03.02.2025

Gemeinsame KI-Offensive: Wissenschaftsministerkonferenz fordert verstärkte Förderung

Die Wissenschaftsministerkonferenz hat ein umfassendes Positionspapier zur Förderung der Künstlichen Intelligenz (KI) in Wissenschaft, Forschung und Hochschulbildung verabschiedet. Die Ministerinnen und Minister der Länder fordern eine nationale KI-Offensive, die in enger Abstimmung zwischen Bund und Ländern umgesetzt werden soll. Ziel ist es, die Chancen und Potenziale von KI für Innovation und Wertschöpfung entschlossen zu nutzen und Deutschland im internationalen Wettbewerb konkurrenzfähig zu halten.

KI als Schlüsseltechnologie für Wissenschaft und Wirtschaft

Das Positionspapier betont die enorme Bedeutung von Künstlicher Intelligenz für die Zukunftsfähigkeit Deutschlands. KI gilt als Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts und beeinflusst bereits jetzt zahlreiche Bereiche der Gesellschaft – von wissenschaftlichen Innovationen über die Hochschulbildung bis hin zu administrativen Prozessen an Universitäten.

„Es gibt kaum einen Bereich in Wirtschaft und Wissenschaft, in dem zukünftig die Künstliche Intelligenz nicht eine entscheidende Rolle spielen wird“, erklärte Bettina Martin, Ministerin für Wissenschaft, Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten des Landes Mecklenburg-Vorpommern und Präsidentin der Wissenschaftsministerkonferenz. „Deutschland muss deshalb sein Engagement in der Forschung mit und für KI deutlich erhöhen, wenn wir international wettbewerbsfähig bleiben wollen.“

Auch Falko Mohrs, Niedersachsens Minister für Wissenschaft und Kultur, unterstrich die Bedeutung von KI für Hochschulen: „Unsere Hochschulen sind Hotspots der Digitalisierung. Sie liefern Antworten auf grundlegende Fragen der Digitalität und entwickeln innovative Methoden für den Umgang mit KI.“ Ein zentraler Punkt sei die Notwendigkeit, in leistungsfähige Großrechenzentren und IT-Sicherheitsforschung zu investieren, um Missbrauch und Spionage zu verhindern und zugleich internationale Kooperationen zu ermöglichen.

Markus Blume, Bayerischer Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, sieht in der aktuellen Situation eine Dringlichkeit für politisches Handeln: „Deutschland und Europa können es sich nicht leisten, bei KI nur zuzuschauen. Wir müssen in das Rennen einsteigen – und zwar schnell.“ Besonders problematisch sei der Mangel an Fachkräften, an Daten und an Rechenkapazitäten. Blume forderte daher eine entschiedene politische und wirtschaftliche Anstrengung: „Wir brauchen wieder eine Initialzündung, einen neuen Airbus-Moment für KI.“

Zentrale Maßnahmen der KI-Offensive

Das Positionspapier definiert sechs zentrale Handlungsfelder, in denen Bund und Länder dringend aktiv werden müssen:

  1. Ausbau der KI-Infrastruktur

    • Ein umfassendes KI-Infrastrukturprogramm soll geschaffen werden.
    • Entwicklung einer europäischen Roadmap für KI-Infrastrukturen.
    • Der Ausbau von Hochleistungsrechenzentren an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen ist essenziell, um international konkurrenzfähig zu bleiben.
  2. Zugang zu und Verfügbarkeit von Daten

    • Sicherstellung eines geschützten und kooperativen Zugangs zu Forschungsdaten.
    • Förderung von Daten-Infrastrukturen und institutionenübergreifenden Speicherlösungen für Forschung und Wirtschaft.
    • Enge Abstimmung mit europäischen Initiativen zur Datenstrategie.
  3. Förderung interdisziplinärer Forschung

    • KI ist nicht nur ein Thema für Informatik und Ingenieurwissenschaften, sondern spielt auch in Sozial-, Geistes- und Lebenswissenschaften eine wachsende Rolle.
    • Das Budget für KI-Forschung an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen soll deutlich erhöht werden.
    • Bürokratiearme Förderprogramme sollen interdisziplinäre Forschung erleichtern.
  4. Nachwuchsförderung und Fachkräftegewinnung

    • Einführung eines Tenure-Track-Programms für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit KI-Schwerpunkt.
    • Schaffung zusätzlicher KI-Professuren zur Stärkung der akademischen Lehre und Forschung.
  5. Ethische Auseinandersetzung und Integration in die Hochschullehre

    • KI- und Digital-Kompetenzen sollen fester Bestandteil von Hochschulstudiengängen werden.
    • Ausbau bestehender Programme wie der vom Bund geförderte KI-Campus und das Förderprogramm „Künstliche Intelligenz in der Hochschulbildung“.
    • Förderung eines kritischen, ethisch reflektierten Umgangs mit KI.
  6. Wissens- und Technologietransfer in Wirtschaft und Gesellschaft

    • Förderung von Start-ups im KI-Bereich durch den Abbau bürokratischer Hürden.
    • Innovationsfördernde Anreize sollen private Investitionen in KI-Projekte erhöhen.
    • Reallabore sollen gezielt den Transfer von KI-Entwicklungen in die Praxis unterstützen.

Europäische Zusammenarbeit und globale Wettbewerbsfähigkeit

Die Wissenschaftsministerinnen und -minister betonen, dass Deutschland und Europa nur gemeinsam erfolgreich sein können. Das Positionspapier fordert deshalb eine stärkere Zusammenarbeit mit der Europäischen Union, um eine leistungsfähige und nachhaltige KI-Infrastruktur in Europa zu etablieren.

Die Ministerkonferenz plant, nach der Bildung einer neuen Bundesregierung Gespräche aufzunehmen, um die Weichen für eine bundesweite und europäisch vernetzte KI-Strategie zu stellen.


Veröffentlicht am von , Fachredakteur

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