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Künstliche Intelligenz in der Studienberatung: Revolution oder Zukunftsmusik?

In einer Zeit, in der digitale Technologien zunehmend in alle Lebensbereiche vordringen, stellt sich die Frage: Können diese Innovationen auch die Art und Weise revolutionieren, wie wir lernen und uns beraten lassen? Ein besonders spannendes Feld ist hierbei die Studienberatung, ein Bereich, der traditionell auf persönlichem Austausch basiert. Doch ist es möglich, diesen intimen Beratungsprozess durch Künstliche Intelligenz (KI) zu ergänzen oder gar zu ersetzen? Unsere Versuche mit ChatGPT und einem selbst entwickelten CustomGPT geben Aufschluss.

Der Mensch hinter der Maschine

Wir wollen die Effektivität von KI in der Studienberatung testen und ausloten. Durch die Nutzung eines angepassten GPT-Modells, das auf die umfangreiche Datenbank von fernstudi.net zugreift, wurde versucht, auf Anfragen rund um Studiengänge und Weiterbildungsmöglichkeiten zu antworten. Ziel war es, zu erkunden, ob eine KI die gleiche oder sogar eine bessere Beratungsqualität bieten kann als traditionelle Methoden.

Unsere Versuche zeigen, dass KI durchaus das Potenzial hat, den Beratungsprozess effizienter zu gestalten. Der digitale Assistent kann schnell und präzise auf eine Vielzahl von Anfragen reagieren, von der Suche nach spezifischen Kursen bis hin zur Erklärung der Vorteile von Hochschulzertifikaten. Besonders beeindruckend ist die Fähigkeit der KI, individuelle Bildungswege aufzuzeigen und dabei eine breite Palette von Kursen und Studiengängen zu berücksichtigen.

Wertvolle Hilfe bei komplizierten Fragestellungen

Hilfreich ist das Tool für uns im Beratungsalltag auch, um komplizierte und umfangreiche Fragestellungen schnell zu verstehen. Beispiel:

Ich habe bereits den Betriebswirt der Handwerksordnung 2019 abgeschlossen. Ich komme aus der freien Wirtschaft (Geselle, Meister). Zwischenzeitlich hab ich mich beruflich umorientiert und bin jetzt Beamte der 2.QE (Staatsfinanz) mir wurde mitgeteilt, dass mein Betriebswirt (zum Aufstieg in den gehobenen Dienst) nunr angerechnet werden kann wenn er an einer Hochschule abgeschlossen wurde. Sprich ich müsste ihn nochmal studieren. Ich habe leider keinerlei Ahnung wie das ganze abläuft, wo ich mich informiere usw. Wichtig wäre mir eine staatliche Hochschule die ich per Fernstudium nebenberuflich absolvieren kann. Ich habe Gleitzeit, also wäre flexibel. Kann mir hier Jemand weiterhelfen? Infos über Kosten, Ablauf, Förderung, wohin wende ich mich?
Ich habe auch gelesen, dass ein Teil der vorhandenen Abschlüsse sogar angerechnet werden kann. (Quelle)

Solche Anfragen erhalten wir immer wieder. Typischerweise stellen wir sie für die Moderation weit hinten an, weil es länger dauert, die Frage zu durchdringen, in ihre einzelnen Themen zu splitten und Schritt für Schritt zu beantworten.

Unser Tool macht das in wenigen Sekunden, mit einer häufig befriedigenden Antwortqualität. Die KI-Antwort können wir umfänglich mindestens als Grundlage für eine gute Antwort nutzen. So können wir diese Frage in 5–10 Minuten beantworten, statt in 30.

Grenzen und Herausforderungen

Fehlende Daten, Mangel an Empathie, Voreingenommenheit, Datenschutz: KI stößt auch in der Studienberatung schnell an ihre Grenzen
© Abbildung: ChatGPT

Trotz der beeindruckenden Leistungsfähigkeit stößt die KI schnell an Grenzen. Die Qualität der Beratung hängt stark von der zugrundeliegenden Datenbank und dem Trainingszustand des Modells ab. Fehlende oder unzureichende Daten können zu unvollständigen oder irrelevanten Empfehlungen führen. Zudem fehlt der KI die Fähigkeit, emotionale Intelligenz und Empathie in den Beratungsprozess einzubringen – Faktoren, die in der persönlichen Beratung eine wesentliche Rolle spielen.

Vor allem komplexe Fragestellungen, die sich beispielsweise auf studiengangsspezifische Bestimmungen beziehen, kann ChatGPT derzeit nicht beantworten.

Eine weitere Herausforderung ist das Thema Datenschutz. Wir selbst erfassen zwar mit unserem CustomGPT keine Nutzerdaten. ChatGPT fragt bei unserer API lediglich Daten ab, ohne uns Informationen zu Nutzern zu geben, die den Chat nutzen. Nutzer hinterlassen aber im Chat selbst persönliche Daten, die dann bei OpenAI liegen.

Fazit

Die Ergebnisse unserer Versuche zeigen, dass KI ein wertvolles Werkzeug in der Studienberatung sein kann, besonders wenn es darum geht, effiziente und datengestützte Informationen bereitzustellen. Jedoch unterstreichen sie auch die Notwendigkeit, KI als Ergänzung und nicht als Ersatz für menschliche Berater zu betrachten. Die Kombination aus menschlicher Empathie und KI-gestützter Effizienz könnte den Weg für eine neue Ära der Studienberatung ebnen, in der Technologie und Menschlichkeit Hand in Hand gehen.

In einem Zeitalter, in dem lebenslanges Lernen immer wichtiger wird, könnte die Integration von KI in die Studienberatung nicht nur Zeit und Ressourcen sparen, sondern auch den Zugang zu Bildung demokratisieren, indem sie Informationen schnell und unabhängig von geografischen oder zeitlichen Einschränkungen bereitstellt.

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