Gütesiegel im Fernstudium: Warum ich nicht so viel davon halte
Gütesiegel sind allgegenwärtig – auch im Fernstudium. Sie sollen Studieninteressierten eine Orientierung bieten und suggerieren, dass eine Hochschule geprüft wurde und bestimmten Qualitätsstandards entspricht. Doch genau hier liegt das Problem: Viele dieser Auszeichnungen stammen nicht von unabhängigen Institutionen, sondern von Vergleichsportalen, Medien oder kommerziellen Anbietern mit fragwürdiger Methodik. Oft basiert die Vergabe auf Nutzerbewertungen, deren Aussagekraft begrenzt ist, oder Hochschulen müssen sogar für die Nutzung der Siegel zahlen. Das führt dazu, dass fast jede Fernhochschule mit irgendeinem Titel werben kann – unabhängig davon, ob die akademische Qualität tatsächlich geprüft wurde. In diesem Artikel zeige ich, warum ich Gütesiegel im Fernstudium kritisch sehe und warum sie für eine fundierte Studienentscheidung wenig Wert haben.
Inhalt
- So verbreitet sind Gütesiegel bei Fernstudienanbietern
- Das sind die wichtigsten Siegelgeber im Fernstudienbereich und ihre Vergabekriterien
- FernstudiumCheck
- Fernstudium Direkt
- Deutsches Institut für Service-Qualität (DISQ)
- Focus Money
- Trusted
- Diese Wirkung haben Gütesiegel auf Studierende
- Fazit: Warum ich Gütesiegel im Fernstudium kritisch sehe
- Kommentare
So verbreitet sind Gütesiegel bei Fernstudienanbietern
Gütesiegel sind im Fernstudienbereich allgegenwärtig. Nahezu jede große (private) Fernhochschule schmückt sich mit diversen Auszeichnungen, um ihr Image als qualitativ hochwertiger Anbieter zu unterstreichen. Doch wie aussagekräftig sind diese Siegel wirklich? Um das herauszufinden, habe ich mir stichprobenartig die Websites der größten Anbieter einmal genauer angesehen und dokumentiert, welche Siegel dort auftauchen.
Dabei zeigt sich: Es gibt eine Vielzahl an Auszeichnungen – viele davon stammen jedoch nicht von unabhängigen Institutionen, sondern von kommerziellen Plattformen oder Medienunternehmen.
Hier eine Übersicht der gefundenen Siegel:
Hochschule | Siegel | Wo gefunden? |
---|---|---|
AKAD University | „Empfehlenswert, sehr guter Anbieter 2025, 4,4“, „Top-Fernhochschule Award 2025“, „Trusted Fernunis Testsieger Note 1,5“ | akad.de |
IU Internationale Hochschule | „Exzellenter Anbieter, 1. Platz Fernhochschulen 2024, 4,4“, „Top-Fernhochschule Award 2024“, „Kununu Top Company“, „QS Stars Rating“ | iu-fernstudium.de |
Wilhelm Büchner Hochschule | „Top Fernhochschule Award 2025“, „Focus Money Test, Beste Fernhochschule“ | wb-fernstudium.de |
Hochschule Fresenius | „ntv Deutscher Bildungsaward 2024/25, Gesamtsieger Private Hochschule, Deutsches Institut für Service-Qualität GmbH & Co. KG“, „CHE-Ranking 2023/2024, DIE ZEIT“ | hs-fresenius.de |
zfh | „Empfehlenswert, sehr guter Anbieter 2025, 4,4“, „Top Fernstudienanbieter Award 2024“ | zfh.de |
Auffällig ist, dass viele der verwendeten Siegel von Plattformen wie fernstudiumcheck.de, fernstudium-direkt.de oder von Medienunternehmen wie Focus Money und ntv stammen. Diese vergeben ihre Auszeichnungen oft auf Basis von Kundenbewertungen oder nicht immer transparenten Kriterien.

Dass sich die Fernhochschulen mit möglichst vielen Siegeln schmücken, ist kein Zufall. Befragungen zeigen, dass die bloße Präsenz eines Gütesiegels – unabhängig davon, wie aussagekräftig es tatsächlich ist – das Vertrauen und die Kaufbereitschaft von Verbrauchern erhöht. Ein Anbieter, der mit mehreren Siegeln wirbt, wirkt automatisch glaubwürdiger als einer ohne. Diesen psychologischen Effekt nutzen viele Hochschulen gezielt für ihr Marketing.
Dabei fällt auf, dass viele der Siegel wenig über die tatsächliche Qualität des Studiums aussagen. Ein „Top-Anbieter“-Award von einer kommerziellen Plattform basiert oft lediglich auf Nutzerbewertungen oder auf einer nicht offengelegten Methodik. Andere Auszeichnungen, wie das „QS Stars Rating“, sind international anerkannte Qualitätsindikatoren, die jedoch meist mit einer hohen Teilnahmegebühr verbunden sind – Hochschulen können sich also durch eine Investition möglicherweise eine gewisse Bewertung „erkaufen“.
Das sind die wichtigsten Siegelgeber im Fernstudienbereich und ihre Vergabekriterien
Die Vielzahl an Siegeln im Fernstudienbereich erweckt den Eindruck einer umfassenden Qualitätssicherung. Doch ein genauer Blick auf die Vergabekriterien zeigt: Viele dieser Auszeichnungen stammen nicht von unabhängigen, wissenschaftlich fundierten Institutionen, sondern von kommerziellen Plattformen, Medienunternehmen oder Bewertungsportalen. Häufig fehlt es an Transparenz bei der Bewertung, oder die Siegel beruhen primär auf Nutzermeinungen – ein Verfahren, das anfällig für Verzerrungen und Manipulationen ist.
Ich habe einige der bekanntesten Siegelvergeber im Fernstudienbereich analysiert und ihre Vergabekriterien unter die Lupe genommen. Hier eine Übersicht:
FernstudiumCheck
FernstudiumCheck versteht sich als unabhängiges Bewertungsportal für den Fernunterrichtsbereich und verleiht unter anderem den „Top-Fernhochschule Award“. Die Grundlage für diese Auszeichnung sind ausschließlich Nutzerbewertungen, was einige kritische Fragen aufwirft. Zwar existiert ein Code of Conduct, der Institute daran hindern soll, Bewertungen zu manipulieren, doch in der Praxis gibt es erhebliche Verzerrungen.
Ein zentrales Problem ist, dass nicht alle Studiengänge gleich häufig bewertet werden – populäre Programme sammeln naturgemäß mehr Rezensionen als spezialisierte oder weniger bekannte Angebote. Dadurch kann es passieren, dass einzelne Hochschulen aufgrund ihrer hohen Reichweite und aktiven Community besser abschneiden, ohne dass dies notwendigerweise die Qualität der Lehre widerspiegelt.
Zusätzlich werden Studierende aktiv zur Bewertung animiert. FernstudiumCheck selbst schlägt im Code of Conduct Hochschulen vor, über soziale Medien, Newsletter oder Online-Campus-Links zu Bewertungen aufzurufen. Zwar sind direkte Belohnungen für gute Bewertungen untersagt, jedoch gibt es immer wieder Gewinnspiele, die Studierende zur Teilnahme motivieren. Dies kann dazu führen, dass vor allem zufriedene Studierende Bewertungen abgeben, während unzufriedene Nutzer ihre Kritik möglicherweise gar nicht erst äußern.
Zwar investiert FernstudiumCheck in die Erkennung von Manipulationen und sperrt nachweislich gefälschte Bewertungen, doch das Grundproblem bleibt: Das Siegel basiert nicht auf objektiven Prüfverfahren, sondern auf subjektiven Nutzermeinungen. Hochschulen mit hoher Marketingkraft und großer Studierendenschaft haben dadurch einen Vorteil, unabhängig davon, wie es um die tatsächliche Qualität der Studiengänge bestellt ist.
Fernstudium Direkt
FernstudiumDirekt ist ein weiteres bekanntes Bewertungsportal, das Siegel wie „Empfehlenswert, sehr guter Anbieter“ verleiht. Doch anders als FernstudiumCheck bietet die Plattform keinerlei Transparenzhinweise zu ihren Bewertungsmethoden oder möglichen Manipulationsschutzmaßnahmen.
Die einzige erkennbare Grundlage für die Siegelvergabe sind Nutzerbewertungen, die anhand der Kriterien Unterricht & Konzept, Inhalt & Materialien sowie Betreuung & Organisation abgegeben werden. Ein Blick auf das Portal zeigt, dass viele Fernstudiengänge dort nur wenige oder gar keine Bewertungen haben. Beliebte Studiengänge großer Anbieter erhalten naturgemäß mehr Rezensionen, während kleinere oder spezialisierte Programme unterrepräsentiert sind. Das kann dazu führen, dass Hochschulen mit vielen Studierenden und aktiver Bewertungsförderung bevorzugt werden – nicht unbedingt, weil sie besser sind, sondern weil sie einfach mehr Bewertungen sammeln.
Ein weiteres Problem: Bestimmte Hochschulen sind gar nicht erst vertreten, beispielsweise die Hochschule Fresenius. Das wirft Fragen auf – gibt es bestimmte Teilnahmebedingungen oder Vereinbarungen, die eine Hochschule erfüllen muss, um gelistet zu werden? Wird für die Präsenz auf der Plattform möglicherweise eine Gebühr fällig? Ohne offizielle Transparenzhinweise bleibt unklar, ob wirklich alle Fernhochschulen erfasst sind oder ob hier eine Vorauswahl stattfindet.
Zudem werden Nutzer durch Gewinnspiele zur Abgabe von Bewertungen animiert. Dies kann das Bewertungsbild verzerren, da Studierende eher dann eine Rezension schreiben, wenn sie eine Belohnung in Aussicht haben – kritische Meinungen könnten dadurch unterrepräsentiert sein. Insgesamt fehlt es FernstudiumDirekt an einer klaren offengelegten Methodik, die das Siegel zu einem verlässlichen Qualitätsmerkmal machen würde.
Deutsches Institut für Service-Qualität (DISQ)
Das Deutsche Institut für Service-Qualität (DISQ) ist ein Marktforschungsinstitut, das seit 2006 im Auftrag von Medien Wettbewerbsanalysen durchführt. Das Ziel ist es laut Selbstdarstellung, die Servicequalität in Deutschland zu verbessern und die besten Anbieter aus Kundensicht zu identifizieren. Diese Tests werden in namhaften Fach- und Publikumsmedien veröffentlicht – unter anderem bei ntv, das als Medienpartner fungiert.
Hochschulen werben dann mit Siegeln wie dem „ntv Deutscher Bildungsaward“. Ein zentrales Problem: Es bleibt unklar, ob Hochschulen für die Nutzung des Siegels zahlen müssen, wenn sie damit werben möchten. Zwar betont das DISQ seine Unabhängigkeit, jedoch gibt es keinerlei transparente Hinweise dazu, ob die Testsieger automatisch das Recht erhalten, mit der Auszeichnung zu werben, oder ob dafür eine kostenpflichtige Lizenz erworben werden muss.
In vielen anderen Branchen ist es gängige Praxis, dass Institute zwar objektiv testen, die Siegelnutzung aber mit Gebühren verbunden ist. Das DISQ betont, dass Unternehmen keine Studien in Auftrag geben können und dass es keine Unternehmensberatung anbietet, um seine Objektivität zu wahren.
Die Methodik der Wettbewerbsanalysen ist jedoch nicht vollständig offengelegt. Zudem gibt es seit 2024 mit DISQTrust einen neuen „digitalen Arm“, der auf Künstliche Intelligenz und öffentlich zugängliche Datenquellen setzt. Dabei werden Unternehmenswebsites, Social-Media-Kanäle und Online-Bewertungen gecrawlt und analysiert. Diese Vorgehensweise wirft Fragen auf: Wie genau erfolgt die Bewertung? Welche Gewichtung haben subjektive Nutzermeinungen gegenüber objektiven Kriterien? Sind kleinere Anbieter benachteiligt, weil sie weniger Datenpunkte im Netz haben?
Das Siegel von ntv/DISQ hat eine starke mediale Wirkung, da es von einem großen Nachrichtensender publiziert wird. Doch ob die Siegel tatsächlich eine zuverlässige Qualitätsbewertung darstellen oder ob sie hauptsächlich ein Marketinginstrument sind, bleibt fraglich. Die fehlende Transparenz hinsichtlich der Vergabe- und Nutzungskonditionen sollte dazu führen, dass Studieninteressierte diese Art von Auszeichnung kritisch hinterfragen.
Focus Money
Das Focus Money-Siegel gehört zu den am häufigsten genutzten Auszeichnungen im deutschsprachigen Raum – nicht nur im Bildungsbereich, sondern auch bei Krankenkassen, Banken oder Versicherungen. Doch über die Vergabekriterien ist mir praktisch nichts bekannt. Weder auf der Website noch in den Berichten des Magazins finden sich klare Hinweise darauf, nach welchen Maßstäben die Auszeichnungen vergeben werden.
Besonders problematisch ist, dass die Wettbewerbszentrale bereits mehrfach Abmahnungen gegen Unternehmen ausgesprochen hat, die mit solchen Siegeln geworben haben, wie die Tagesschau berichtet. Ein Beispiel zeigt sich bei Krankenkassen: Das Magazin vergibt den Titel „Top-Krankenkasse“, obwohl Kassen auf den Plätzen 1 bis 20 diese Bezeichnung erhalten – unabhängig von teils erheblichen Punktedifferenzen. Dies wurde als potenziell irreführend eingestuft. Zudem bleibt die Frage offen, ob Hochschulen für die Nutzung der Siegel zahlen müssen.
Ein Urteil des Landgerichts München zeigt, dass für das „Top-Mediziner“-Siegel von Focus 1.900 Euro fällig wurden. Ob das gleiche Modell auch für Hochschulen gilt, ist unklar – doch es wäre naheliegend.
Insgesamt wirkt das Focus Money-Siegel mehr wie ein kommerzielles Marketinginstrument als eine objektive Qualitätsbewertung. Ohne detaillierte Informationen zur Methodik oder einer nachvollziehbaren Prüfung ist fraglich, welchen echten Mehrwert das Siegel für Studierende bieten soll.
Trusted
Das Trusted-Siegel stammt nicht, wie der Name vermuten lässt, von Trusted Shops, sondern von trusted.de, einem Vergleichsportal für Business-Software und Online-Dienste. Die Plattform ist ursprünglich auf Softwarelösungen spezialisiert und vergleicht mittlerweile wohl auch Fernhochschulen.
Ein Blick auf die Methodik zeigt jedoch erhebliche Schwächen. So wurden in einem der bekanntesten Vergleiche von Fernhochschulen gerade einmal 14 Anbieter untersucht. Die Auswahlkriterien bleiben dabei völlig unklar.
Trusted betont zwar seine Unabhängigkeit, finanziert sich aber durch Partnerprogramme, bei denen Anbieter eine Provision zahlen, wenn über die Plattform ein Abschluss erfolgt. Ob diese Monetarisierung Einfluss auf die Rankings hat, bleibt unklar.
Problematisch ist auch die geringe Datenbasis. Während große Hochschulen mit vielen Studierenden und hoher Online-Präsenz bevorzugt werden, haben spezialisierte oder staatliche Anbieter möglicherweise gar keine Chance, in die Bewertung aufgenommen zu werden.
Damit ist das Trusted-Siegel für Studieninteressierte kein verlässlicher Qualitätsindikator, sondern eher ein Ergebnis einer begrenzten Marktstichprobe mit unklarer Methodik.
Diese Wirkung haben Gütesiegel auf Studierende

Gütesiegel haben eine starke psychologische Wirkung auf Studierende und solche, die es werden wollen. Ein Siegel suggeriert Qualität, Verlässlichkeit und eine geprüfte, objektiv bestätigte Leistung. Gerade im Fernstudium, wo es oft schwieriger ist, sich ein Bild von einer Hochschule zu machen als bei einer Präsenzuniversität, können solche Auszeichnungen einen erheblichen Einfluss auf die Studienwahl haben. Doch genau hier liegt das Problem: Viele dieser Siegel beruhen nicht auf objektiven, unabhängigen Prüfungen, sondern auf Nutzerbewertungen, intransparenten Rankings oder sogar auf kommerziellen Interessen.
Studieninteressierte orientieren sich häufig an Siegeln, weil sie eine schnelle Entscheidungsgrundlage bieten. Wer zwischen mehreren Hochschulen schwankt, wird eher zur „Top-Fernhochschule“ oder zum „Testsieger“ tendieren, selbst wenn die tatsächlichen Vergabekriterien des Siegels unklar sind. Der Effekt ist dabei ähnlich wie bei Produktbewertungen im Online-Handel: Selbst wenn das Siegel keine fundierte Aussage über die akademische Qualität trifft, erhöht es das Vertrauen in den Anbieter. Hochschulen wissen das und setzen gezielt auf eine Vielzahl an Auszeichnungen, um sich von der Konkurrenz abzuheben.
Das Problem dabei ist die fehlende Differenzierung. Da viele Siegel nicht auf wissenschaftlich fundierten Prüfverfahren basieren, sondern auf Nutzerbewertungen oder fragwürdigen Rankings, können sie eine verzerrte Wahrnehmung erzeugen. Besonders aktive Hochschulen, die Studierende gezielt zur Abgabe positiver Rezensionen animieren, können sich in diesen Rankings besser platzieren – unabhängig von der tatsächlichen Qualität der Lehre. Werbewirksam präsentieren sie dann ihre „Auszeichnungen“, die für Studieninteressierte jedoch wenig Aussagekraft haben.
Für Studierende bedeutet das, dass sie sich nicht allein auf Siegel verlassen sollten, sondern hinterfragen müssen, wer die Auszeichnung vergibt, nach welchen Kriterien sie zustande kommt und ob finanzielle Interessen im Spiel sind. Während etablierte Akkreditierungen durch staatliche Stellen oder seriöse Hochschulrankings wie das CHE-Ranking eine gewisse Verlässlichkeit bieten, sind viele der im Fernstudienbereich verbreiteten Siegel in erster Linie ein Instrument des Marketings. Wer sich nur darauf verlässt, läuft Gefahr, eine Studienwahl auf Grundlage fragwürdiger oder intransparenter Bewertungen zu treffen.
Am meisten profitieren von den Gütesiegeln nicht unbedingt die Studierenden, sondern vor allem die Siegelanbieter selbst. Jedes Mal, wenn eine Hochschule mit einem Siegel wirbt, wird der Name des Portals oder der ausstellenden Organisation prominent auf der Website platziert. Das hat gleich mehrere Vorteile für die Anbieter: SEO-Effekte, weil ihre Namen in Verbindung mit stark frequentierten Hochschulseiten im Netz auftauchen, mehr Traffic durch Verlinkungen und eine gesteigerte Markenbekanntheit. Zudem können viele dieser Plattformen durch kostenpflichtige Dienstleistungen, wie die Lizenzierung der Siegel oder weiterführende Kooperationen, direkt finanziell profitieren. Auch die Hochschulen selbst nutzen die Siegel als Werbemittel, um sich von der Konkurrenz abzuheben – eine Win-Win-Situation für die Anbieter und die Hochschulen, aber nicht unbedingt für die Studierenden, die oft nicht wissen, wie die Auszeichnungen tatsächlich zustande kommen.
Fazit: Warum ich Gütesiegel im Fernstudium kritisch sehe
Gütesiegel sollen Orientierung bieten und Vertrauen schaffen – doch gerade im Fernstudium gibt es erhebliche Zweifel an ihrer Aussagekraft. Viele der verwendeten Siegel beruhen auf fragwürdigen Kriterien, intransparenten Rankings oder sogar finanziellen Interessen. Anstatt eine objektive Qualitätsbewertung zu ermöglichen, dienen sie häufig vor allem als Marketinginstrumente, die Studierende in ihrer Entscheidungsfindung beeinflussen, ohne echte Vergleichbarkeit herzustellen. Deshalb sehe ich Gütesiegel im Fernstudium kritisch – aus folgenden Gründen:
- Intransparente Vergabe – Viele Siegelmacher offenbaren nicht, nach welchen Kriterien sie ihre Auszeichnungen vergeben.
- Subjektive Bewertungen statt objektiver Prüfverfahren – Nutzerbewertungen und Imageanalysen ersetzen keine unabhängige akademische Qualitätskontrolle.
- Kommerzielle Interessen – Manche Siegel erfordern Lizenzgebühren für die Nutzung, was sie zu einem bezahlten Werbemittel macht.
- Verzerrte Wahrnehmung – Hochschulen mit großer Reichweite oder aktiver Bewertungsförderung profitieren, ohne dass ihre Studiengänge zwangsläufig besser sind.
- Gleichförmigkeit der Siegel – Fast jede Hochschule kann sich mit irgendeinem Siegel schmücken, wodurch ihre eigentliche Aussagekraft verloren geht.
- Fehlende staatliche Kontrolle – Während offizielle Akkreditierungen klare Standards haben, können private Siegelgeber ihre eigenen, oft schwammigen Maßstäbe anlegen.
Statt blind auf Siegel zu vertrauen, sollten Studieninteressierte sich gezielt über staatliche Akkreditierungen, unabhängige Hochschulrankings und Erfahrungsberichte aus seriösen Quellen informieren. Nur so lassen sich fundierte Entscheidungen treffen – ohne sich von fragwürdigen Auszeichnungen blenden zu lassen.
Abschließend möchte ich noch einmal betonen, dass es bei dieser Kritik nicht darum geht, mit dem Finger auf einzelne Anbieter oder Portale zu zeigen. Vielmehr möchte ich eine Diskussion anregen, die über reines Marketing hinausgeht und die tatsächliche Qualität im Fernstudium in den Fokus rückt. Gütesiegel und Bewertungen sind mächtige Werkzeuge, die die Entscheidungen von Studieninteressierten stark beeinflussen – umso wichtiger ist es, dass sie transparent, nachvollziehbar und wirklich aussagekräftig sind. Letztlich sollte es nicht nur darum gehen, wer sich am besten vermarktet, sondern darum, die Interessen der Studierenden in den Mittelpunkt zu stellen und die Branche so langfristig zu stärken. Ein Fernstudium ist eine bedeutende Investition in die eigene Zukunft – und die sollte auf einer soliden, ehrlichen Informationsbasis getroffen werden.
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