Samstag, 10. April 2010
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In der Online-Ausgabe der FAZ findet sich ein Interview mit dem Germanisten Thorsten Pohl, der dafür plädiert, Hausarbeiten bzw. Seminararbeiten nicht mehr zu benoten.

Die Begründung geht aus dem Interview nicht ganz so klar hervor. Zum einen geht er darauf ein, dass es im 19. Jahrhundert noch keine oder kaum Veranstaltungen wie Seminare gab, auch kaum Seminararbeiten. Zum anderen sagt er, dass Studenten mit Seminararbeiten wie Wissenschaftler schreiben sollen, obwohl sie noch keine Wissenschaftler sind.
FAZ schrieb:
Warum verzweifeln heute so viele Studenten an ihren Hausarbeiten?

Man hielt an der elitären Praxis des studienbegleitenden Schreibens mit wissenschaftlichem Anspruch fest, obwohl die Seminare sich für alle Studenten und die Hochschulen sich für alle Schichten der Bevölkerung öffneten. Freie Themenwahl, wissenschaftliche Ausdrucksweise - das überfordert notgedrungen die meisten Studenten, zumal in den ersten Semestern. Die neuen Bachelor- und Master-Studiengänge bieten die Gelegenheit, das zu ändern.
Was schlagen Sie vor?

Wir sollten schriftliche Arbeiten während des Studiums nur als Übung ausweisen, als Vorbereitung auf die Abschlussarbeit, die dann tatsächlich wissenschaftlichen Ansprüchen genügen sollte. Andernfalls können Studenten Hausarbeiten nur dann erfolgreich schreiben, wenn sie so tun, als ob sie schon Wissenschaftler wären.
Wie sähen solche Übungsarbeiten aus?

Sie könnten zum Beispiel klar eingegrenzte Themen haben oder eine überschaubare Literaturgrundlage, auch Rezensionen bieten sich als Übungsform an. Das alles ließe sich schreibdidaktisch vernünftig begleiten.


Wie seht Ihr das? Seid Ihr auch schon einmal einer Hausarbeit "verzweifelt"? Seid Ihr auch dafür, dass Seminararbeiten nicht mehr benotet werden und nicht in den Abschluss mit einfließen?
vor etwa 13 Jahren
·
#916
Christian schrieb:

Wie seht Ihr das? Seid Ihr auch schon einmal einer Hausarbeit "verzweifelt"? Seid Ihr auch dafür, dass Seminararbeiten nicht mehr benotet werden und nicht in den Abschluss mit einfließen?


Bei uns Informatikern gibt es zwar keine Seminararbeiten, sondern nur Proseminare (Vorträge) und halt die Abschlußarbeiten aber ich finde es merkwürdig, dass uns in dem gesamten Studium kein wissenschaftliches Arbeiten beigebracht wurde. Ich hatte keine einzige Vorlesung, in der erklärt wurde, wie man richtig zitiert, welchen Schreibstil man benutzt, wie man überhaupt sowas plant usw. usf.
Falls das bei den Studiengängen mit Seminararbeiten auch so ist, dann bin ich auch dafür dass man die Note nicht mit einfließen lässt, denn meiner Meinung nach darf man nur das bewerten, was man den Studenten auch beigebracht hat und nicht davon ausgehen, dass sie die Vorstellungen des Profs., die sich ja auch je nach Uni noch unterscheiden kann per Gedankenlesen aufschnappen, vor allem da die ja teilweise sehr kontraintuitiv sind (guter Stil - schlechte Note, schlechter Stil mit Passivkonstruktionen und "der Autor" statt "ich" und solche schrecklichen Konstruktionen - gute Note). Noch besser wäre es allerdings, einfach mal eine Vorlesung mit dem Titel "Seminar(Bachelor-,...)arbeit, so gehts" anzubieten, wenn man eine klare Richtlinie gibt kann man nach der ihmo auch ruhig bewerten. Falls das bei den Fächern allerdings schon so ist, sehe ich keinen Grund das nicht zu bewerten, wenn das alles gut und logisch erklärt wird.
vor etwa 13 Jahren
·
#917
Hallo Konrad,

in den Geisteswissenschaften ist es oft so, dass im Rahmen von Einführungsveranstaltungen oft auch das wissenschaftliche Arbeiten vermittelt wird.

Das ist ja oft auch fachspezifisch. In Geschichte muss ich andere Standardwerke kennen, andere Methoden usw. als in bspsw. Literaturwissenschaften.

Aber gerade zum Thema Schreiben gibt es immer nur wenige Angebote, mal ein Workshop hier, ein Workshop da, das war es dann auch schon.

Ein Freund verteidigte neulich sein Diplomarbeit (ingenieurwissenschaftlicher Bereich), ich war auch anwesend.

Danach beim Sekt meinte er:
Vor allem habe ich mit dieser Diplomarbeit eines gelernt, was mir im Studium nie beigebracht wurde: wissenschaftliches Arbeiten.

Das war sehr interessant und bezeichnend.

Nichtsdestotrotz nimmt man durch das Studium meist automatisch eine "wissenschaftliche Haltung" an, wird in seiner Kritikfähigkeit geschult, in Recherche usw.

Zum Thema: Ich hatte nie ein Problem damit, dass meine Arbeiten benotet werden. Ich habe durch jede einzelne Arbeit viel gelernt und die Benotung war fast immer gerecht und angemessen.
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