Beruf & Karriere

Wie anerkannt ist Fernstudium in der Wirtschaft?

  • Grundsätzlich stehen viele Personalverantwortliche Fernlernern positiv gegenüber.
  • Einen Unterschied macht es, was für einen Abschluss ihr erwerbt. Fernlehrgänge mit offiziellen Abschlüssen wie IHK-Abschlüssen bzw. Bachelor- und Master-Studiengänge sind deutlich angesehener als Lehrgänge mit Teilnahmebescheinigungen.
  • Einen Unterschied macht es auch, ob ihr euren Lehrgang bzw. das Studium bereits abgeschlossen habt oder ob ihr „on the job“ lernt und studiert und sich die Doppelbelastung entsprechend auch auf die Leistungsfähigkeit im Beruf auswirken kann.
  • Personalverantworliche können anhand eures Lebenslaufes nicht zwangsläufig ablesen, ob ihr ein Fernstudium bzw. einen Fernkurs oder einen Präsenzlehrgang absolviert habt, je nachdem, bei welchem Anbieter ihr euer Fernstudium absolviert.

Bevor ihr euch für einen Fernlehrgang oder für ein Fernstudium einschreibt, solltet ihr euch überlegen, welchen Wert er für euch hat. Schließlich gibt es hierzu sehr unterschiedliche Meinungen. Dabei solltet ihr immer unterscheiden, ob es sich um einen Fernlehrgang handelt, der mit einer offiziellen Prüfung endet, oder ob es um einen Zertifikatslehrgang geht.

Wie Personalverantwortliche zur Weiterbildung stehen

Das ILS ließ vor einigen Jahren vom Marktforschungsinstitut forsa eine repräsentative Umfrage unter 300 Unternehmen mit mehr als 150 Mitarbeitern durchführen. Die Personalverantwortlichen mussten sich mit einigen Fragen rund um die Themen Weiterbildung und Fernlehrgänge beschäftigen. Hier sind mal einige der Ergebnisse, die die Umfrage hervor gebracht hat:

  • 81% der Befragten machen keinen Unterschied dabei, ob ein Bewerber den Ersten oder Zweiten Bildungsweg wählt.
  • 15% finden, dass das Abitur bei Mitarbeitern mit leitender Funktion sehr wichtig ist, 32% empfinden es immerhin als wichtig. Unwichtig erscheint es gerade einmal 5%.
  • Insgesamt 54% der Personalverantwortlichen geben an, dass ihnen nebenberufliche Weiterbildungen bei Bewerbern wichtig oder sogar sehr wichtig sind. Keine Rolle spielen sie nur bei einem marginalen Teil der Befragten.
  • Über die Hälfte der Arbeitgeber gab an, dass sie Wert darauf legten, dass sich die Mitarbeiter privat weiterbilden.
  • Höhere Chancen bei Beförderungen räumen 59% der Personalverantwortlichen den Mitarbeitern ein, die sich privat weiterbilden.

Personalverantwortliche bringen laut der Studie mit Fernlernern einige bestimmte Eigenschaften mit, die sie von anderen Arbeitnehmern unterscheiden. Dazu gehören unter anderem eine hohe Eigenmotivation (98%), Zielstrebigkeit (95%), eine hohe Selbständigkeit (89%), Organisationsfähigkeit (89%) sowie Flexibilität (85%). Auch die Offenheit für neue Ideen, Entscheidungsstärke, Kommunikationsfähigkeit und Durchsetzungsvermögen werden gelobt.

Anerkennung und Eigenschaften von Fernlehrgängen unter Personalchefs
Diese Eigenschaften schreiben Personalchefs Absolventen von Fernlehrgängen zu. Ergebnis einer Forsa-Umfrage im Auftrag des Instituts für Lernsysteme.

Somit können wir eines schon einmal festhalten: Fernlehrgänge werden von den Personalverantwortlichen deutscher Unternehmen absolut positiv gesehen. Die Frage ist allerdings, ob Fernlehrgänge wohl gleichartigen Weiterbildungen beispielsweise bei der IHK bzw. HWK oder anderen bekannten Bildungsträgern gleichgestellt sind oder eher als höher- oder niederwertig empfunden werden.

Schaut auch dieses Video zum Thema: 👇‍

Warum manche Personaler den Wert nicht sehen

Natürlich hat es sich im Laufe der Zeit herumgesprochen, dass man die Lösungen für viele Fernlehrgänge bei eBay und auf anderen Plattformen kaufen kann. Dementsprechend hat der Ruf von Fernlehrgängen leider allgemein ein wenig gelitten. Besonders bei Personalverantwortlichen, die keine persönlichen Erfahrungen mit dieser Lernform sammeln konnten und die sich damit noch nicht eingehender beschäftigt haben, wurde Tür und Tor für Spekulationen über Betrügereien und „erkaufte“ Abschlüsse geöffnet. Bei solchen Personen könnt ihr davon ausgehen, dass euer Fernlehrgang zwar nicht unbedingt negativ gewertet wird, aber euch auch
nicht zum Vorteil gereicht.

Allerdings zeigt die erwähnte forsa-Studie schon, dass diejenigen, die das so sehen, offensichtlich in der Minderheit sind, denn rund vier Fünftel der Befragten gaben ja an, dass sie den Ersten und Zweiten Bildungsweg als gleichermaßen gut ansehen.

Eine Rolle spielt natürlich auch, ob Ihr euer Fernstudium bzw. den Lerngang bereits absolviert habt oder ob ihr berufsbegleitend lernt. Erfahrungsgemäß bekommen Fernlerner aus ihrem Umfeld jede Menge Respekt dafür, dass sie sich für ein Fernstudium bzw. einen Fernkurs motivieren können. Andererseits fordert einen insbesondere ein Bachelor- oder Masterstudium neben dem Beruf doch enorm. Personalverantwortlichen und Vorgesetzten ist natürlich wichtig, dass der Job nicht unter der Doppelbelastung leidet. Entscheidet selbst, ob ihr euer berufsbegleitendes Fernstudium im Betrieb „an die große Glocke hängen“ wollt.

In diesem Video erzählt der Chefredakteur von fernstudi.net und Geschäftsführer Christian, was er über Bewerber mit Fernstudium im Lebenslauf denkt:

Zertifikatslehrgang, IHK-Prüfung oder Bachelor/Master?

Eines ist aber klar: Wenn ihr sicher sein wollt, dass ihr einen Abschluss bekommt, der in der Wirtschaft anerkannt ist, solltet ihr einen Lehrgang wählen, an dessen Ende eine offizielle Prüfung steht. Wenn ihr beispielsweise eine Prüfung vor der IHK ablegt, schreibt ihr die gleiche Prüfung wie alle anderen, die vielleicht einen Kurs bei der IHK oder einer privaten IHK gemacht haben. Ihr weist also mit dem Bestehen der Prüfung das gleiche Wissen nach, das auch andere mit einem entsprechenden Kurs erworben haben. Solche Fernlehrgänge, die einen Abschluss mit sich bringen, sind in der Wirtschaft sehr anerkannt und werden genauso geschätzt wie vergleichbare Weiterbildungen.

Bei Zertifikatslehrgängen legt ihr eine Prüfung ab, die keinen übergreifenden Standards genügt und die hausintern beim jeweiligen Fernlehrgangsinstitut abgenommen wird. Ihr bekommt nach dem Abschluss des Kurses ein Zertifikat, das euch die erfolgreiche Weiterbildung bescheinigt. Arbeitgeber wissen aber in der Regel nicht, mit welchem Maßstab dabei gemessen wird.

Ein Fernstudium mit Abschlussziel Bachelor oder Master ist in der Regel eine längerfristige Sache. Die Studieninhalte sind gewissermaßen standardisiert bzw. modularisiert, Fernstudierende bringen dasselbe Lernpensum auf wie Studierende in vergleichbaren Präsenzstudiengängen. Bachelor oder Master sind natürlich sehr angesehene Abschlüsse, und ob ihr euren Bachelor an einer Fern-FH oder im Präsenzstudium erworben habt, interessiert wahrscheinlich fast keinen Personaler.

Schließlich gibt es noch diejenigen Fernlehrgänge, an deren Ende überhaupt keine Prüfung steht. Es wird dann lediglich ein Teilnahmezertifikat ausgestellt, das meist die in den insendeaufgaben erreichten Noten enthält. Dieses Zeugnis hat im Prinzip überhaupt keine Aussagekraft, daman ja tatsächlich die Lösungen irgendwo besorgen könnte. Die Teilnehmer an diesen Kursen müssen ihr Wissen nicht nachweisen, dementsprechend weiß niemand genau, ob es auch tatsächlich vorhanden ist.

Fazit

  • Grundsätzlich wird von vielen Personalern wertgeschätzt, wenn jemand ein Fernstudium absolviert hat. Das Problem bei der Bewertung von Fernlehrgängen ist dennoch, dass jeder dazu eine andere Meinung hat. Ihr könnt also nie sicher sein, wie gut ein Arbeitgeber eure Weiterbildung finden. Das werdet ihr jedes Mal aufs Neue herausfinden müssen.
  • Einen Unterschied kann es machen, ob jemand seinen Lehrgang bereits abgeschlossen hat oder on the job absolviert. Denn dann wirkt sich das Fernstudium möglicherweise auch auf die Leistungsfähigkeit im Betrieb aus.
  • Einen Unterschied macht auch die Art des Abschlusses. IHK-Abschlüsse und akademische Abschlüsse sind deutlich mehr „wert“ als Teilnahmezertifikate.
  • Letztendlich kommt es aber auf jeden selbst an, wie er bzw. sie einen Fernlehrgang nutzt, um Wissen und Fertigkeiten auszubauen. Und wie man seine Kenntnisse potentiellen Arbeitgebern verkaufen kann.

Kommentare

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  • Anita radi · vor 5 Jahren
    Hallo ,
    Ich habe eine Ausbildung als verkauferin abgeschlossen und mehrere Jahre als Verkäuferin gearbeitet . Jetzt bin ich in Elternzeit und möchte nicht mehr zu Bäckerei zurück . Ich wollte immer in eine Zeitarbeitsfirma als Personaldisponent arbeiten, dafür war mein Deutsch noch nicht so gut. Ich habe eine Berufsberatung gemacht und mir worde ils empfohlen , da ich während mein Elternzeit lernen kann .ich wollte ein Lehrgang als personaldisponentin machen aber... die brauchen als teilnehmervorausetzungen eine kaufmännische Ausbildung - meine Ausbildung wird nicht reichen ... als Alternative habe ich Lerngang als burosachbearbeiterin bekommen, es wird aber nur mit einem Teilnehmrzertifikat abgeschlossen . Es kostet 2500€ und Arbeitsamt übernehmt mir die kosten nicht . Ist das eine richtige Entschiedung ?
    • Christian Wolf · vor 5 Jahren
      @Anita radi Hallo Anita,
      wenn ich dich richtig verstehe, willst du wissen, ob eine Weiterbildung zur Bürosachbearbeiterin das Richtige für dich.

      Letztendlich kannst nur du das entscheiden, ich kann dir aber ein paar Ratschläge geben.

      Erst einmal: Für einen Bürojob sind sehr gute Deutschkenntnisse wichtig. Du musst sehr gut sprechen (und telefonieren) können. Und du musst sehr gut schreiben. Das wäre etwas, woran du arbeiten könntest.

      Ansonsten kann eine Weiterbildung zur Bürosachbearbeitung doch sicher weiterhelfen, wenn das dein Traumjob ist, selbst wenn sie „nur“ mit Teilnahmezertifikat abschließt. Und die Elternzeit ist dazu ideal, um sich nebenher per Fernunterricht weiterzubilden.
  • Sabine aus Gießen · vor 6 Jahren
    Hallo Sabine,
    ich würde gerne in der Buchhaltung arbeiten, da mich das sehr interessiert. Tätig bin ich zur Zeit in der Reingung. Für eine Ausbildung bin ich höchstwahrscheinlich für die meisten Arbeitgeber zu alt (47). Seit einem Jahr arbeite ich die Bücher von Schmolke/Deitermann "Industrielles Rechnungswesen" zusammen mit einem Weiterbildungsberater, der hier in unserem Viertel ein Projekt anbietet. Konkret heißt das, ich arbeite die Aufgaben und den Stoff zu Hause durch und treffe mich mit dem Mann ein mal wöchentlich, um offenstehende Fragen zu klären. Klappt auch sehr gut. Da ich immer wieder die Stellenanzeigen studiere, habe ich festgestellt, dass sehr viele Arbeitgeber SAP Kenntnisse wünschen. Bei der Fernschule ILS und bei der sgd bieten sie solche Kurse mit institutseigener Prüfung an. Da kann man auch zu Hause mit SAP üben. Das klingt sehr interessant. Aber der Spaß kostet auch ganz schön viel Geld. Meine Frage: Nutzt mir so ein Kurs überhaupt was? Ich habe keine Zweifel, dass ich das nicht schaffe, aber ich habe keine Lust, mein sauer verdientes Geld für nichts und wieder nichts zum Fenster rauszuschmeißen. Für eine baldige Antwort bin ich sehr dankbar. Viele Grüße von Ihrer Namensvetterin Sabine aus Gießen
    • fernstudi.net · vor 6 Jahren
      @Sabine aus Gießen Hallo Sabine aus Gießen,

      du fragst:
      Bei der Fernschule ILS und bei der sgd bieten sie solche Kurse mit institutseigener Prüfung an. Da kann man auch zu Hause mit SAP üben. Das klingt sehr interessant. Aber der Spaß kostet auch ganz schön viel Geld. Meine Frage: Nutzt mir so ein Kurs überhaupt was?

      Ob das was nützt, liegt vor allem an dir. Interessiert dich das Thema? Möchtest du auch beruflich damit arbeiten? Falls ja, kann dir so ein Kurs mit hoher Sicherheit weiterhelfen, weil du systematisch neue Fähigkeiten lernst, und weil du am Schluss ein Zertifkat hast, das du bei Bewerbungen vorzeigen kannst.

      Die Zertifkate, die du erwerben kannst, sind übrigens u.a. SAP-Anwender-Zertifikate, zusätzlich zu den institutseigenen Zertifikaten. Beispiel: Der Fernkurs Finanzbuchhaltung mit SAP® ERP am ILS. Den Kurs kannst du auch über Bildungsgutschein finanzieren.
  • Heute so morgen so · vor 6 Jahren
    Wie anerkannt sind Menschen mit Behinderung z.B. Lernbehinderung in der Wirtschaft? -überhaupt Nicht! bringen kein Geld, da das erforderliche Wissen nur schwer vermittelt werden kann. Fazit: wer nicht funktioniert und sich nicht Weiterbildet / weiterbilden kann, hat pech. In einer Leistungsgesellschaft sollte man funktionieren und alles Wissen aufsaugen wie ein Schwamm und schon freut sich der Geldbeutel besonders der Chef, denn er hat funktionierende Geräte immer einsatzbereit. Willkommen im Leben!
    • Sabine Hutter · vor 6 Jahren
      @Heute so morgen so @Heute so morgen so: Ich bin mir nicht so ganz sicher, wo da der Bezug zum Thema des Artikels ist, auch wenn du natürlich recht hast. Es tut mir leid, dass du in deinem Leben offenbar weniger positive Erfahrungen machen musstest. Ich muss sagen, ich habe bisher fast ausschließlich Arbeitgeber kennengelernt, die durchaus auch Menschen eine Chance gegeben haben, die keine perfekten Leistungstiere waren. Aber mir ist natürlich klar, dass das längst nicht in allen Unternehmen an der Tagesordnung ist. Im Endeffekt bleibt da nur, sein Bestes zu geben und zu hoffen, dass es fürs Leben reicht.
  • Oliver · vor 13 Jahren
    Hallo Sabine,
    ich denke, dass es wichtig für einen selbst und für den Arbeitgeber sein sollte sich regelmäßig weiter zu entwickeln. Wer sich nicht weiterbildet, wird irgendwann, wenn der Arbeitgeber einem kündigt mal mit Problemen bei der Arbeitssuche am Arbeitsmarkt konfrontiert werden. Denn nichts hält für ewig und erlangtes Wissen kann mit der Zeit obsolet werden oder stellt mit der Zeit keinen Wettbewerbsvorteil am Arbeitsmarkt mehr dar, wenn es nicht weiterentwickelt wird. Außerdem ist es ja auch so, dass der berufliche Aufstieg durch Weiterbildung gefördert wird.
    Wer bereits im Beruf ist, hat auch für Vollzeitfortbildungen i. d. R. nicht die Zeit, so dass sich Fernlehrgänge und Abendkurse zur Fortbildung anbieten. Ich sehe es allerdings auch so, dass am Ende eine anerkannte Prüfung, z. B. von der IHK oder einer Universität zumindest mit einer Klausur abschließen sollte, um neu erlangtes Wissen gegenüber dem Arbeitgeber dokumentieren zu können.
    • Sabine Hutter · vor 6 Jahren
      @Oliver @Oliver Lau: Ich bin da ganz bei dir - wer stehenbleibt, verliert in den meisten Berufen irgendwann an Reiz für die Arbeitgeber. Das ist mittlerweile selbst in Berufen so, in denen man noch vor 20 Jahren gesagt hätte, dass wirklich jeder sie ausüben kann. Die Anforderungen steigen und wer da mithalten will, dem bleibt fast nichts anderes übrig, als sich weiterzubilden.

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