sagen, die noch nicht gesagt worden sind, oder sie muß Dinge, die schon gesagt worden sind, aus einem neuen Blickwinkel sehen.“
  • „Die Untersuchung muß für andere von Nutzen sein.“
  • „Die Untersuchung muß jene Angaben enthalten, die es ermöglichen nachzuprüfen, ob ihre Hypothesen falsch oder richtig sind, sie muß also die Angaben enthalten, die es ermöglichen, die Auseinandersetzung in der wissenschaftlichen Öffentlichkeit fortzusetzen.“

Und was ist nun ein wissenschaftlicher Text? Wissenschaftliche Arbeiten bzw. Texte lassen sie grob unterteilen in theoretische und empirische Arbeiten. Empirische Arbeiten dokumentieren eine Forschung, ein Forschungsprojekt, bei dem ein Gegenstand, wie es der Name sagt, empirisch, also durch Wahrnehmung, Beobachtung, Experiment untersucht wurde.

Theoretische Arbeiten untersuchen entwickeln und lehnen ab oder bestätigen ihre Thesen meist auf eine abstrakte Weise, sie analysieren vorhandene Texte und Thesen und bringen sich in einen Zusammenhang mit ihnen.

Verschiedene Arten von wissenschaftlichen Texten mit unterschiedlichen Intentionen haben sich im Laufe der Zeit  herausentwickelt. Auf diese soll im folgenden Kapitel eingegangen werden.

 

Tipp: Beschäftigen Sie sich ausführlich nicht nur mit den Lexika Ihres Fachbereiches, sondern auch mit denen angrenzender Fachgebiete. Untersuchen Sie Begriffe auf Ihre Geschichte hin, Ihre grammatikalische Verwendung usw. Beschäftigen Sie sich damit, was ein Begriff ist.

Mehr Infos

  • Wikipedia
  • Canoo.net (Canoo bietet eine hervorragende Möglichkeit, Worte aus grammatikalischer Perspektive online schnell zu analysieren.)
  • wortschatz.uni-leipzig.de (Wortschatz-Portal der Universität Leipzig, noch genauere Analyse als bei Canoo)

Literatur

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  • Juergen da Silva · vor 4 Jahren
    Hier ein kostenfreier Kurs bzw. Mooc mit dem Titel: Grundlagen wissenschaftlichen Arbeitens.
    Zu finden unter imoox.at. Angeboten von von der FH Technikum Wien. Vortragende ist Stefanie Lietze MSc Psychologie.