Fernstudium & Fernuni

Fernstudium aus dem Ausland: Alles, was du wissen musst

Reisen, fremde Länder und Kulturen kennenlernen, oder einfach an der Wunschdestination weiterarbeiten - und dich nebenher per Fernstudium weiterbilden. Damit das alles ohne Reibungsverluste klappt, ist allerdings auch eine sorgfältige Planung nötig.

Das Wichtigste auf einen Blick:

  • Die Einschreibung für ein Fernstudium an einer deutschen Hoch- oder Fachschule ist problemlos aus dem Ausland machbar.
  • Wichtig für die Aufnahme des Fernstudiums ist, die Voraussetzungen für den Kurs zu erfüllen.
  • (Schriftliche) Prüfungen können auch im Ausland abgelegt werden.
  • Nicht nur für den Aufenthalt, auch für das Fernstudium können im Ausland zusätzliche Kosten entstehen.
  • Es gibt Programme und Fördermöglichkeiten für (vorübergehende) Auslandsaufenthalte.

Im Folgenden möchte ich dir einen Überblick verschaffen, worauf du für dein Fernstudium im Ausland achten solltest, von den Voraussetzungen und Prüfungen, über Kosten und Finanzierung, bis hin zu einigen Basics für den Auslandsaufenthalt.

Voraussetzungen, Immatrikulation & Start vom Ausland aus

Hierzu gibt es eigentlich nicht allzu viel zu sagen: Der Weg zum Fernstudium führt auch mit Wohnort oder Aufenthalt im Ausland über die üblichen Einschreibungswege der Anbieter - ob digital oder analog. Die meisten (Hoch-)Schulen bieten mittlerweile schließlich die Einschreibung online an. Bitte prüfe, ob du die Voraussetzungen erfüllst und deine vollständigen Unterlagen (ggf. als beglaubigte Kopien bzw. Übersetzung bei ausländischen Dokumenten) bereitstellen kannst, und halte deine Kontaktinformationen (und Bankverbindung) bereit.

Sollte im jeweiligen Studiengang ein Nachweis über Sprachkenntnisse erforderlich sein, reicht allerdings der bloße Aufenthalt im Ausland i.d.R. nicht aus - der Nachweis muss nach wie vor über ein entsprechendes Zertifikat (TOEFL, TOEIC, IELTS, etc.) erbracht werden, sofern es sich nicht (nachweislich) um die Muttersprache handelt.

Der Start ins Fernstudium kann, wie hierzulande auch, direkt nach der Immatrikulation respektive zum Semesterbeginn und dem Erhalt der Studienunterlagen bzw. dem Zugang zum Onlinecampus der (Hoch-)Schule erfolgen.

So finden die Prüfungen im Ausland statt

Wie Prüfungen im Fernstudium an Standorten im Ausland ablaufen schildert beispielsweise die Hamburger Fern-Hochschule (HFH) in ihrem Blog ausführlicher. Auch in einem Beitrag auf fernstudium-infos berichtet Fernstudi „Zitrone“ aus erster Hand von den entsprechenden Abläufen an der FernUniversität in Hagen. Die nachfolgenden Schritte erübrigen sich selbstverständlich bei Prüfungen, die vollständig online und von zu Hause aus abgelegt werden können, wie es etwa an der IU Internationale Hochschule oder der AKAD University häufig der Fall ist.

Zusammengefasst ergibt sich folgender Grundlegender Ablauf:

  1. Über Prüfungsmodalitäten der Hochschule informieren: Je nach (Hoch-)Schule können sich die nachfolgenden Schritte etwas voneinander unterscheiden. An der HFH werden Prüfungen beispielsweise um den zentralen Prüfungstermin herum für Freitage und Samstage vereinbart - an der FernUni Hagen dagegen schreibt man sich unter Angabe einer Kontaktperson der prüfenden Einrichtung für die Prüfung ein.
  2. Kontakt zu einer prüfenden Einrichtung aufnehmen: In aller Regel müssen Fernstudierende im Ausland sich einen Ansprechpartner vor Ort suchen, der befugt ist, Prüfungen zu beaufsichtigen. Dabei hat man sogar eine unerwartet vielfältige Auswahl an Einrichtungen: Typischerweise sind Goethe-Institute, Botschaften und Konsulate die vorrangigen und am weitesten verbreiteten Institute, welche Prüfungen abnehmen können. Aber auch Niederlassungen deutscher Schulen oder Hochschulen sind mögliche Prüfungszentren. Ist eine entsprechende Einrichtung auserkoren, gilt es das Gespräch aufzunehmen und die grundsätzliche Möglichkeit und Bereitschaft zur Prüfungsabnahme auszuloten. „Zitrone“ weißt in seinem/ihrem Beitrag darauf hin, dass es ein paar Anläufe benötigen könnte, den Kontakt zur zuständigen Personalie herzustellen.
  3. Vor-Ort-Ansprechpartner für die Prüfung klären: Im Gespräch mit der Einrichtung muss sich am Ende eine Kontaktperson herauskristallisieren, die sowohl zur Prüfungsabnahme befähigt als auch zum Prüfungstermin verfügbar ist. Diese ist fortan für die Koordination von Prüfungsangelegenheiten mit der Hochschule zuständig und wird schließlich mit der Aufsicht der Prüfung beauftragt.
  4. Zur Prüfung anmelden: Je nach Hochschule variiert die folgende Anmeldung zur Prüfung. An der FernUni Hagen erfolgt die Anmeldung, wie regulär auch, über den Onlinecampus - mit dem Unterschied, dass als Klausurort „Ausland“ angegeben wird und im Anschluss die Kontaktdaten des Ansprechpartners der prüfenden Einrichtung angegeben werden müssen. An der HFH erfolgt die Anmeldung aus dem Ausland dagegen per (digitalem) Antragsformular und E-Mail. Damit sollten die Kontaktdaten bis vier Wochen vor dem Prüfungstermin übermittelt werden.
  5. Rückmeldungen zur Prüfung im Auge behalten: Üblicherweise erfolgt auf dem einen (Onlinecampus) oder anderen (E-Mail) Weg eine Rückmeldung zur Bestätigung der Prüfungsanmeldung. Gegebenenfalls werden noch Details zu Termin und Ablauf mitgeteilt. (Hoch-)Schule und Prüfungseinrichtung regeln ihrerseits bis zum Termin das Organisatorische.
  6. Prüfungsabmeldung und -rücktritt: Es kann immer etwas dazwischen kommen. Wichtig ist dann, das sowohl dem prüfenden Institut als auch der Bildunsgeinrichtung umgehend mitzuteilen. Bitte informiere dich über die Fristen, die für eine reguläre Abmeldung gelten (also bevor ein Attest notwendig wird) und welche Modalitäten für unterschiedliche Fälle gelten. Die HFH setzt beispielsweise die Frist zwei Wochen vor dem Prüfungstermin - bis dahin wird keine Bescheinigung von Arzt oder Arbeitgeber benötigt. Sollte diese Frist verstreichen und kein Nachweis vorliegen, der den Rücktritt von der Prüfung rechtfertigt, so wird das i.d.R. als Fehlversuch gewertet.

(Zusätzliche) Kosten mit denen du rechnen musst

Neben den Kosten für Unterbringung, Verpflegung und die Studiengebühren kommen auf dich eventuell noch einige weitere zu, je nachdem wo es dich hinverschlägt und wie dein Fernstudium organisiert ist.

Zunächst die grundsätzlichen, unabhängig von Kurs und Anbieter:

  • Auslandskrankenversicherung: Das Bundesgesundheitsministerium informiert hierzu ausführlich auf seiner Website. Innerhalb des EU-Wirtschaftsraumes kannst du bei vorübergehendem Aufenthalt mit einer „Europäischen Krankenversicherungskarte“ (European Health Insurance Card – EHIC, in DE üblich) alle medizinisch notwendigen Leistungen wie üblich in Anspruch nehmen. Außerhalb davon und bei längeren Auslandsaufenthalten wird eine Zusatzversicherung notwendig.
  • Visa: Innerhalb des EU-Schengenraumes wird natürlich lediglich der Personalausweis oder Reisepass benötigt. Außerhalb der EU braucht es dagegen nicht immer, aber oftmals ein Visum. Ansprechpartner hierfür sind Botschaften und Konsulate des Ziellandes, mitunter auch von ihnen authorisierte Anbieter. Die EU bzw. Deutschland hat mit vielen verschiedenen Ländern Visa-Abkommen, sodass dieses günstiger und einfacher zu haben ist, beispielsweise mit den USA. Ansonsten fallen je nach Land, Aufenthaltsgrund und -dauer unterschiedliche Visa- und Bearbeitungsgebühren an, bei längeren Aufenthalten und nötiger Verlängerung mitunter mehrmals. Achte auch darauf, dass du das Visum bei offiziellen Stellen und nicht bei dünkelhaften Drittanbietern beantragst.

Abhängig davon wie dein Fernstudium organisiert ist, entstehen dir darüber hinaus gegebenenfalls folgende Kosten:

  • Versandkosten für Materialien: Für Studienmaterialien ist der Versand im Inland üblicherweise in den Gebühren für gedruckte Exemplare inbegriffen. Jedoch ergeben sich über Ländergrenzen hinweg Versandkosten - und denkbar mehr, je weiter weg sich der Aufenthaltsort befindet. Viele der Fernstudienanbieter stellen allerdings die Studienunterlagen auch digital zur Verfügung. Solltest du also die (teils wirklich ansehnlich gestalteten) Studienhefte nicht als Deko-Accessoires fürs Bücherregal wollen, kannst du hier schon einiges sparen.
  • Prüfungen an Goethe-Instituten, Botschaften etc.: Für die Durchführung der Auslandsprüfungen fallen Gebühren an. Die FernUni Hagen gibt hierzu Kosten i.H.v. „150,00 Euro für bis zu zweistündige schriftliche Prüfungen“ sowie „200,00 Euro für drei- bis vierstündige schriftliche Prüfungen“ am Goethe-Institut an. Die HFH ihrerseits weist darauf hin, dass es mitunter dazu kommen kann, dass Unterlagen postalisch ausgetauscht werden und sich hier ebenfalls nochmal Kosten zwischen 40 und 60 Euro je Versand ergeben können.
  • Reisen zu Präsenzen oder Prüfungen in DE: Nicht immer lässt sich eine Anwesenheit in Deutschland vermeiden. Je nach Curriculum müssen also Reisewege, -zeit und -kosten eingeplant werden. Sofern sich die Möglichkeit bietet, Module bzw. Präsenzen flexibel zu terminieren, ist es also eine Überlegung wert, diese nach den Auslandsaufenthalt oder zusammen in einen Inlandsaufenthalt zu legen. Für Präsenzprüfungen kann es manchmal (z.B. innerhalb Europas) sogar effizienter sein, anzureisen statt den organisatorischen Aufwand für die Auslandsprüfung zu betreiben und die Gebühren dafür zu zahlen.

Letztere erübrigen sich natürlich bei einem reinen Online-Studium mit Online-Prüfungen und digitalem Studienmaterial.

Welche Finanzierungs- & Fördermöglichkeiten gibt es?

Neben Arbeitgeberfinanzierung, Studienkrediten und unterschiedlichen Finanzierungsmodellen der Fernstudienanbieter, gibt es auch für das Fernstudium mit Auslandsaufenthalt Förderprogramme, die jedoch meist zeitlich begrenzt oder abhängig vom Wohnort bzw. „gewöhnlichen Aufenthalt“ im Inland (s. nachfolgender Abschnitt) sind. Es stehen u.a. das Aufstiegs-BAföG oder das klassische BAföG (in den letzten 12 Monaten bis zum Abschluss) zur Verfügung. Das AuslandsBAföG hingegen gilt für den Fall, dass sowohl Ausbildungsstätte als auch Aufenthalt im Ausland liegen, ist also nicht zutreffend.

Mit ERASMUS+ können für das Fernstudium vor allem Praktika im Ausland oder Auslandssemester finanziell unterfüttert bzw. Gebühren an Partnereinrichtungen gespart werden. Unterstützung für die Förderung von Studienaufenthalten im Ausland über ERASMUS+ wird dabei von einigen Fernstudienanbietern explizit angeboten, u.a.:

Darüber hinaus werden insbesondere vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) Stipendien für Auslandsaufenthalte vermittelt.

Was es sonst noch zu beachten gilt

USA, China, Australien, Japan, Brazilien... Sicher hast du schon eine Vorstellung wo es hingehen soll und für wie lange. Bei der konkreten Planung längerer Aufenthalte und vor allem in „exotischeren“ Gegenden kann es dann aber komplizierter werden. Visum, Reise und Unterbringung sind eher kleinere Hürden.

Bitte informiere dich zu deinem eigenen Wohl im Vorfeld über Reisewarnungen und Sicherheitshinweise für dein Zielland. Die entsprechenden Info-Seiten des Auswärtigen Amtes liefern einen sehr guten Überblick, worauf man im jeweiligen Land achten sollte, u.a. zu Visa, Rechtlichen Besonderheiten, Medizinischer Versorgung, Zollbestimmungen, bis hin zu Impfempfehlungen und markanten Infektionskrankheiten. In diesem Rahmen kann auch eine Eintragung in die Krisenvorsorgeliste (Elektronische Erfassung Deutscher im Ausland, kurz ELEFAND) sinnvoll sein. 

Im Fernstudium kommt es dann natürlich vor allem auf Eines an: Zuverlässiges Internet! Und so sehr das hiesige Angebot gescholten wird (überwiegend zu Recht, die Thüringer Netkom macht hier aber einen guten Job) - ob es anderswo besser ist, muss man in bestimmten Fällen erst erproben. Innerhalb der EU-Ballungszentren und in den meisten Industrienationen sollte das tatsächlich ein geringeres Problem sein.

Spaßbremse beim Mobilfunk bzw. mobilen Daten im Nicht-EU-Ausland können allerdings auch die Roaming-Gebühren sein. Und die Kostenbegrenzungsfunktion hierfür muss der Netzbetreiber des Ziellandes auch zugelassen haben. Vor allem wenn das Fernstudium mit vielen Multimedia-Inhalten und regem Datentransfer einhergeht, kann hier mit Standard-Tarifen wahlweise ein Flaschenhals oder ein Geldgrab entstehen. Viele deutsche Anbieter haben natürlich Sondertarife für solche Fälle. Zur Orientierung: Die Telekom bietet im Travel & Surf Pass 36 GB für rund 50 € - für 28 Tage im Nicht-EU-Ausland.

Apropos Mobilfunk: Speichere dir für den Fall der Fälle Notrufnummern für dein Aufenthaltsland ein. Denn schon bei unseren Nachbarn Frankreich (Notrufnummer 17) und Schweiz (Notrufnummer Polizei 177 und Notarzt 144) ist es anders als hierzulande. Recherchiere auch die Rufnummer der deutschen Botschaft im Zielland - vor allem für den Fall, dass dir wichtige Dokumente abhanden kommen. Die zentrale Notrufnummer des Auswärtigen Amtes lautet: 01888 1 74 44 44. Überhaupt solltest du dich, insbesondere bei längeren Aufenthalten, über deutsche Auslandsvertretungen schlau machen.

Damit du nicht mit einem Koffer voller Bargeld über die Grenzen schleichen musst, solltest du auch sicherstellen dass du auf die eine oder andere Art Zugriff auf dein Bankguthaben zum Abheben oder zur Bezahlung hast. Mobile Payment wird zwar immer beliebter - die Verfügbarkeit ist aber auch abhängig vom Zielland. Die Freischaltung der EC-Karte für das Aufenthaltsland oder eine Kreditkarte sind (noch) die üblichen Methoden. Wichtig ist hier auch der Sperrnotruf für die Bankkarten im Falle des Verlustes.

Einige Feinheiten ergeben sich zudem bei Arbeits-/Steuer-/Aufenthaltsregelungen: Grundsätzlich gelten für Erwerbstätige im Ausland die Arbeitsregelungen eines deutschen Arbeitgebers weiterhin, abgesehen von etwaigen Rechtsvorschriften des Ziellandes. Steuern zahlst du im Zuge des Doppelbesteuerungsabkommens individuell für das Land oder, ohne Abkommen, wo du mehr als die Hälfte des Jahres verbracht hast („gewöhnlicher Aufenthalt“). Etwas komplexer verhält es sich mit Beiträgen zur Sozialversicherung ;mit/ohne Abkommen im Zielland.

Fazit

Ein Fernstudium im Ausland ist eine gute Sache: Du kannst dir am Ende Organisationstalent und interkulturelle Kompetenzen zuschreiben, Sprachkenntnisse zur Anwendung bringen und lernst Länder und ihre Leute kennen - und hast mit der Studienform dabei die nötige Flexibilität, um Erwerbstätigkeit oder Work & Travel mit deiner Aus- bzw. Weiterbildung unter einen Hut zu bringen.

Abgesehen von einigen zusätzlichen Kosten, steht dir jedoch ein in der Vorbereitung etwas komplexeres Unterfangen bevor - insbesondere außerhalb der EU. Aber: Dich gut zu informieren und entsprechend rechtzeitig und vollumfänglich mit den Vorkehrungen anzufangen ist die halbe Miete - und hoffentlich konnte dieser Artikel seinen Beitrag dazu leisten.

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