„Wie Sklaven“? – Meine kritische Analyse des TAZ-Berichts über indische Studierende an der IU
Der TAZ-Artikel „Das Geschäft mit den Studis“ wirft ein kritisches Licht auf die Situation indischer Studierender an der IU Internationalen Hochschule in Berlin und zeichnet ein Bild von Ausbeutung, Unsicherheit und enttäuschten Erwartungen. Anhand einzelner Biografien werden strukturelle Probleme wie Wohnraummangel, finanzielle Belastungen und Schwierigkeiten im Kontakt mit Behörden dargestellt. Doch wie repräsentativ sind diese Erfahrungen tatsächlich? Meine differenzierte Analyse zeigt, dass viele der genannten Herausforderungen gesamtgesellschaftliche Ursachen haben und Studierende unterschiedlichster Herkunft betreffen. Ich prüfe die im TAZ-Artikel erhobenen Vorwürfe kritisch, ordne sie empirisch ein und beleuchte, wie weitreichend und ausgewogen die Darstellung wirklich ist.
Inhalt
- Worum geht es im TAZ-Artikel?
- Handelt es sich um Einzelfälle oder einen Trend?
- Wie stellen sich die Herausforderungen auf dem Wohnungs- und Arbeitsmarkt wirklich dar?
- Was ist über die Studienstruktur und Lehrqualität an der IU bekannt?
- Wie wirken sich Behörden, Bürokratie und Visapolitik auf internationale Studierende aus?
- Mit welchen sprachlichen Mitteln arbeitet der TAZ-Artikel – Information oder Dramatisierung?
- Fazit: Was ist notwendig für eine sachliche Debatte?
- Kommentare
Worum geht es im TAZ-Artikel?
Der TAZ-Artikel Junge Inder in Deutschland - Das Geschäft mit den Studis vom 1.7.2025 berichtet über indische Studierende an der IU Internationalen Hochschule in Berlin und fokussiert auf die Herausforderungen, die sie im deutschen Hochschulalltag erleben. Im Mittelpunkt stehen zwei exemplarische Biografien von Studierenden, die ihren Weg aus Indien nach Deutschland schildern und dabei auf finanzielle, organisatorische und persönliche Probleme stoßen.
Was schildert die Reportage?
Die Autorin Nina Scholz beschreibt unter anderem, wie hohe Studiengebühren, Vermittlungskosten, verpflichtende Sperrkonten sowie die schwierige Wohnungssuche viele Studierende vor große Belastungen stellen. Die Betroffenen müssen oft in überteuerten, beengten Unterkünften leben und sind auf Nebenjobs im Lieferdienst oder in der Gastronomie angewiesen. Hinzu kommen bürokratische Hürden, etwa bei der Visumsverlängerung, und Unsicherheiten im Umgang mit der Hochschule, insbesondere in Bezug auf Online-Lehre und Präsenzpflicht.
Welche institutionellen Akteure werden genannt?
Neben den Studierenden selbst stehen private Hochschulen wie die IU, Vermittlungsagenturen und das Berliner Landesamt für Einwanderung im Fokus. Kritisch thematisiert werden Geschäftsmodelle, die auf internationale Studierende ausgerichtet sind, sowie eine aus Sicht der Betroffenen unzureichende Unterstützung durch Behörden und Hochschulen.
Wie ist der Ton des Artikels?
Der Artikel nutzt emotionale Beispiele, starke Bildsprache und zugespitzte Formulierungen, etwa den Vergleich mit „Sklaven“, um die Situation der Studierenden zu verdeutlichen. Die Reportage legt ein systemisches Problem nahe: Junge Menschen würden mit Versprechen nach Deutschland gelockt, um dann in prekären Verhältnissen zu leben und zu arbeiten.
Insgesamt zeichnet der TAZ-Artikel das Bild eines Teilsystems Hochschule, das insbesondere internationale Studierende aus Indien und Südasien vor besondere Herausforderungen stellt und sie dabei strukturell benachteiligt. Ob diese Darstellung die Realität vieler Studierender oder vor allem Einzelschicksale beschreibt, bleibt Gegenstand meiner weiteren Analyse.
Handelt es sich um Einzelfälle oder einen Trend?
Im TAZ-Artikel werden die Erfahrungen zweier indischer Studierender an einer privaten Hochschule in Berlin ausführlich dargestellt. Dabei entsteht der Eindruck, die geschilderten Herausforderungen seien typisch für die Mehrheit der internationalen Studierenden aus Indien. Eine übergeordnete Einordnung oder ein Vergleich mit anderen Studierendengruppen fehlt jedoch.
Ein Blick auf die verfügbaren Daten zeigt ein differenzierteres Bild:
- Zahl der indischen Studierenden: Mit rund 43.000 Studentinnen und Studenten stellen Inderinnen und Inder inzwischen die größte Gruppe internationaler Studierender an deutschen Hochschulen.
- Verteilung: Der Großteil ist an staatlichen Hochschulen eingeschrieben. Private Hochschulen wie die IU spielen zwar eine wachsende Rolle, bleiben aber ein Sonderfall.
- Erfolgsquoten: Die Mehrheit der indischen Studierenden schließt ihr Studium erfolgreich ab oder bleibt über längere Zeit in Deutschland. Viele berichten von guten Integrationsmöglichkeiten und beruflichen Perspektiven.
- Herausforderungen: Schwierigkeiten bei Wohnungssuche, Nebenjobs und im Umgang mit Behörden sind in deutschen Großstädten verbreitet und betreffen keineswegs nur internationale Studierende. Auch viele deutsche Studierende kämpfen mit ähnlichen Problemen.
Was im TAZ-Artikel fehlt, sind:
- Positive Gegenbeispiele von indischen Studierenden, die mit ihrer Studienwahl zufrieden sind.
- Perspektiven anderer Nationalitäten oder deutscher Studierender, die ähnliche Hürden überwinden müssen.
- Empirische Daten zur Einordnung der geschilderten Fälle im Gesamtbild.
Damit bleibt der Artikel eine Dramatisierung individueller Erfahrungen ohne ausreichende statistische oder systemische Einordnung. Eine fundierte journalistische Analyse müsste verschiedene Perspektiven und die tatsächliche Verbreitung der beschriebenen Probleme berücksichtigen, um ein realistisches Bild zu zeichnen.
Wie stellen sich die Herausforderungen auf dem Wohnungs- und Arbeitsmarkt wirklich dar?
Die im TAZ-Artikel beschriebenen Schwierigkeiten bei der Wohnungssuche und der Finanzierung des Lebensunterhalts werden als spezifische Probleme indischer Studierender dargestellt. Tatsächlich handelt es sich jedoch um Herausforderungen, die in ähnlicher Form viele Studierende in deutschen Großstädten betreffen.
Wohnraummangel: Der Wohnungsmarkt in Städten wie Berlin ist seit Jahren angespannt. Die Mieten sind hoch, günstiger Wohnraum ist knapp – dies betrifft deutsche und internationale Studierende gleichermaßen. Laut aktuellen Statistiken sind Studierendenwohnheime oft überbelegt und Wartelisten die Regel. Viele Studierende, unabhängig von Herkunft oder Status, sind gezwungen, sich auf dem freien Wohnungsmarkt um teure und oft befristete Zimmer zu bemühen.
Möblierte Vermietung und Kosten: Die zunehmende Zahl möblierter Wohnungen und kurzfristiger Vermietungen hat zu steigenden Preisen geführt, insbesondere für Personen ohne langfristigen Aufenthaltstitel oder ausreichende Sprachkenntnisse. Das Problem betrifft nicht nur internationale Studierende, sondern ist Ausdruck eines insgesamt angespannten Wohnungsmarktes.
Nebenjobs und Erwerbstätigkeit: Die finanzielle Belastung zwingt viele Studierende dazu, Nebenjobs anzunehmen, häufig in Branchen wie Gastronomie, Logistik oder Lieferdienste. Diese Tätigkeiten sind meist gering bezahlt und oft wenig flexibel. Auch hier sind es nicht nur internationale Studierende, die betroffen sind: Viele deutsche Studierende müssen mit ähnlichen Arbeitsbedingungen zurechtkommen, um ihr Studium zu finanzieren.
Spezifische Herausforderungen internationaler Studierender: Dennoch gibt es einige zusätzliche Hürden: Wer neu nach Deutschland kommt und keine deutschen Sprachkenntnisse oder ein lokales Netzwerk mitbringt, hat es häufig schwerer, eine Wohnung oder einen passenden Nebenjob zu finden. Sprachbarrieren und Unkenntnis der deutschen Rechtslage machen internationale Studierende besonders anfällig für unseriöse Angebote und Ausbeutung.
Die Probleme auf dem Wohnungs- und Arbeitsmarkt sind also kein singuläres Phänomen für indische oder andere internationale Studierende, sondern spiegeln gesamtgesellschaftliche Herausforderungen wider. Eine differenzierte Betrachtung zeigt, dass viele der im TAZ-Artikel geschilderten Schwierigkeiten systemischer Natur sind und verschiedene Gruppen gleichermaßen betreffen.
Was ist über die Studienstruktur und Lehrqualität an der IU bekannt?
Der TAZ-Artikel wirft der Internationalen Hochschule (IU) vor, sie sei „keine richtige Uni“ und biete überwiegend Online-Kurse mit geringer Präsenz und wenig Betreuung an. Diese Einschätzung bleibt jedoch einseitig und wird nicht durch Vergleiche mit anderen Hochschulen oder durch eine übergeordnete Analyse eingeordnet.
Online-Lehre und Blended Learning
Online-Lehre und sogenannte „Blended-Learning“-Modelle, also die Kombination von Online- und Präsenzveranstaltungen, sind an vielen deutschen und internationalen Hochschulen spätestens seit der Corona-Pandemie verbreitet und werden zunehmend ausgebaut. Auch staatliche Universitäten bieten in manchen Studiengängen große Anteile digitaler Lehre an. Dass Lehrende nicht immer vor Ort präsent sind oder Kurse kurzfristig online stattfinden, ist somit kein Alleinstellungsmerkmal privater Anbieter wie der IU.
Akkreditierung und Studienabschluss
Die IU ist als private Hochschule in Deutschland staatlich anerkannt. Sie ist eine Fachhochschule, keine Universität. Ihre Studiengänge werden regelmäßig überprüft und akkreditiert. Der Abschluss, den die IU verleiht, ist ein in Deutschland und Europa anerkannter akademischer Grad. Die im Artikel suggerierte Trennung zwischen „echten“ und „unechten“ Hochschulen trifft die Rechtslage nicht.
Qualität und Betreuung
Wie an anderen Hochschulen gibt es an der IU Rückmeldungen, die sowohl Stärken als auch Schwächen thematisieren. Während einige Studierende von flexiblen Lernbedingungen und internationaler Ausrichtung profitieren, berichten andere von Problemen mit Betreuung, Erreichbarkeit oder der Organisation einzelner Kurse. Solche Erfahrungsunterschiede sind jedoch auch von staatlichen Hochschulen bekannt und keine Besonderheit der IU.
Reaktion auf Kritik und behördliche Vorgaben
Die IU hat als Reaktion auf behördliche Anforderungen und studentische Kritik Anpassungen angekündigt, etwa eine stärkere Ausweitung der Präsenzanteile ab Herbst 2025. Diese Schritte zeigen, dass sich die Hochschule auf Herausforderungen einstellt und auf Rückmeldungen reagiert.
Die im TAZ-Artikel geäußerte pauschale Kritik an Studienform und Qualität blendet aus, dass moderne Hochschulbildung zunehmend hybride Formate umfasst – unabhängig vom Träger. Auch an der IU erwerben Absolventinnen und Absolventen einen anerkannten Abschluss. Eine differenzierte Bewertung sollte Vergleiche mit anderen Hochschulen einbeziehen und verschiedene Perspektiven berücksichtigen.
Im Video analysiere ich, was die meisten IU-Studierenden über ihre Hochschule denken:
Wie wirken sich Behörden, Bürokratie und Visapolitik auf internationale Studierende aus?
Der TAZ-Artikel thematisiert ausführlich die Unsicherheiten und Probleme, die indische Studierende im Kontakt mit deutschen Behörden erleben – etwa bei der Verlängerung von Visa, bei der Meldeadresse oder bei der Anerkennung ihres Studienformats. Die Darstellung bleibt dabei stark auf die Perspektive einzelner Betroffener beschränkt.
- Bürokratische Herausforderungen: Viele Studierende in Deutschland – unabhängig von Herkunft oder Status – berichten von Schwierigkeiten im Umgang mit Ausländerbehörden, langen Bearbeitungszeiten und wechselnden Zuständigkeiten. Diese Herausforderungen sind häufig Folge personeller Engpässe, hoher Arbeitsbelastung und komplexer rechtlicher Vorgaben. Gerade in Großstädten sind Wartezeiten auf Termine, mangelnde Kommunikation und Unsicherheit im Verfahren keine Seltenheit.
- Spezielle Situation an der IU: Im Fall der IU kam es zu Problemen, weil die zuständige Behörde Zweifel daran hatte, ob es sich um ein Präsenzstudium handelt, wie es für einen dauerhaften Aufenthaltstitel notwendig ist. Hier zeigt sich ein Dilemma: Einerseits sind flexible, digitale Studienmodelle modern und erwünscht; andererseits ist das Aufenthaltsrecht noch auf klassische Präsenzstudiengänge ausgelegt. Die resultierende Rechtsunsicherheit betrifft jedoch nicht nur die IU, sondern könnte auch andere Hochschulen treffen, die ihre Studienformate zunehmend digitalisieren.
- Perspektive der Behörden: Der Artikel verweist auf die Kommunikation zwischen Hochschule und Behörde, blendet jedoch weitgehend aus, dass die Behörden an bestehende gesetzliche Vorgaben gebunden sind. Sie sind verpflichtet zu prüfen, ob alle Kriterien für die Vergabe und Verlängerung von Aufenthaltstiteln erfüllt sind. Gleichzeitig existieren Ermessensspielräume, die zu unterschiedlichen Bewertungen und Unsicherheiten führen können.
- Vergleich zu anderen Studierendengruppen: Auch Studierende aus anderen Ländern sowie deutsche Studierende mit Migrationshintergrund oder komplizierten Lebenslagen erleben regelmäßig vergleichbare bürokratische Hürden. Es handelt sich nicht um ein isoliertes Problem einer einzelnen Hochschule oder Nationalität, sondern um ein gesamtgesellschaftliches Thema.
Die Herausforderungen im Umgang mit Behörden sind real, sie resultieren jedoch aus strukturellen Rahmenbedingungen des deutschen Verwaltungsapparats. Eine differenzierte Betrachtung müsste sowohl die rechtlichen Grundlagen als auch die institutionellen Zwänge der Behörden stärker beleuchten – anstatt das Problem auf einzelne Hochschulen oder Herkunftsländer zu verengen.
Mit welchen sprachlichen Mitteln arbeitet der TAZ-Artikel – Information oder Dramatisierung?
Eine kritische Betrachtung des TAZ-Artikels zeigt, dass die Reportage stark mit emotional aufgeladenen Formulierungen und eindrücklichen Bildern arbeitet. Begriffe wie „wie Sklaven“ oder „ausgenutzt“ prägen das Framing der dargestellten Lebenssituation der Studierenden. Dazu kommen Bilder von Lieferdienst-Arbeit, beengten Wohnverhältnissen und enttäuschten Erwartungen.
Diese sprachlichen Mittel sind in der journalistischen Berichterstattung nicht unüblich, wenn es darum geht, Missstände sichtbar zu machen. Allerdings tragen sie auch dazu bei, eine sehr negative, teilweise skandalisierende Grundstimmung zu erzeugen. Sachliche Einordnung, Relativierung oder der Hinweis auf mögliche positive Gegenbeispiele kommen dabei kaum vor. Stattdessen bleibt der Fokus auf individueller Ohnmacht und Systemversagen.
Die Kombination aus dramatischer Sprache und selektiver Bildauswahl kann die Wahrnehmung der Leserschaft erheblich beeinflussen. Die Gefahr besteht darin, dass einzelne negative Erfahrungen verallgemeinert und strukturelle Probleme auf einzelne Akteure oder Gruppen projiziert werden.
Gerade im Bereich der Bildungspolitik und Migration ist eine ausgewogene Darstellung wichtig, um differenzierte Diskussionen zu ermöglichen. Der Verzicht auf eine breitere Kontextualisierung im TAZ-Artikel und die emotionale Zuspitzung lassen eine journalistische Ausgewogenheit vermissen und bergen das Risiko, Vorurteile oder Fehlwahrnehmungen zu verstärken.
Eine fundierte Berichterstattung sollte verschiedene Perspektiven und Erfahrungen einbeziehen und Fakten von subjektiven Bewertungen klar trennen.
Fazit: Was ist notwendig für eine sachliche Debatte?
Die Analyse des TAZ-Artikels zeigt, dass die beschriebenen Probleme einzelner indischer Studierender zwar reale Herausforderungen widerspiegeln, aber in ihrer Darstellung nicht ausreichend differenziert und eingeordnet werden. Viele der Schwierigkeiten – etwa bei der Wohnungssuche, in Nebenjobs oder im Umgang mit Behörden – betreffen Studierende unterschiedlicher Herkunft und sind Ausdruck übergreifender gesellschaftlicher und struktureller Defizite.
Der Artikel verallgemeinert individuelle Erfahrungen und verzichtet weitgehend auf die Darstellung positiver Beispiele, empirischer Daten oder alternativer Perspektiven. Dadurch entsteht ein verzerrtes Bild, das eher zur Skandalisierung beiträgt als zu einer konstruktiven Lösungssuche.
Für eine fundierte, ausgewogene Berichterstattung ist es notwendig,
- verschiedene Studierendengruppen und Studienformate einzubeziehen,
- strukturelle Hintergründe und Ursachen zu benennen,
- Aussagen kritisch einzuordnen und mit belastbaren Zahlen zu unterlegen,
- sowie Stimmen der Hochschulen, Behörden und Studierendenvertretungen gleichermaßen zu berücksichtigen.
So kann die öffentliche Diskussion über internationale Studierende, Hochschulstrukturen und Integrationsfragen versachlicht werden. Differenzierte Analysen und die Einbindung verlässlicher Daten sind Voraussetzung, um Missstände gezielt anzugehen, Lösungen zu entwickeln und das Vertrauen aller Beteiligten zu stärken. Nur durch eine solche Herangehensweise können die Potenziale internationaler Studierender für die deutsche Wissenschaft und Gesellschaft wirklich genutzt werden.
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Kommentare
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Möglicherweise stammen viele Kommentatoren aus einem bildungs- und gesellschaftspolitisch engagierten Umfeld, entsprechend der Leserschaft der TAZ. In diesem Zusammenhang werden privatwirtschaftliche Akteure, wie die IU Group und Vermittlungsagenturen, oft kritisch gesehen. Mehrere Stimmen äußern z.B. Besorgnis darüber, dass sich bestehende strukturelle Probleme durch Geschäftsmodelle privater Hochschulen und Vermittler verstärken könnten. Immer wieder werden auch langfristige Risiken für den Wissenschaftsstandort Deutschland und das Image der Hochschulen angesprochen.
Darüber hinaus gibt es Hinweise darauf, dass vergleichbare Herausforderungen in anderen Sektoren (etwa in den Pflegeberufen) und in weiteren Ländern bestehen. Vereinzelt wird angemerkt, dass auch gelungene Integrationsbeispiele und alternative Biografien existieren, die im aktuellen Diskurs wenig Beachtung finden. Insgesamt zeigt der Austausch unter dem LinkedIn-Beitrag, wie vielschichtig und emotional das Thema diskutiert wird – und wie wichtig differenzierte, datenbasierte Einordnungen für die öffentliche Debatte sind.
vielen Dank Dein offenes Feedback. Du hast absolut recht: Individuelle Erfahrungen sind ein wichtiger Bestandteil einer sachlichen Debatte und helfen dabei, ein umfassendes Meinungsbild zu gewinnen. Ich kann gut nachvollziehen, dass Du Dich frustriert fühlst, wenn Dein Beitrag scheinbar nicht angenommen wurde - das ist natürlich nicht unsere Absicht, denn jede Stimme ist hier wichtig.
Dass Dir der Artikel in seiner sachlichen Ausrichtung nicht weitergeholfen hat, zeigt auch, wie schwierig es sein kann, die Balance zwischen persönlichen Schicksalen und einer statistisch fundierten Einordnung zu finden. Gerade bei so komplexen Themen wie der Situation internationaler Studierender ist das nicht einfach. Mein Ziel war es, mehr Kontext zu bieten und die verschiedenen Facetten einzubeziehen, auch wenn dabei einzelne Erfahrungen womöglich weniger Raum bekommen.
Die Wohnraumsituation in Berlin kenne ich übrigens aus eigener Erfahrung nur zu gut. Als ich gegen 2008 in eine kleine Einraumwohnung in Friedrichshain zog, war das problemlos möglich (mit mir besichtigte nur ein anderer die Wohnung). Als ich 2015 auszog, kamen zur ersten Wohnungsbesichtigung ca. 15 Menschen, die regelrecht kämpften, um die Wohnung zu bekommen, die zu dem Zeitpunkt sicher auch völlig überteuert angeboten wurde.
Darf ich fragen: Welche individuellen Einblicke oder Aspekte aus Deiner Erfahrung hätten Dir denn im Artikel besonders weitergeholfen? Glaubst Du, eine stärkere Einbindung von persönlichen Geschichten könnte die Diskussion bereichern – oder eher ein vertiefter Austausch darüber, welche strukturellen Rahmenbedingungen sich ändern müssten?
Einige Lösungsansätze, die aus meiner Sicht sinnvoll wären:
- Unabhängige, mehrsprachige Beratung: Mehr Angebote zur Orientierung und Unterstützung für internationale Studierende – zum Beispiel zu Themen wie Wohnen, Arbeiten, Behördengänge und Alltagsfragen.
- Frühzeitige Information: Realistische Infos schon im Herkunftsland, damit niemand mit falschen Erwartungen nach Deutschland kommt.
- Bessere Betreuung an Hochschulen: Welcome Center, Mentoring-Programme oder Studierendenlotsen könnten gerade am Anfang viele Hürden abfedern.
- Mehr studentischer Wohnraum: Ausbau von Wohnheimen und Kooperationen mit Städten, um Mieten bezahlbar zu halten.
- Schutz vor Ausbeutung: Strengere Kontrollen bei Nebenjobs, mehr Aufklärung über Rechte und Anlaufstellen bei Problemen.
- Kritischere Kontrolle privater Anbieter: Mehr Transparenz, klare Qualitätsstandards und Schutz vor unseriöser Werbung und Abzocke.
- Integration persönlicher Erfahrungen: Betroffene sollten regelmäßig in Entscheidungsprozesse eingebunden werden, damit die Praxis an der Realität ausgerichtet wird.
Welche Lösungen würdest Du selbst noch vorschlagen?