Wissenschaftliches Arbeiten

Die 7 wichtigsten Kriterien zur Bewertung wissenschaftlicher Quellen

Die Qualität wissenschaftlicher Arbeiten hängt maßgeblich von der Auswahl geeigneter Quellen ab. Doch nicht jede Publikation ist gleichermaßen verlässlich – manche Werke gelten als fachlich fundiert, andere basieren auf fragwürdigen Methoden oder sind durch persönliche Interessen beeinflusst. Um dies zu erkennen, ist eine kritische Bewertung der Quellen unerlässlich. Dabei spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, wie die Qualifikation des Autors, die Zitierhäufigkeit, das Veröffentlichungsverfahren und die Aktualität der Inhalte. Besonders bei Online-Quellen ist Vorsicht geboten, da sie oft keinen Peer-Review-Prozess durchlaufen haben. Dieser Artikel basiert auf einem Experteninterview, das ich mit Nadine Syring geführt habe. Wir stellen euch die sieben wichtigsten Kriterien zur Bewertung wissenschaftlicher Quellen vor und geben konkrete Tipps, wie du fundierte Literatur für deine Arbeit findest.

Autorität und Qualifikation des Autors

Ein zentrales Kriterium zur Bewertung wissenschaftlicher Quellen ist die Autorität und Qualifikation des Autors. Nicht jeder, der eine wissenschaftliche Arbeit veröffentlicht, ist automatisch ein Experte auf dem jeweiligen Fachgebiet. Deshalb ist es wichtig, die fachliche Kompetenz des Autors zu überprüfen, bevor eine Quelle für die eigene Arbeit genutzt wird.

Warum ist die Qualifikation des Autors wichtig? Die Autorität des Autors gibt Hinweise darauf, ob die Quelle fundierte und fachlich korrekte Informationen liefert. Ein Titel wie „Professor“ oder „Doktor“ allein reicht nicht aus, um eine Quelle als qualitativ hochwertig einzustufen. Vielmehr sollte geprüft werden, ob der Autor auf dem spezifischen Fachgebiet anerkannt ist. Wie Nadine im Interview betont:

„Nur weil derjenige vielleicht Professor oder Professorin ist, heißt das nicht unbedingt, dass er oder sie Experte für dieses Thema ist.“

Deshalb empfiehlt es sich, nach weiteren wissenschaftlichen Veröffentlichungen des Autors zu suchen. Eine Möglichkeit hierfür ist die Recherche über wissenschaftliche Datenbanken wie Google Scholar, Scopus oder Web of Science.

Es gibt mehrere Möglichkeiten, die Qualifikation eines Autors einzuschätzen:

  1. Google-Recherche: Ein einfacher erster Schritt ist eine Google-Suche nach dem Namen des Autors in Verbindung mit dem Themengebiet.
  2. Zitationsindex prüfen: Eine hochqualitative Quelle wird oft von anderen Wissenschaftlern zitiert. Dazu kann man sich den H-Index des Autors oder die Zitierhäufigkeit seiner Arbeiten ansehen.
  3. Institutionelle Zugehörigkeit: Hat der Autor eine Verbindung zu einer anerkannten Universität oder Forschungseinrichtung?
  4. Bisherige Publikationen: Hat der Autor bereits Bücher, Fachartikel oder Konferenzbeiträge zu dem Thema veröffentlicht?
  5. Fachliche Anerkennung: Ist der Autor in der wissenschaftlichen Community bekannt und wird er in anderen hochwertigen Quellen erwähnt?

Im Video wird dies von Nadine ebenfalls hervorgehoben:

„Das kann man ganz einfach machen, indem man den Namen mal googelt, oder indem man sich den Zitationsindex anschaut – also wie häufig wurde dieses Buch in anderen Büchern zitiert?“

Zitierhäufigkeit und Rezeption

Wichtig: Bei Zitationen solltest du immer den Kontext prüfen

Ein weiteres wichtiges Kriterium zur Bewertung wissenschaftlicher Quellen ist die Zitierhäufigkeit und Rezeption. Die Anzahl der Zitationen kann ein Hinweis auf die Relevanz und den Einfluss einer Publikation in der wissenschaftlichen Gemeinschaft sein. Doch Vorsicht: Eine häufige Zitierung allein ist noch kein Beweis für hohe Qualität.

Warum ist die Zitierhäufigkeit wichtig? Eine wissenschaftliche Arbeit, die oft in anderen Veröffentlichungen zitiert wird, hat meist eine größere Bedeutung im jeweiligen Forschungsfeld. Doch wie im Video betont wird, sollte die Zitierhäufigkeit nicht als einziges Qualitätsmerkmal betrachtet werden:

„Der Zitationsindex sagt nur, dass ein Buch sehr häufig zitiert wurde, sagt aber nicht, dass es in einem guten oder schlechten Zusammenhang zitiert wurde.“

Das bedeutet, dass eine Quelle auch oft zitiert werden kann, weil sie als negatives Beispiel dient oder kontroverse Thesen aufstellt. Daher ist es wichtig, den Kontext der Zitationen zu prüfen.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um herauszufinden, wie oft eine Quelle zitiert wurde, etwa Folgende:

  1. Google Scholar – Hier kann man die Anzahl der Zitationen einer wissenschaftlichen Arbeit leicht einsehen.
  2. Web of Science / Scopus – Wissenschaftliche Datenbanken, die den Einfluss einer Publikation im akademischen Umfeld messen.
  3. Bibliotheksdatenbanken (z. B. PubMed, IEEE Xplore) – Fachspezifische Datenbanken enthalten oft Zitationshinweise.

Warum sollte man Zitierhäufigkeit nicht isoliert betrachten? Eine hohe Zitationsrate kann durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden:

  • Negative oder kritische Zitate – Eine Arbeit kann oft zitiert werden, weil sie als schlechtes Beispiel dient.
  • Alte Klassiker – Manche Werke sind zwar häufig zitiert, aber nicht mehr aktuell.
  • Themenabhängigkeit – Einige Forschungsgebiete haben generell eine höhere Zitierfrequenz als andere.

Deshalb ist es wichtig, zusätzlich die Qualität der Quelle selbst zu bewerten und zu prüfen, in welchem Zusammenhang sie zitiert wird.

Art der Veröffentlichung und Peer-Review-Verfahren

Die Art der Veröffentlichung ist ein entscheidendes Kriterium für die Qualität einer wissenschaftlichen Quelle. Nicht jede Publikation wird vor ihrer Veröffentlichung einer Qualitätskontrolle unterzogen. Deshalb ist es wichtig, zwischen renommierten wissenschaftlichen Publikationen und weniger verlässlichen Veröffentlichungen zu unterscheiden.

Warum ist die Art der Veröffentlichung wichtig? Wissenschaftliche Publikationen können auf unterschiedliche Weise veröffentlicht werden, beispielsweise:

  • In einem renommierten Verlag – Bücher und Artikel, die in anerkannten Fachverlagen erscheinen, durchlaufen oft eine Qualitätsprüfung.
  • In einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift – Publikationen in Peer-Review-Journalen gelten als besonders hochwertig.
  • Als Dissertation oder Hochschulschrift – Dissertationen sind häufig fundierte Arbeiten, da sie vor der Veröffentlichung durch ein Prüfungsverfahren gehen.
  • Im Eigenverlag oder als Open Source – Diese Veröffentlichungen sind nicht zwangsläufig schlecht, wurden aber möglicherweise nicht von Experten geprüft.

Nadine Syring betont, dass es wichtig ist, genau zu prüfen, wie eine Quelle veröffentlicht wurde:

„Der Verlag ist wirklich auch ein Kriterium. Ist das ein Wissenschaftsverlag? Ist das ein freier Verlag? Oder ist das vielleicht sogar im Eigenverlag entstanden?“

Was ist ein Peer-Review-Verfahren? Ein Peer-Review-Verfahren ist eine wissenschaftliche Qualitätskontrolle, bei der ein Artikel von unabhängigen Experten des Fachgebiets geprüft wird, bevor er veröffentlicht wird. Dabei gibt es verschiedene Formen:

  1. Einfache Peer-Review – Ein Gutachter überprüft die Arbeit.
  2. Double Peer-Review – Zwei unabhängige Gutachter bewerten die Arbeit.
  3. Double-Blind Peer-Review – Das höchste Qualitätsniveau: Sowohl der Autor als auch die Gutachter bleiben anonym, um eine objektive Bewertung zu gewährleisten.

Im Interview erklärt Nadine Syring die Bedeutung des Double-Blind Peer-Reviews:

„Das ist eigentlich das höchste, was wir in der Wissenschaft haben. Das bedeutet, dass der Artikel ohne Namen und Institution eingereicht wird und von zwei unabhängigen Gutachtern geprüft wird.“

Das Besondere an diesem Verfahren ist, dass es Objektivität sichert und jungen Wissenschaftlern eine faire Chance gibt: „Das ist auch ein cooler Indikator für die Qualität der Quellen, weil hier wirklich nur der Inhalt zählt.“

Warum ist ein Peer-Review ein Qualitätsmerkmal? Ein Peer-Review-Verfahren stellt sicher, dass:

  • Der Inhalt fachlich geprüft wurde
  • Methodische und wissenschaftliche Standards eingehalten werden
  • Falsche oder ungenaue Aussagen durch Experten korrigiert werden

Ein besonders hoher Standard gilt für Artikel, die in renommierten Fachzeitschriften mit Double-Blind Peer-Review erscheinen.

Vorsicht bei Open-Access und Eigenveröffentlichungen: Nicht jede Quelle, die Open Access veröffentlicht wurde, ist automatisch wissenschaftlich minderwertig. Allerdings sollte man sich bewusst sein, dass Open-Access- und Eigenveröffentlichungen oft nicht die gleichen strengen Prüfungen durchlaufen wie klassische Verlagspublikationen.

Nadine Syring weist darauf hin, dass bei Dissertationen in kleineren Verlagen Vorsicht geboten sein kann:

„Dissertationen müssen veröffentlicht werden, aber viele zahlen hohe Summen, um sie in bestimmten Verlagen zu publizieren. Manche wählen deshalb Open-Source-Publikationen über Universitätsbibliotheken.“

Aktualität der Quelle

Die Aktualität einer Quelle ist ein entscheidendes Kriterium für ihre wissenschaftliche Relevanz. Je nach Fachgebiet kann es notwendig sein, mit den neuesten Veröffentlichungen zu arbeiten – in anderen Disziplinen wiederum sind auch ältere Quellen wertvoll. Die Frage, wie alt eine Quelle maximal sein sollte, hängt daher stark vom Forschungsthema ab.

Warum ist die Aktualität einer Quelle wichtig? Wissenschaft entwickelt sich ständig weiter. Neue Erkenntnisse können ältere Theorien widerlegen oder erweitern. Besonders in schnelllebigen Bereichen wie Medizin, Technologie oder Sozialwissenschaften ist es entscheidend, mit aktuellen Informationen zu arbeiten.

Im Interview erklärt Nadine Syring, dass viele Studierende nach einer festen Regel für die Aktualität von Quellen suchen. Sie stellt jedoch klar: Es kursiert immer diese Zahl von 5 bis 10 Jahren – aber das kommt wirklich darauf an, was du studierst.“ Das bedeutet: Eine pauschale Regel gibt es nicht, aber je nach Fachgebiet gelten unterschiedliche Anforderungen.

Beispielsweise diese Faktoren beeinflussen die Relevanz einer Quelle:

  • Fachbereich: Technologie, Naturwissenschaften, Medizin → Aktualität ist entscheidend, oft sollten Quellen nicht älter als 5 Jahre sein. Geschichtswissenschaften → Ältere Quellen sind oft essenziell, um historische Zusammenhänge zu verstehen. Wirtschaft & Politik → Beides kombinieren: Ältere Quellen zur Vergangenheit, aktuelle Quellen für heutige Entwicklungen.
  • Thema der Arbeit: Wenn das Thema die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse betrifft (z. B. KI, Klimawandel, Corona-Forschung), sollten die aktuellsten Studien genutzt werden. Wenn es um eine langfristige Entwicklung geht (z. B. politische Systeme, gesellschaftliche Trends), kann es hilfreich sein, ältere und neuere Quellen zu vergleichen.

Tipp von Nadine:

„Wenn du ein politisch-wirtschaftliches Thema bearbeitest, solltest du auch mit Quellen aus der entsprechenden Zeit arbeiten – nicht nur mit aktuellen.“

Wie überprüft man die Aktualität einer Quelle?

  1. Publikationsdatum checken – Viele wissenschaftliche Artikel und Bücher haben eine klare Angabe zum Erscheinungsjahr.
  2. Auf Neuauflagen achten – Manche Bücher werden regelmäßig aktualisiert. Die aktuellste Ausgabe enthält oft die neuesten Forschungsergebnisse.
  3. Quellenverzeichnis prüfen – Wenn eine Quelle nur ältere Referenzen enthält, könnte sie veraltet sein.
  4. In wissenschaftlichen Datenbanken suchen – Plattformen wie Google Scholar, Web of Science oder PubMed ermöglichen eine Filterung nach Publikationsjahr.

Gibt es eine allgemeine Faustregel für die Aktualität? Falls keine spezifischen Fachvorgaben existieren, empfiehlt Nadine Syring: „Wenn ich eine pauschale Zahl nennen müsste, dann würde ich sagen: Achte darauf, dass es maximal 5 bis 10 Jahre sind.“ Allerdings gibt sie auch zu bedenken, dass bei aktuellen Themen wie Digitalisierung oder Pandemiefolgen selbst 5 Jahre oft schon zu alt sein können: „Bei Themen wie Digitalisierung oder Corona-Folgen würde ich sagen: maximal 5 Jahre.“

Inhaltliche Relevanz für das eigene Forschungsthema

Die inhaltliche Relevanz einer Quelle ist eines der wichtigsten Kriterien bei der wissenschaftlichen Arbeit. Eine Quelle kann noch so aktuell und renommiert sein – wenn sie nicht zur eigenen Forschungsfrage passt, ist sie wenig nützlich.

Warum ist die inhaltliche Relevanz entscheidend? Eine wissenschaftliche Quelle sollte direkt zur eigenen Forschungsfrage beitragen. Dabei geht es nicht nur um das Thema, sondern auch um die verwendeten Theorien, Methoden und Perspektiven. Wie Nadine Syring betont: „Du kannst nur entscheiden, ob eine Quelle für dich relevant ist, wenn du weißt, was für dich relevant ist.“ Das bedeutet: Bevor du überhaupt mit der Literaturrecherche beginnst, muss deine Forschungsfrage klar definiert sein. Wer planlos nach Quellen sucht, ohne eine präzise Fragestellung zu haben, verliert sich leicht in irrelevanten Informationen.

Wie prüft man, ob eine Quelle relevant ist?

  • Titel und Untertitel analysieren: Der Titel gibt oft einen ersten Hinweis, ob das Buch oder der Artikel thematisch passt. Besonders bei wissenschaftlichen Publikationen liefern Untertitel zusätzliche Informationen über den inhaltlichen Fokus.
  • Literaturverzeichnis vor Inhaltsverzeichnis prüfen: Nadine Syring empfiehlt, zuerst das Literaturverzeichnis anzusehen – nicht das Inhaltsverzeichnis.„Am Literaturverzeichnis siehst du, welche Zutaten benutzt wurden, um dieses Buch zu schreiben.“ Wenn viele Quellen im Literaturverzeichnis mit deiner eigenen Recherche übereinstimmen, könnte die Publikation für dich relevant sein.
  • Inhaltsverzeichnis überfliegen: Welche Kapitel behandelt die Quelle? Gibt es Überschneidungen mit deinem Forschungsbereich? Sind methodische Ansätze enthalten, die für deine Arbeit nützlich sind?
  • Einleitung und Fazit lesen:Die Einleitung zeigt oft, welche Fragestellungen die Quelle behandelt. Im Fazit werden zentrale Erkenntnisse zusammengefasst – so kann man schnell entscheiden, ob die Quelle nützlich ist.
  • Stichprobenartiges Lesen von Abschnitten: Falls die ersten vier Schritte positiv ausfallen, lohnt es sich, gezielt relevante Kapitel oder Absätze genauer zu lesen. Dabei kann man prüfen, ob die Argumentation und die verwendeten Methoden zur eigenen Arbeit passen.

Vermeide Informationsüberfluss! Wer zu viele Quellen verwendet, verliert leicht den Überblick. Nadine Syring betont im Video, dass es wichtig ist, fokussiert zu bleiben und nicht einfach alles zu sammeln:

„Du musst für dich schaffen, so eine Art Scheuklappen anzulegen, damit du genau weißt: Das ist das, was ich suche.“

Zu viele irrelevante Quellen führen dazu, dass man sich in Nebenaspekten verliert und die eigentliche Forschungsfrage verwässert.

Methodik und wissenschaftliche Standards der Quelle

Neben Aktualität und Relevanz spielt auch die Methodik und wissenschaftliche Qualität einer Quelle eine zentrale Rolle. Wissenschaftliche Arbeiten folgen bestimmten methodischen Standards, um objektiv, nachvollziehbar und überprüfbar zu sein. Eine Quelle, die keine klare Methodik aufweist oder wissenschaftliche Prinzipien missachtet, sollte mit Vorsicht verwendet werden.

Warum ist die Methodik wichtig? Die Methodik beschreibt, wie eine wissenschaftliche Studie oder Analyse durchgeführt wurde. Eine fundierte Methodik stellt sicher, dass:

  • Die Forschungsergebnisse auf einer klaren und reproduzierbaren Basis beruhen.
  • Die Argumentation logisch und empirisch gestützt ist.
  • Die Quelle transparent ist und ihre Aussagen durch Daten oder Literatur belegt.

Wie Nadine Syring im Video betont, ist die Methodik ein entscheidender Faktor, um die Qualität einer Quelle zu bewerten: „Es kommt ein bisschen darauf an, womit man arbeitet. Wenn du zum Beispiel eine Dissertation benutzt, dann würde ich schon sagen: Guck dir mal an, wie ist der Autor auf diese Kernaussagen gekommen?“ Das bedeutet: Je stärker man sich auf eine Quelle stützt, desto wichtiger ist es, ihre Methodik zu verstehen.

Wie prüft man die Methodik einer Quelle?

  • Wissenschaftliche Arbeitsweise erkennen: Eine gute wissenschaftliche Quelle legt ihre Methodik offen. Das bedeutet, sie beschreibt genau, wie Daten erhoben, analysiert und interpretiert wurden. Unklare oder gar fehlende Angaben zur Methodik sind ein Warnsignal.
  • Transparenz und Nachvollziehbarkeit: Sind die Quellen und Daten zugänglich? Werden Forschungsergebnisse sachlich präsentiert oder gibt es tendenziöse Aussagen? Sind die Schlussfolgerungen logisch aus den Daten ableitbar?
  • Art der Methodik berücksichtigen: Verschiedene Fachbereiche nutzen unterschiedliche wissenschaftliche Methoden. Es gibt qualitative und quantitative Ansätze: Quantitative Forschung: Datenbasiert, oft mit statistischen Analysen (z. B. Experimente, Umfragen);Qualitative Forschung: Interpretativ, oft durch Interviews oder Textanalysen (z. B. Inhaltsanalysen, Fallstudien). Im Video erklärt Nadine Syring, dass methodische Standards je nach Kontext unterschiedlich streng geprüft werden müssen: „Wenn du eine Quelle nur nutzt, um zu zeigen, dass ein Thema gerade viel diskutiert wird, dann brauchst du nicht so tief in die Methodik gehen.“ Das bedeutet: Die Tiefe der Analyse hängt davon ab, wie stark man sich auf die Quelle stützt.
  • Quellenverzeichnis als Indikator:Eine gute wissenschaftliche Arbeit hat ein umfangreiches und vielfältiges Quellenverzeichnis. Werden ausschließlich nicht zitierfähige Quellen (z. B. Blogs, Wikipedia) verwendet, ist die wissenschaftliche Qualität fraglich.

Verlässlichkeit von Online-Quellen und Webseiten

Das Internet bietet eine Fülle an Informationen – doch nicht alle Online-Quellen sind wissenschaftlich verlässlich. Webseiten können durch kommerzielle, politische oder persönliche Interessen beeinflusst sein. Daher ist es besonders wichtig, die Seriosität und Objektivität einer Website kritisch zu hinterfragen.

Warum ist die Verlässlichkeit von Online-Quellen ein Problem? Im Gegensatz zu wissenschaftlichen Büchern und Fachartikeln durchlaufen viele Online-Quellen keinen Qualitätssicherungsprozess. Jeder kann Inhalte ins Internet stellen, sodass Fehlinformationen und tendenziöse Darstellungen weit verbreitet sind.

Im Video erklärt Nadine Syring, dass Studierende oft Schwierigkeiten haben, die Vertrauenswürdigkeit von Webseiten richtig einzuschätzen: „Das ist eigentlich gar nicht so schwer – du guckst dir eine Webseite an, als wäre sie eine ganz normale Quelle. Was steckt dahinter?“ Sie betont, dass es entscheidend ist, die Hintergründe und Interessen der Webseite zu prüfen.

Wie kann man Online-Quellen kritisch bewerten? Versuche, diese Fragen zu beantworten:

  • Wer betreibt die Webseite? Handelt es sich um eine offizielle Institution (z. B. Universitäten, Forschungsinstitute, Regierungsseiten)? Ist es eine kommerzielle oder private Seite mit eigenem wirtschaftlichen Interesse? Besonders Unternehmenswebseiten sollten kritisch betrachtet werden, da sie ein Eigeninteresse an bestimmten Aussagen haben könnten. Nadine Syring warnt davor: „Ein privates Unternehmen hat ein anderes Erkenntnisinteresse als die Webseite eines wissenschaftlichen Forschungsprojektes.“
  • Werden Quellen angegeben? Seriöse wissenschaftliche Artikel und Webseiten nennen ihre Quellen offen und ermöglichen eine Überprüfung. Fehlen Zitierangaben oder sind die Quellen nur schwer nachvollziehbar, ist Skepsis angebracht.
  • Gibt es Werbung auf der Seite? Werbung ist kein Ausschlusskriterium, kann aber darauf hindeuten, dass wirtschaftliche Interessen eine Rolle spielen. Wenn der Inhalt stark auf eine bestimmte Sichtweise gelenkt wird, ist Vorsicht geboten.
  • Ist die Webseite aktuell? Bei wissenschaftlichen Themen sollten die Informationen auf einer Webseite regelmäßig aktualisiert werden. Viele unseriöse Seiten enthalten veraltete oder nicht mehr überprüfbare Daten.
  • Wie ist der Schreibstil? Ist der Text wissenschaftlich und neutral formuliert? Oder werden reißerische, emotionale oder manipulative Formulierungen verwendet? Ein sachlicher und objektiver Ton deutet auf eine seriöse Quelle hin. Nadine Syring nennt dazu ein einfaches Beispiel: „Wenn keine Quellen angegeben sind, dann ist das schon mal richtig spooky.“

Wichtiger Tipp: Webseiten-Inhalte sichern! Webseiten sind dynamische Quellen, die sich jederzeit ändern oder offline gehen können. Deshalb empfiehlt es sich, wichtige Inhalte als Screenshot zu speichern: „Wenn du mit Webseiten arbeitest, mach immer einen Screenshot und speichere das Datum ab.“ Besonders bei wissenschaftlichen Arbeiten, in denen Online-Quellen eine Rolle spielen, sollte man: Das Abrufdatum dokumentieren,  Screenshots der verwendeten Inhalte speichern, sicherstellen, dass die Quelle dauerhaft zugänglich ist.

Fazit

Die sorgfältige Bewertung wissenschaftlicher Quellen ist ein essenzieller Bestandteil jeder fundierten akademischen Arbeit. Nicht jede Veröffentlichung ist verlässlich, und nicht jede häufig zitierte Quelle ist automatisch von hoher Qualität. Um sicherzustellen, dass eine Quelle wissenschaftlichen Standards entspricht, sollten sieben zentrale Kriterien geprüft werden:

  • Die Autorität des Autors gibt Aufschluss über dessen Fachkompetenz und wissenschaftliche Reputation.
  • Die Zitierhäufigkeit und Rezeption zeigen die Relevanz einer Quelle, sollten aber stets im inhaltlichen Kontext bewertet werden.
  • Die Art der Veröffentlichung und das Peer-Review-Verfahren sind wichtige Indikatoren für die Qualitätssicherung.
  • Die Aktualität der Quelle ist abhängig vom Forschungsbereich, wobei in dynamischen Disziplinen neuere Literatur bevorzugt werden sollte.
  • Die inhaltliche Relevanz für das eigene Forschungsthema entscheidet darüber, ob eine Quelle tatsächlich einen Mehrwert bietet.
  • Die Methodik und wissenschaftlichen Standards der Quelle bestimmen, ob Ergebnisse nachvollziehbar und überprüfbar sind.
  • Die Verlässlichkeit von Online-Quellen und Webseiten muss besonders kritisch hinterfragt werden, um Fehlinformationen zu vermeiden.

Eine gute wissenschaftliche Arbeit basiert nicht auf der bloßen Ansammlung von Literatur, sondern auf einer bewussten Auswahl qualitativ hochwertiger und relevanter Quellen. Wer diese sieben Kriterien konsequent anwendet, schafft eine solide Grundlage für eine überzeugende und methodisch saubere wissenschaftliche Arbeit.

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