Lesen, Lesetechniken, Exzerpieren

Informationen über Lesetechniken und Exzerpieren für wissenschaftliche Arbeiten (Aufsätze, Monografien etc.)

Lesetechniken und QuerlesenKönnen Sie lesen? Vielleicht nicht. Wahrscheinlich denken Sie während des Lesens darüber nach, was Sie sich später kochen könnten. Oder Ihre Augen springen immer wieder an den Anfang eines Satzes, weil sie ihn nicht verstanden haben. Oder Sie unterstreichen halbe Bücher, in dem Glauben, sie nun gelesen und verstanden zu haben.

Wie hoch ist Ihre Leseenergie? Schaffen Sie es, zehn Seiten Offline-Text, eines wissenschaftlichen Aufsatzes etwa, am Stück zu lesen und zu verstehen? Wie sieht es aus mit zwanzig Seiten.

Lernen Sie lesen. Es ist unabdingbar für ein erfolgreiches Studium.

Sie brauchen eine Leseatmosphäre. Etwa ein Platz, an den Sie sich immer zum Lesen zurückziehen, eine bestimmte Ecke in Ihrem Lieblingsraum, ein fester Platz in der Bibliothek Ihres Vertrauens. Ruhe brauchen Sie zum effektiven Lesen, Ruhe und Atmosphäre.

Querlesen

Wie erfassen Sie die Relevanz des vorliegenden Buches 2.0 für sich und Ihre Arbeit? Der Autor hat Ihnen einiges erleichtert. Er hat ein Inhaltsverzeichnis gestaltet, das Ihnen einen groben Überblick über die Struktur dieses Buches verschafft. Er arbeitet mit Zwischenüberschriften, die Ihnen schnell die ungefähren Inhalte der Absätze verraten, die sie einschließen. Er arbeitet mit fett ausgezeichneten Schlagwörtern, die Ihnen das Scannen des Textes nach relevanten Textstellen erleichtern.

Ein gutes Sachbuch ist auch mit einem Index ausgestattet, der Schlagworte auflistet und auf die Seiten verweist, die diese Schlagworte enthalten. Im Laufe Ihrer Studenten-Karriere werden Sie es mit langen Listen von Schlagwörtern, auch mit langen Wortlisten in Wörterbüchern zu tun haben. Sie müssen in der Lage sein, blitzschnell den gewünschten Begriff zu finden. Das erfordert hohe Konzentration.

Nicht nur Marketing-Profis wissen, dass die Blickrichtung eines Betrachters sich üblicherweise von links oben nach rechts unten bewegt. Derartig überfliegen Sie gewöhnlich ein Blatt Papier, auf dem Sie Informationen suchen. Sie scannen es blitzschnell nach Schlagwörtern, die Ihrer Meinung nach relevant für Sie sein sollten. Dabei lesen Sie die Wörter nicht Buchstabe für Buchstabe, sondern Sie erkennen Sie anhand von Mustern.

Üben Sie das Querlesen, indem Sie sich ein Buch zur Hand nehmen und Seite für Seite nach einem bestimmten Schlagwort durchforsten.

Schnelllesen

Querlesen soll Ihnen einen ersten groben Überblick über die Literatur verschaffen, herausfinden, ob die Literatur relevant genug ist, um in Ihrer Diplomarbeit oder Masterarbeit verarbeitet zu werden.Sie müssen ein Buch aber auch gänzlich lesen und verstehen können.

Sie werden viel Literatur lesen müssen im Laufe Ihres Studiums. Eine gute Lesetechnik hilft Ihnen dabei, effizient zu lesen. Der Begriff Schnelllesen bzw. Speedreading ist dabei etwas irreführend. Es geht darum, mit Gewinn zu lesen.
Als normaler Leser lesen Sie in etwa mit einer Geschwindigkeit von 250 Wörtern pro Minute. Üblicherweise vokalisieren Sie die Begriffe dabei auch innerlich, sie sprechen also in Gedanken mit, was Sie lesen. Durch bestimmte Lesetechniken können Sie es allerdings locker auf die doppelte Lesegeschwindigkeit bringen, bei gleichem oder sogar größerem Verständnis des Textes.

Manche Techniken verlangen dabei das Training der Augenmuskulatur, das es ermöglichen soll, mit dem Auge schneller vom linken zum rechten Rand einer Zeile zu springen. Außerdem soll dabei geübt werden, eine Zeile mit möglichst wenigen Blicken zu erfassen. Tatsächlich nehmen Sie bekannte Worte und Wortgruppen als Ganzes auf. Das können Sie sich zunutze machen. Aber einer bestimmten Lesegeschwindigkeit hören Sie auch damit auf, im Kopf das Gelesene mitzusprechen. Trainieren Sie Ihre Fähigkeit zur Visualisierung. Je plastischer die Vorstellung vom Gelesenen in Ihrem Kopf, desto besser bleibt das Gelesene im Gedächtnis haften.

Am wichtigstens für ein effektives Lesen ist aber Ihre Konzentrationsfähigkeit. Machen Sie täglich, möglichst vor und nach dem Lesen einfach Konzentrationsübungen, lösen Sie mathematische Gleichungen im Kopf, spielen Sie Sudoko, was auch immer Ihnen hilft, Ihren Konzentrationsmuskel zu stärken.

Exzerpieren

Für Studenten ist es zu einer Art sportlicher Angelegenheit geworden, Texte mit Markern einzufärben. Das Ergebnis sind gelb oder orange oder grün leuchtende Blätter, deren Worte und Sätze sich noch schwerer lesen lassen als vorher. Diese Angewohnheit ist genauso schrecklich, wie die, jedes einzelne Wort eine Dozenten stichpunktartig mitschreiben zu wollen. Vor lauter Aufregung darum, auch ja alle Gedanken zu notieren, vergisst der Student ganz und gar, die Gedanken auch zu verstehen und – vielleicht noch wichtiger – die Persönlichkeit des Dozenten, den Kontext der Gedanken. So kritisiert es auch Erich Fromm in seinem sehr lesenswerten Buch „Haben oder Sein“ (2000, S. 38), wo er schreibt:

Studenten, die an der Existenzweise des Habens orientiert sind, hören eine Vorlesung, indem sie auf die Worte hören, ihren logischen Zusammenhang und ihren Sinn erfassen und so vollständig wie möglich alles in ihr Notizbuch aufschreiben, so daß sie sich später ihre Notizen einprägen und eine Prüfung ablegen können. Aber der Inhalt wird nicht Bestandteil ihrer eigenen Gedankenwelt, er bereichert und erweitert diese nicht.

Freilich, es kann nützlich sein, Bücher und Aufsätze zu exzerpieren. Aber lassen Sie an erster Stelle den Inhalt Sie bereichern.

Sie müssen nicht ganze Sätze markieren. Oft reicht es auch, einzelne Wort oder Sätze mit Bleibstift einzuklammern, um sie später beim Durchblättern schnell wieder zu finden. Oder machen Sie sich nach einem von Ihnen selbst festgelegten Schema Notizen am Rand. Sie könnten Ausrufezeichen für wichtige Gedanken verwenden, Fragezeichen für unklare Stellen usw. Schreiben Sie Schlagworte an den Rand.

Aber bitte markieren Sie nicht den halben Text, nur damit Sie das Gefühl haben, ihn gelesen zu haben. Sie sollen ihn nicht nur lesen, sie sollen ihn verstehen. Um Goethes Werter zu verstehen, reicht es nicht aus, den Inhalt zu extrahieren, zu exzerpieren. Sie müssen ihn mehrmals lesen und sich währenddessen unablässig mit den Umständen, der Epoche beschäftigen.

Gerade bei umfangreicheren Abschlussarbeiten kann es natürlich sinnvoll sein, ein Karteikartensystem mit Zitaten und Verweisen, kleinen Zusammenfassungen anzulegen. Aber für die wichtige Literatur, die Quellen sollte das weniger nötig sein, weil Sie sie so gut kennen, dass das Wichtigste in Ihrem Kopf ist.

Literatur

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