Abschlussarbeit oder Seminararbeit schreiben: Literaturrecherche

Übersicht über Möglichkeiten der Literaturrecherche für wissenschaftliche Arbeiten (Bachelorarbeiten, Masterarbeiten etc.)

Literaturrecherche DiplomarbeitEine vernünftige Literaturrecherche ist nach der Themenfindung das A für Ihre wissenschaftliche Abschlussarbeit (was das O ist, lesen Sie weiter unten). Daher kann Ihnen hier auch nur ein ganz grober Überblick über die Kunst der Recherche wissenschaftlicher Literatur gegeben werden. Wie bei allen anderen Künsten auch, werden Sie umso besser, je mehr Erfahrung Sie haben.

Zu Beginn werden Sie sich besonders viel Überblicksliteratur verschaffen, nach und nach immer speziellere Monografien und Aufsätze. Wichtig ist, dass Sie bereits eine Fragestellung im Kopf haben; je mehr sich Ihre Gliederung entwickelt, desto präziser werden auch die Fragen, desto spezieller die Literatur. Um relevante Literatur für Ihre Diplomarbeit oder Bachelorarbeit zu recherchieren, haben Sie verschiedene Werkzeuge zur Verfügung.

Das wichtigste davon ist Ihr Verstand. Lernen Sie, Wichtiges von Unwichtigem zu filtern. Im Abschnitt zu den Lesetechniken erfahren Sie mehr über die Möglichkeiten, die Sie haben, sich blitzschnell einen ersten Eindruck von der Relevanz bspw. einer Monografie für Ihr Thema zu machen.

Sie werden nach verschiedenen Arten von Literatur recherchieren. Die Sekundärliteratur spiegelt aktuellen oder auch älteren Forschungsstand Ihres Thema wider. Quellen sind die wichtigste Art von Literatur, zumindest in den Geisteswissenschaften. Um Quellen drehen sich viele Magisterarbeitsthemen. Legen Sie einen hohen Wert auf Quellen und Quellenarbeit. Es ist nett zu lesen, was einhundert andere über eine Quelle zu sagen haben. Letztendlich kommt es aber darauf an, was Sie über diese Quelle denken und sagen. Haben Sie etwas zu sagen, das andere noch nicht gesagt haben?

Wichtig sind für Sie auch Internetquellen und Internetsekundärliteratur. So manchen Aufsatz werden Sie nur im Internet finden, auch die ein oder andere Quelle. Das Internet sollten Sie für Ihre Literaturrecherche nicht unterschätzen. Das Internet bietet Ihnen ein Schneeballsystem par excellence. Sie werden im WWW nicht nur eine Fülle an Literaturverweisen finden, sondern auch wichtige Recherchewerkzeuge wie die OPACs der Universitätsbibliotheken. Im Internet ist Ihre Recherchekompetenz aber noch mehr als bisher gefragt. Suchmaschinen machen das Netz nur zu einem sehr geringen Teil sichtbar. Unter der Oberfläche, in den Tiefen des WWW-Meeres ist es dunkel. Machen Sie das Relevante mithilfe Ihrer mentalen Taschenlampe sichtbar.

Was ist relevante Literatur? Mit der Literatur ist es wie mit Websites: Sie ist umso relevanter, je häufiger andere Publikationen sich auf sie beziehen. Das sagt noch rein gar nichts über die Qualität aus, die müssen Sie dann natürlich selbst beurteilen. Aber wenn zehn verschiedene Monografien zu Ihrem Thema sich auf den einen Aufsatz über den Begriff des Glückes bei Epikur beziehen, muss er doch eine gewisse Relevanz für das Thema besitzen. Untersuchen Sie dies. Gehen Sie der Frage nach, warum andere gerade diesen Aufsatz für so wichtig erachten.

Die hohe Zahl an Verlinkungen eines Dokuments, ob on- oder offline, ist aber nur eine Art der Relevanz. Eine andere Frage, die Sie sich beantworten müssen: Wie relevant ist das Dokument für mich, für meine Diplomarbeit, meine Dissertation, mein Buch? Relevanz wird also erst durch Kontext hergestellt.

Tipp: Beschäftigen Sie sich ausführlich mit den Begriffen Recherche und Relevanz.

Schneeballsystem. Lassen Sie den Zufall entscheiden

Wie bereits erwähnt, ist das Internet ein perfekter Ausgangspunkt für das Schneeballsystem. Einmal angefangen über ein Thema zu lesen, können Sie sich sich bis ins Unendliche den Links entlang durch die Tiefen des WWW klicken. Achtung: Verlieren Sie dabei nicht den roten Faden. Nicht jedem Link müssen Sie folgen. Entwickeln Sie Filtermechanismen, um das Wichtige vom Unwichtigen zu trennen – das kann nicht oft genug wiederholt werden.

Was Sie online machen können, dürfen Sie auch offline betreiben. Nehmen Sie sich das allgemeinste Buch zum Thema Ihrer Wahl in die Hand und folgen Sie den Literaturverweisen. Zu vielen Themen gibt es auch spezielle Bibliografien, in denen die wichtigste Literatur zum Thema säuberlich sortiert aufgeführt wird. Und auch offline gilt: Beschränken Sie sich auf wenig, dafür aber sehr relevante Literatur. Beschränken Sie die Auswahl an Sekundärliteratur zugunsten der Quellen. Um den Forschungstand zu berücksichtigen, müssen Sie natürlich viele bzw. alle relevanten Sekundärdokumente kennen; aber Sie müssen nicht jede Ihrer Meinungen und Thesen mit fremden Ideen begründen.

Internetquellen

Literaturrecherche mit GoogleUm Internetquellen zu recherchieren, werden Sie häufig Google verwenden. Lernen Sie, mit Google umzugehen. Sie können Google so anpassen, dass Ihnen 100 Suchergebnisse zu jedem Thema angezeigt werden. Nicht alle werden relevant sein – hier gilt auch: schnell und effizient filtern (siehe auch den Abschnitt zu den Lesetechniken). Natürlich haben Sie eine Frage, bevor Sie suchen. Sie brauchen aber bei Google nicht die komplette Frage einzugeben. Verstehen Sie, wie Google tickt. Suchen Sie nach Schlagworten. Wenn Sie nach Ressourcen suchen, die sich mit Napoleon beschäftigen, googeln Sie nicht „Welche Rolle spielte Napoleon für die deutsche Einheit?", sondern: „Napoleon Nationalstaaten“ oder „Napoleon deutsche Einheit“.

Im Anhang finden Sie eine Übersicht über Tricks, die Sie verwenden können, um Ihre Suchergebnisse zu verbessern.

Achtung! Google ist nicht die einzige Suchmaschine. Google durchsucht nur das so genannte Oberflächenweb, geschätzte 10 % aller Websites, wahrscheinlich noch weniger. Selbst alle Suchmaschinen zusammen finden nur einen Bruchteil der sich im Web befindlichen Dokumente.

Eine weitere Möglichkeit neben Google & Co. sind redaktionell betreute Linklisten. Die finden Sie oft auf den Websites einschlägiger Institute zum Thema oder auf Themenportalen. Auch über Internetforen zum Thema kommen Sie oft weiter. Die Linklisten der universitären Institute sehen häufig nicht sonderlich gut aus. Manchmal enthalten sie auch veraltete, kaputte Links. Mit der Gestaltung haben es viele Wissenschaftler nicht so – schade eigentlich, denn was nützen die besten Inhalte, wenn sie nur schwer zugänglich sind? Beispiel für eine entsprechende Linkliste: http://www.uni-greifswald.de/~dt_phil/litwiss/Gratz/litlink.html.

Wichtig sind auch Quellensammlungen im Internet. Die wenigsten sind zitierfähig, aber sie helfen Ihnen hervorragend weiter, wenn Sie die entsprechende Literatur gerade nicht zur Hand haben. Beispiel für Quellensammlungen: zeno.org, www.thelatinlibrary.com.

Lernen Sie zu filtern. Lernen Sie zu filtern. Viele Ergebnisse sind für Ihre Arbeit an sich unerheblich. Aber sie führen Sie weiter auf andere relevante Fakten, Literatur und Fragestellungen. Die wenigsten der Internetquellen werden Sie zitieren (mehr zum Zitieren von Internetquellen weiter unten).

Legen Sie auf das unbeständige Internet auch nicht zu viel Wert. Vermeiden Sie es, aus Internetdokumenten zu zitieren. Nutzen Sie es einfach als eine gute Möglichkeit, schnell zu recherchieren, sich in ersten Schritten an ein Thema anzunähern.

Monografien, Sammelbände etc.

Recherche in BibliothekeEine Monografie ist ein eigenständiges Werk von einem oder mehreren Autoren, das ein bestimmtes, begrenztes Thema möglichst umfassend behandelt. In Sammelbänden werden Sie mehrere Texte, Aufsätze verschiedener Autoren zu einem Thema finden.

Monografien und Sammelbände eignen sich auch hervorragend für das Schneeballsystem. Sie werden für Ihr Thema sicher unzählige entsprechende Bände recherchieren. Nicht jeden brauchen Sie, nicht alle müssen Sie komplett lesen. Oft reicht Ihnen ein einzelner Aufsatz, manchmal nur ein einzelnes Kapitel, hin und wieder nur die Literaturliste eines Buches.

Monografien und Sammelbände recherchieren Sie oft zuerst über das Internet. Die OPACs (Online Public Access Catalogues) sind mittlerweile recht vollständig und bieten zwar keine usability deluxe, aber sie erfüllen ihren Zweck. Besuchen Sie die Website Ihrer örtlichen Unibliothek und erkunden Sie die Möglichkeiten, die Ihnen zur Literaturrecherche zur Verfügung stehen. Unter opac.hu-berlin.de finden Sie z. B. den OPAC der HU Berlin. Sie haben dort verschiedene Suchmöglichkeiten zur Verfügung, eine einfache Suche, eine erweiterte Suche, eine Experten-Suche sowie eine systematische Suche. Sie können sich mit diesem Online-Katalog also nicht nur einen Überblick über relevante Literatur zu Ihrem Thema verschaffen, sondern auch gezielt nach bestimmten Titeln suchen, die in der Universitätsbibliothek der HU Berlin zur Verfügung stehen.

Manche Titel werden Sie nicht in den Regalen finden, sie müssen aus Magazinen bestellt werden.

Tipp: Bevor Sie zu schreiben und zu recherchieren beginnen, sollten Sie die Möglichkeiten erkunden, die Ihnen Ihre lokalen Bibliotheken bieten. Machen Sie sich mit den Systematiken vertraut, mit den Teilbibliotheken angrenzender Fachbereiche, mit der Magazinbestellung, mit dem Kopiersystem.

Falls ein Titel mal nicht in Ihrer örtlichen Unibibliothek zur Verfügung steht, können Sie auch über Verbundkataloge (z. B. Karlsruher Virtueller Katalog), die das Inventar mehrerer Bibliotheken gleichzeitig durchsuchbar machen, recherchieren und per Fernleihe bestellen. Machen Sie sich auch damit vertraut.

Denken Sie immer daran: Sie müssen besser sein als Google.  10 % der relevanten Dokumente reichen nicht aus. Sie müssen 100 % sichtbar machen. Treten Sie heraus aus Ihrer Informationsblindheit.

Eine interessante Möglichkeit der Literaturrecherche bietet auch Worldcat. Wordcat ist Metakatalog, der die Bibliothekskataloge tausender Bibliotheken weltweit durchsucht. Machen Sie sich vertraut nicht nur mit den Katalogen Ihrer Regional-Bibliotheken, sondern auch mit den großen Metakatalogen.

Auch in speziellen Offline-Bibliografien oder Rezensionsorganen für Ihren Fachbereich werden Sie oft fündig. Sie sollten genau wissen, welche dieser Werke für Ihre Arbeit in Betracht kommen; fragen Sie notfalls Ihren Dozenten oder Prof., wenn Sie keinen Überblick über diese Möglichkeiten haben. Gerade Rezensionsorgane bieten eine gute Möglichkeit, Literatur schnell nach Ihrer Relevanz zu beurteilen.

Eine weitere Möglichkeit der Literaturrecherche bieten übrigens die Zettelkästen in Ihrer Bibliothek. Da diese mittlerweile zum großen Teil elektronisch erfasst worden sind, soll an dieser Stelle nicht näher darauf eingegangen werden.

Zeitschriften und Zeitschriftenaufsätze

Zeitschriften können Sie gewöhnlich über die OPACs recherchieren, Zeitschriftenaufsätze eher selten. Für Letztere gibt es spezielle Kataloge, wie z. B. die die elektronische Zeitschriftenbibliothek. Viele dieser Kataloge sind nur über das bibliotheksinterne Intranetz verfügbar. Über den Dokumentenlieferdienst subito können Sie auch komplette Zeitschriftenaufsätze bestellen. Viele Zeitschriftenaufsätze sind mittlerweile sogar online zugänglich. Auch von der deutschen Nationalbibliothek können Sie sich Dokumente liefern lassen.

Für  die meisten Fachbereiche gibt es auch umfangreiche Bibliografien in Form von herkömmlichen Büchern, die Sie zur Recherche heranziehen können. Machen Sie sich mit diesen Publikationen unbedingt vertraut, bevor Sie beginnen, an Ihrer Diplomarbeit oder Bachelorarbeit zu arbeiten.

Unerwähnt bleiben soll übrigens nicht Google Scholar, mit dem sich Datenbestände wissenschaftlicher Arbeiten durchforsten lassen.

Zeitungsartikel

Um Zeitungsartikel zu recherchieren, können Sie die Archive einzelner Zeitungen verwenden, die teilweise online zugänglich sind. Manche sind kostenpflichtig (Archiv der FAZ), andere nicht (Archiv der ZEIT).

Bücher gebraucht kaufen

Bücher gebraucht kaufenDie wichtigste Literatur, insbesondere die Quellen, sollte immer griffbereit im eigenen Bücherregal stehen. Für den, der sich neue Bücher nicht leisten kann oder will, gibt es viele Möglichkeiten, Literatur gebraucht zu beschaffen. Zudem sind viele ältere Bücher oft einfach schöner als druckfrische Neuauflagen. Nach gebrauchten Büchern zu recherchieren, lohnt sich auch für Gesamtausgaben, die so oft für einen Bruchteil des Geldes erworben werden können, das für eine Neuausgabe bezahlt werden müsste.

Offline besteht natürlich die Möglichkeit, in Antiquariaten nach Büchern zu stöbern. Viele Antiquariate sind allerdings heutzutage auch online und in größeren Verzeichnissen vertreten. Eines der größten dieser Verzeichnisse ist das ZVAB – Zentrales Verzeichnis antiquarischer Bücher. Ein weiteres derartiges Verzeichnis ist Abebooks, online erreichbar über www.abebooks.de.

Auch bei Amazonlassen sich Bücher nicht nur gebraucht kaufen, sondern auch verkaufen; Amazon ist ein modernes Antiquariat, das heißt, dass Sie oft auch sehr neue Literatur viel günstiger erwerben können. Tipp: Literatur, die Sie nicht mehr brauchen, können Sie über Amazon schnell und bequem wieder verkaufen.

 

Hinweis: Das Thema Recherche kann hier nur angeschnitten werden, obwohl die Recherche eines der wichtigsten Werkzeuge nicht nur des Wissenschaftlers ist. Beschäftigen Sie sich sehr ausführlich mit der Recherche nach Materialien, die Sie für Ihre wissenschaftliche Arbeit von Nutzen sein können, die relevant sind.

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