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Teilzeit- oder Vollzeitstudium: Zeitmodelle im Fernstudium unter der Lupe

Du möchtest studieren, bist aber familiär sehr eingespannt oder möchtest deinen Beruf nicht an den Nagel hängen? Dann erscheint ein Fernstudium in Teilzeit die optimale Lösung für deine Situation zu sein. Die geringere Lernbelastung, die überschaubaren Studiengebühren, die Flexibilität bei der Gestaltung des Studienablaufs – die Argumente für ein Teilzeitstudium sprechen eine klare Sprache.

Aber halt: Ganz so kann ich das nicht stehenlassen. Denn ein Fernstudium in Teilzeit hat längst nicht nur Vorteile. Und was dir keine Hochschule sagt: In vielen Fällen kannst du im Vollzeitstudium dieselben Vorzüge wie in einem Teilzeitstudium genießen – wenn du es richtig angehst. Heute gebe ich dir einen Einblick in die gängigen Zeitmodelle an bekannten Fernhochschulen und helfe dir, die wichtigsten Fragen zum Teilzeit-Fernstudium zu klären.

Wie viele Menschen studieren in Deutschland in Teilzeit?

Von etwa  76.000 Studenten sind an der FernUni Hagen rund 50.000 ins Teilzeitstudium eingeschrieben.

Bereits seit mehreren Jahren verfolgt und untersucht das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE), wie sich Angebot und Nachfrage hinsichtlich Teilzeitstudiengängen in Deutschland entwickeln. In den vergangenen Jahren ist ein deutlicher Aufwärtstrend erkennbar. Der aktuelle Bericht aus dem Jahr 2022 zeigt spannende Erkenntnisse:

  • Es gibt regional extreme Unterschiede – während im Saarland zwei von drei Studienangeboten in Teilzeit angeboten werden, sind es beim Schlusslicht Bremen nur 2,0 Prozent.
  • Im Wintersemester 2020/2021 waren in Deutschland rund 231.000 Teilzeitstudierende eingeschrieben. Das sind nur 7,8 Prozent der gesamten Studenten in Deutschland.
  • Zwischen privaten und staatlichen Hochschulen besteht ein ausgewogenes Verhältnis: Sie beherbergen jeweils knapp die Hälfte der deutschen Teilzeitstudierenden.

An privaten Hochschulen gibt es im Verhältnis eine deutlich höhere Teilzeitquote. Zum Vergleich: Die FOM Hochschule etwa hat rund 57.000 Studierende, von denen im Wintersemester 2020/2021 54.364 in Teilzeit studiert haben. Ebenso auffällig ist das Verhältnis an der Hamburger Fernhochschule: Unter 13.000 Studenten tummeln sich rund 12.021 Teilzeitstudenten. Ebenfalls an der Spitze der Hochschulen mit den höchsten Teilzeit-Zahlen ist die staatliche Fernuniversität Hagen vertreten. Von etwa  76.000 Studenten sind rund 50.000 in Teilzeitstudiengängen eingeschrieben. Die Ausrichtung auf Fernstudiengänge prädestiniert sie auch für das berufsbegleitende Studium.

Andere staatliche Hochschulen tauchen zwar ebenfalls in der Auflistung mit den meisten Teilzeitstudierenden auf. Im Verhältnis zur Gesamtstudentenzahl ist die Teilzeitquote jedoch gering. Für die Technische Universität Kaiserslautern weist die Studie 4.258 Teilzeitstudierende aus. Allerdings studieren hier insgesamt rund 22.000 Menschen.

Mehr erfahren über die Studienergebnisse des CHE

Vollzeit, Teilzeit I oder Teilzeit II: Welche Zeitmodelle bieten die Hochschulen?

Die Hochschulen haben durchaus erkannt, dass Teilzeitstudiengänge gefragt sind, und haben ihr Angebot entsprechend angepasst. Selbst staatliche Universitäten, an denen das Vollzeitstudium nun einmal der Standardfall ist, bieten Teilzeitstudiengänge mit verdoppelter Regelstudienzeit. Beim Fernstudium an staatlichen oder privaten Hochschulen gibt es sehr unterschiedliche Zeitmodelle.

Diese nehmen wir im Folgenden ein wenig genauer unter die Lupe. Dafür beziehen wir uns auf Bachelorstudiengänge mit einer Regelstudienzeit von sechs Semestern (36 Monate) – die Informationen lassen sich aber analog auf das Masterstudium übertragen.

Wirf zunächst einen Blick auf die möglichen Zeitmodelle an verschiedenen Hochschulen:

HochschuleZeitmodellekostenlose Verlängerung
IU Internationale Hochschule

Vollzeit (36 Monate)
Teilzeit I (48 Monate)
Teilzeit II (72 Monate)

jeweils um 12 Monate
AKAD University

Sprint (36 Monate)
Standard (48 Monate)
Stretch (72 Monate)

24 Monate
12 Monate
6 Monate

Euro FH

Vollzeit (36 Monate)
Teilzeit (48 Monate)
Teilzeit (72 Monate)

18 Monate
24 Monate
24 Monate

Wilhelm-Büchner-Hochschule (210 ECTS) Vollzeit (42 Monate) 21 Monate
SRH Mobile University Vollzeit (36 Monate) 36 Monate
Hochschule Fresenius

Vollzeit (36 Monate)
Teilzeit I (48 Monate)
Teilzeit II (72 Monate)

jeweils um 12 Monate

Ich habe dir extra auch die kostenlose Verlängerungszeit mitnotiert, denn sie ist ein wesentliches Entscheidungskriterium – dazu gleich noch mehr.

Mehr über die verschiedenen Voll- und Teilzeitmodelle der Studiengänge im Vergleich verrät dir Christian in seinem Video zu den Zeitmodellen:

Vollzeit- oder Teilzeit-Fernstudium: fünf Leitfragen für deine Entscheidung

Auch wenn du aus dem Bauch heraus zum Teilzeit-Fernstudium tendierst, solltest du all deine Optionen ausloten. Die folgenden Fragen helfen dir, die für dich richtige Lösung zu finden:

#1 Wie lange kann ich die Regelstudienzeit kostenlos überziehen?

Die Regelstudiendauer beträgt im Bachelorstudium mit 180 Leistungspunkten sechs Semester und sieben Semester bei 210 Leistungspunkten. Viele Studierende haben jedoch Schwierigkeiten damit, diese Zeitspanne exakt einzuhalten. Deshalb gibt es an den meisten Hochschulen, die Fernstudiengänge anbieten, die Möglichkeit einer kostenlosen Verlängerungsphase. Diese ist je nach Zeitmodell und Hochschule sehr unterschiedlich – siehe Tabelle oben.

Sie ist jedoch ein wichtiges Entscheidungskriterium für dich, denn wenn du hier geschickt auswählst, kannst du ein Vollzeitstudium als Teilzeitstudium verwenden.

Ein direktes Beispiel zeigt dir, worauf du achten musst:

Du möchtest gerne neben dem Studium weiterhin arbeiten und deshalb nicht in Vollzeit studieren. Du entscheidest dich für das Zeitmodell „Teilzeit I“ an der IU. Dieses bietet dir inklusive Überziehungszeit 60 Monate, also zehn Semester für 180 Leistungspunkte. Aber: Entscheidest du dich für die SRH Mobile University, stehen dir für denselben Leistungsumfang sogar 72 Monate (zwölf Semester) zur Verfügung – aber im vermeintlichen Vollzeitmodell.

#2 Wie viel kosten die verschiedenen Zeitmodelle?

Bietet eine Hochschule eines oder mehrere Teilzeitmodelle, sind diese im Hinblick auf die monatlichen Kosten stets deutlich günstiger. An der IU Internationalen Hochschule kostet das Vollzeitstudium 369 Euro monatlich, das Modell Teilzeit I 319 Euro und das Modell Teilzeit II nur 219 Euro. Gerade wenn das persönliche Einkommen nicht allzu viel Puffer hergibt, erscheint das Modell Teilzeit II sehr attraktiv. Aber sehen wir uns doch mal die Gesamtkosten an der IU an:

ZeitmodellMonatliche GebührStudiendauerGesamtkosten
Vollzeit 369 Euro 36 Monate 13.284 Euro
Teilzeit I 319 Euro 48 Monate 15.312 Euro
Teilzeit II 219 Euro 72 Monate 15.768 Euro

Zwischen den zwei Teilzeitmodellen ist nur ein geringfügiger Kostenunterschied – umso heftiger fällt er aber zwischen Voll- und Teilzeit aus.

Diesen Kostenvergleich solltest du auch zwischen den Hochschulen ziehen. An der SRH Fernhochschule kannst du zum Beispiel insgesamt 72 Monate lang studieren und zahlst dafür im günstigsten Tarif 13.968 Euro. Um an der Hochschule Fresenius eine ähnlich lange Studiendauer zu erreichen, nutzt du den Tarif Teilzeit II. Hier zahlst du insgesamt 15.480 Euro.

Warum es sich lohnt, auch andere Finanzierungsoptionen zu prüfen

Welches Zeitmodell für dich das Richtige ist, hängt auch von den Finanzen ab - rechne genau nach.

Trotzdem haben viele Studierende ein Problem: Die Vollzeitstudiengänge kosten oft 300 Euro und mehr pro Monat. Gerade wenn du während des Studiums nur in Teilzeit arbeiten möchtest, gibt das Gehalt diesen Betrag vielleicht nicht her. Dennoch solltest du dir überlegen, ob es nicht auch andere Finanzierungsoptionen gibt. Nimmst du einen Studienkredit auf, um die Studiengebühren zu zahlen, fallen natürlich Zinsen an. Diese können aber durchaus günstiger sein.

Nehmen wir das Beispiel der IU: Im Vollzeitmodus zahlst du 13.284 Euro, im Teilzeit-II-Tarif 15.768 Euro. Wir reden also über Mehrkosten von 2.484 Euro. Rechnen wir durch, wie die Situation mit einem Studienkredit aussähe:

Kapitalbedarf: 13.300 Euro

Zinssatz: 4 Prozent

Laufzeit: 5 Jahre

Du zahlst über die Laufzeit insgesamt 1.396,38 Euro an Zinsen und eine monatliche Rate von 244,94 Euro. Du sparst dir also im Vergleich zur Teilzeitvariante bereits 2.484 Euro – 1.396,38 Euro = 1.087,62 Euro

Aber: Du sparst dir zusätzlich auch bis zu 10 Prozent der Studiengebühren, weil die vollständige Zahlung des gesamten Studiums in einem Betrag einen saftigen Rabatt bringt. Rechne es mal aus – die Ersparnis macht bis zu 1.328,40 Euro aus und kann so fast die gesamten Zinsen schlucken. Im Endeffekt zahlst du also kaum mehr, hast aber eine geringere monatliche Belastung.

#3 Wie viele Module kann ich pro Semester belegen?

Ein Semester ist im Vollzeit-Bachelorstudium im Regelfall auf 30 Leistungspunkte ausgelegt. Du hast aber bei den meisten Hochschulen die Möglichkeit, auch mehr oder weniger ECTS zu absolvieren, je nachdem, wie viel Zeit du gerade investieren kannst.

Etwas anders sieht es bei Teilzeitmodellen aus. Hier ist meist ein bestimmtes Pensum zu absolvieren – überschreiten kannst du diesen Wert aber nicht, wenn es gerade gut läuft bei dir. Du kannst also etwa im IU-Teilzeit-Modell II nur Module für 15 ECTS belegen und musst pausieren, wenn du danach im Semester noch Zeit übrighast.

Lässt es deine berufliche oder familiäre Situation in den nächsten Jahren zu, mehr Zeit in dein Studium zu investieren, könnte dich ein Teilzeitstudium einschränken.

#4 Ist es möglich, das Zeitmodell während der Studienzeit zu wechseln?

Stell dir vor, du würdest gerne neben dem Studium in Teilzeit arbeiten, aber dein Chef spielt nicht mit. Also studierst du erst einmal in Teilzeit und arbeitest Vollzeit. Plötzlich ergibt sich endlich die Chance, deine Wochenarbeitszeit zu reduzieren, aber jetzt kannst du nicht mehr vom Teilzeit- auf das Vollzeitstudium wechseln.

Ich kann dir deshalb nur empfehlen: Möchtest du ein Teilzeitstudium beginnen, informiere dich immer vorher, ob der Wechsel in ein anderes Zeitmodell möglich ist und wie kompliziert er ist. Außerdem solltest du dich darauf einstellen, durch die unterschiedlichen Abrechnungsmodi möglicherweise ein wenig Geld zu verlieren.

Tipp: Wende dich mit solchen Detailfragen einfach an den Studienservice der Hochschule, wenn du auf der betreffenden Website keine konkrete Aussage dazu findest. In der Regel kannst du aber das Zeitmodell an den meisten privaten und staatlichen Hochschulen im Laufe des Studiums wechseln.

#5 Möchtest du BAföG beziehen?

Hinterfrage auch deine eigene finanzielle Situation. Kannst du dich selbst finanzieren, etwa durch deine Berufstätigkeit? Oder möchtest du für die Studienzeit BAföG beantragen? Hier steckt der Teufel im Detail: BAföG kannst du nur für ein Vollzeitstudium beantragen. § 2 Abs. 5 BAföG sagt dazu:

„Ausbildungsförderung wird nur geleistet, wenn der Ausbildungsabschnitt mindestens ein Schul- oder Studienhalbjahr dauert und die Ausbildung die Arbeitskraft des Auszubildenden im Allgemeinen voll in Anspruch nimmt.“

Gemeint ist damit, dass du wöchentlich durchschnittlich 40 Stunden in dein Studium stecken solltest, wobei mindestens 20 Stunden auf Unterrichtszeiten entfallen. Da dies in einem Teilzeitstudium nicht gewährleistet ist, fällst du mit einem entsprechenden Zeitmodell automatisch durchs BAföG-Raster.

Fazit

Bei genauerer Betrachtung (und Rechnung) sind Teilzeitstudienmodelle plötzlich gar nicht mehr so attraktiv. Scheitert es nur an der monatlichen Rate, solltest du dich besser nach einer Finanzierungsalternative umsehen. Denn im Vergleich der Gesamtkosten schneiden Vollzeitstudiengänge meist besser ab und bieten dir dennoch ausreichend zeitlichen Spielraum, um neben dem Beruf studieren zu können.

 

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