Beruf & Karriere

Deutscher Qualifikationsrahmen: Die häufigsten Fragen zum DQR beantwortet!

Der Deutsche Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen (DQR) ist nicht nur interessant für die eigene Karriereplanung sondern gleichermaßen wichtig für Bildungseinrichtungen, Studierende, Arbeitgeber, Personalverantwortliche, Studieninteressierte und die Gesellschaft im Allgemeinen.

Er ermöglicht eine bessere Einschätzung von Qualifikationen, fördert die Anerkennung von unterschiedlichen Bildungsleistungen im Bildungssystem sowie auf dem Arbeitsmarkt und über Ländergrenzen hinweg.

Was genau ist der DQR? Wie funktioniert er? Wer kann was daraus ablesen - oder auch nicht?

In diesem FAQ beantworte ich euch die häufigsten Fragen zum DQR.

Was ist der DQR?

Der Deutsche Qualifikationsrahmen ist ein Instrument, das dazu dient, Bildungsabschlüsse unterschiedlicher Bildungsbereiche miteinander zu vergleichen und in eine gemeinsame Struktur einzubinden. Das ermöglicht eine bessere Vergleichbarkeit und Verständlichkeit von Bildungsabschlüssen über verschiedene Bildungseinrichtungen, Bildungsniveaus und Fachrichtungen hinweg.

Der DQR besteht aus acht Niveaustufen, die die verschiedenen Qualifikationen und Kompetenzen beschreiben, die auf den unterschiedlichen Bildungsstufen erworben werden können. Diese Niveaustufen reichen von grundlegender Allgemeinbildung bis hin zu hochspezialisierten Fachqualifikationen. Der DQR berücksichtigt verschiedene Bildungsbereiche wie Schule, Berufsbildung, Hochschulbildung und Weiterbildung.

Durch diese gemeinsame Struktur können Bildungsabschlüsse besser miteinander verglichen und eingeordnet werden. Dies ist besonders wichtig für die Anerkennung von Abschlüssen, die Mobilität von Studierenden und Arbeitnehmern innerhalb des Bildungssystems und auf dem Arbeitsmarkt sowie für die Förderung lebenslangen Lernens. Der DQR erleichtert es Bildungseinrichtungen, Studierenden, Arbeitgebern und anderen Interessengruppen, die Qualifikationen und Kompetenzen von Absolventen besser zu verstehen und einzuschätzen.

Was ist der EQR?

Der Europäische Qualifikationsrahmen (EQR) wurde auf europäischer Ebene entwickelt und zielt darauf ab, die Qualifikationen aus den verschiedenen europäischen Ländern miteinander zu vergleichen und zu verstehen. Er besteht ebenso wie der DQR aus acht Niveaustufen, die die Qualifikationen nach deren Lernergebnissen und Kompetenzen beschreiben.

Der EQR hilft, die Mobilität von Lernenden und Arbeitnehmern über innereuropäische Grenzen hinweg zu erleichtern.

Was ist der Unterschied zwischen DQR und EQR?

Der EQR ist die Grundlage des DQR.

Der Deutsche Qualifikationsrahmen ist die nationale Umsetzung des EQR in Deutschland und wurde an die spezifischen Bedingungen und Bildungssysteme in Deutschland angepasst.

Der DQR beschreibt also dieselben acht Niveaustufen des EQR, jedoch für die erwerbbaren Qualifikationen in Deutschland. Er macht darüber die deutschen Qualifikationen mit anderen europäischen Ländern vergleichbar und fördert die Transparenz und Anerkennung von Bildungsabschlüssen für Arbeitnehmer und Arbeitgeber innerhalb der EU.

Die beiden Rahmenwerke ergänzen sich somit und tragen zur Harmonisierung und besseren Verständlichkeit von Bildungsabschlüssen auf nationaler und europäischer Ebene bei.

Was sind Qualifikationsstufen bzw. -niveaus?

Der Deutsche Qualifikationsrahmen (DQR) umfasst acht Qualifikationsstufen, die das Niveau, also die Komplexität sowie die erworbenen Fähigkeiten und Kompetenzen, einer Qualifikation beschreiben sollen.

Diese Qualifikationsniveaus sollen die Vergleichbarkeit der Bildungsabschlüsse und beruflichen Qualifikationen erleichtern und Arbeitgebern, Bildungseinrichtungen und Lernenden dabei helfen, die Kompetenzen und den Wert von Qualifikationen einfacher zu erfassen.

Hier sind die Stufen des DQR mit den definierten Kompetenzen und Anforderungsprofilen:

  1. Niveau: Grundlegende Anforderungen
    • Erweiterung von Kenntnissen und Fähigkeiten
    • Erfüllung von Aufgaben unter Anleitung
    • selbstständige Anwendung von erlerntem Wissen
    • überschaubar und stabil strukturierter Lern- oder Arbeitsbereich
  2. Niveau: Einfache Anforderungen
    • fachgerechte Kompetenzen auf grundlegendem Niveau
    • Erfüllung von Aufgaben weitgehend unter Anleitung
    • selbständige Anwendung von grundlegenden Kenntnissen und Fähigkeiten
    • überschaubar und stabil strukturierter Lern- oder Arbeitsbereich
  3. Niveau: Erweiterte Anforderungen
    • tiefergehendes Verständnis und Anwendung der Kenntnisse
    • Erwerb von fachspezifischen Fähigkeiten und Kompetenzen
    • selbständige Erfüllung fachlicher Aufgaben
    • noch überschaubarer, zum Teil offen strukturierter Lernbereich oder berufliches Tätigkeitsfeld
  4. Niveau: Komplexe Fachanforderungen
    • Fähigkeit zur Analyse und Lösung komplexer Problemstellungen im Tätigkeitsfeld
    • selbstständige Planung und Bearbeitung von Aufgaben im Fachgebiet
    • umfassender, sich verändernder Lernbereich oder berufliches Tätigkeitsfeld
  5. Niveau: Anwendung wissenschaftlicher Methoden
    • selbständige Planung und Bearbeitung umfassender fachlicher Aufgabenstellungen
    • komplexe und sich verändernde, aber spezialisierte Lernbereiche oder berufliche Tätigkeitsfelder
  6. Niveau: Systematische Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse
    • Beherrschung komplexer Fachgebiete
    • Planung, Bearbeitung und Auswertung von umfassenden fachlichen Aufgaben- und Problemstellungen
    • eigenverantwortliche Steuerung von Prozessen in Teilbereichen eines wissenschaftlichen Faches oder beruflichen Tätigkeitsfeldes
    • komplexe, stark veränderliche Anforderungsstruktur
  7. Niveau: Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse im Forschungskontext
    • Kompetenzen zur Bearbeitung von neuen komplexen Aufgaben- und Problemstellungen
    • eigenverantwortlichen Steuerung von Prozessen in einem wissenschaftlichen Fach oder strategieorientierten beruflichen Tätigkeitsfeld
    • selbstständige Durchführung von Forschungsprojekten und Generierung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse
    • häufige, unvorhersehbare Änderungen der Anforderungsstruktur
  8. Niveau: Entwicklung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse
    • Kompetenzen zur Gewinnung von Forschungserkenntnissen und wissenschaftlichen Weiterentwicklung
    • Eigenständige Entwicklung von Theorien und Methoden in einem wissenschaftlichen Fach oder
    • Entwicklung innovativer Lösungen und Verfahren in einem beruflichen Tätigkeitsfeld
    • neuartige und unklare Problemlagen prägen Anforderungsstruktur

Woher weiß ich, welches DQR- oder EQR-Niveau ich habe?

Viele der Übersichten und Grafiken zu EQR und DQR benennen für die einzelnen Niveaus explizit die jeweils notwendigen Qualifikationen.

Die einfachste Methode, um das eigene Qualifikationsniveau zu ermitteln, ist also schlichtweg ein Blick in die Zeugnisse. Der Vergleich dieser Bildungsnachweise mit den festgelegten Qualifikationsstufen ermöglicht eine klare Einordnung.

Doch neben den Zeugnissen gibt es weitere wichtige Nachweise, die ein höheres Qualifikationsniveau belegen können.

Hier eine Übersicht über die zentralen Nachweise, die bei der Bestimmung des DQR- oder EQR-Niveaus helfen können:

  • Berufs- und Bildungsabschlüsse: Bisherige (Aus-)Bildungsabschlüsse, wie Berufsvorbereitungen, Berufsausbildungen oder Hochschulabschlüsse, sind ein guter Ausgangspunkt, um das Qualifikationsniveau abzulesen. Diese Abschlüsse entsprechen meist direkt bestimmten DQR- oder EQR-Niveaus.
  • Weiterbildungen: Die Teilnahme an Fort- und Weiterbildungen können Kenntnisse und Fähigkeiten auf ein höheres Qualifikationsniveau heben. Anerkannte Weiterbildungsabschlüsse, sogenannte Aufstiegsfortbildungen, können für das nächsthöhere Niveau qualifizieren. Typisch hierfür sind Meister, Techniker, Fach- und Betriebswirt.
  • Berufliche Zertifikate: Bestimmte Berufszertifikate oder Lizenzen können spezifische Qualifikationsniveaus bestätigen. Bislang trifft das lediglich auf Geprüfte Servicetechniker und Zertifizierte IT-Spezialisten zu.

Im Kontext des Deutschen Qualifikationsrahmens sind Bildungsabschlüsse und Aufstiegsfortbildungen die Hauptnachweise, um das Qualifikationsniveau zu bestimmen. Berufserfahrung und Zertifikate können jedoch trotzdem eine Rolle spielen, wenn es darum geht, Zugang zu weiterqualifizierenden Bildungsangeboten oder staatlichen Prüfungen zu erhalten.

Welchen Abschlüssen entsprechen die Niveaus?

Diese Frage ist unter Umständen zweideutig.

Will man eine Qualifikation einem Niveau zuordnen, so kann man dieses problemlos aus den üblichen DQR-Grafiken entnehmen. Andersherum funktioniert das leider nicht!

Die DQR-Niveaus sind nämlich nicht mit formalen Bildungsabschlüssen gleichbedeutend, sondern beschreiben lediglich Kompetenzstufen.

Sie korrelieren zwar mit verschiedenen Bildungsabschlüssen, dabei können jedoch unterschiedliche Qualifikationen mit anderslautendem Abschluss auf einer Stufe stehen. Zum Beispiel entspricht das Niveau 6 einem Bachelor-Abschluss. Aber auch ein Meister, Techniker oder Fachwirt kann auf diesem Niveau qualifiziert sein, obwohl diese formal keinen Bachelor-Abschluss haben.

Mit anderen Worten: Abschlüsse bekommt man nur, wenn man diese über entsprechende Einrichtungen und Ausbildungen oder Prüfungen erwirbt. Man erhält mit dem jeweiligen Abschluss die Kompetenzen für das entsprechende DQR-Niveau.

Die DQR-Niveaus geben Auskunft darüber, auf welcher Qualifikationsstufe man sich mit den jeweiligen Abschlüssen befindet.

Mit welchen DQR-Niveaus kann man studieren?

Eine häufige Frage ist, in wiefern ein DQR-Niveau einem Abitur oder Fachabitur gleichkommt. Die einfache Antwort lautet: Kein DQR-Niveau entspricht einem Abitur oder Fachabitur.

Abitur und Fachabitur sind in aller Regel Bildungsabschlüsse, welche die sogenannte Hochschulreife belegen mit der eine entsprechende Hochschulzugangsberechtigung (HZB) einhergeht. Letztere ist eine gesonderte Qualifikation, die den Zugang zu (Fach-)Hochschulen ermöglicht und als solche nicht im DQR auftaucht.

Viele Weiterbildungen bzw. Aufstiegsfortbildungen bieten allerdings auch die Möglichkeit, die allgemeine oder fachgebundene Hochschulzugangsberechtigung zu erwerben, was den Zugang zu Studiengängen ermöglicht, die einen entsprechenden Abschluss voraussetzen.

Dazu gehören üblicherweise die bereits öfter erwähnten Meister, Techniker, Fachwirte und vergleichbare Abschlüsse, welche sich auf DQR-Niveau 6 befinden und mit der Allgemeinen Hochschulreife alle Studiengänge und Hochschulen ermöglichen.

Darüber hinaus kann man auch mit einer Ausbildung (DQR-3 oder DQR-4) und einigen Jahren Berufserfahrung sowie einer Hochschulzugangsprüfung die Fachgebundene Hochschulreife erlangen. Diese gewährt den Zugang zu Studiengängen der jeweiligen beruflichen Fachrichtung.

Eine weitere Möglichkeit für beruflich Qualifzierte mit mittlerem Schulabschluss (hier nur DQR-4) besteht in der Fachhochschulreife über eine „Studienvereinbarung“, welche eine Erfüllung individueller Vorleistungen für die Zulassung vorsieht und ausschließlich Zugang zu Fachhochschulen gewährt.

Kommentare

Dein Kommentar?
or post as a guest
Lade Kommentar … The comment will be refreshed after 00:00.

Interessante Beiträge