Samstag, 02. Juli 2011
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Hallo!
Ich schreibe zur Zeit meine Diplomarbeit (ja, ich weiß, spät dran). Nun ist es so, dass mein Forschungsobjekt ein Stadtentwicklungsvorhaben ist an dem ich seit ca. 1,5 Jahren selber mitarbeite. Auf diese Weise habe ich natürlich eine Unmenge von Wissen angehäuft, welches ich gerne für die Bearbeitung meiner Fragestellung verwenden möchte.

Ich habe mir überlegt hierzu die Methode der offenen, teilnehmenden Beobachtung zu verwenden. Was haltet ihr davon? Gibt es vielleicht einen besseren Weg, um die Informationen, die ich auf diesem Weg erhalten habe, zu verwenden?

Vielen Dank für Eure Hilfe!

Liebe Grüße,
Nicole.
vor etwa 12 Jahren
·
#1302
Hi Nicole,

verstehe deine Frage ehrlich gesagt nicht ganz. Mit der Art der Feldforschung, die du nutzen möchtest, der teilnehmenden Beobachtung, gewinnst du doch erst Daten. Wie geeignet diese Methode der Sozialforschung ist, um wissenschaftlich verwertbare Daten zu gewinnen, darüber können wir gerne diskutieren.

Oder meinst du das so, dass du deine Mitarbeit im Nachhinein als teilnehmende Beobachtung "deklarieren" möchtest. Falls du das so meinst, eine Gegenfrage: Wie würdest du denn jetzt oder in Zukunft eine solche Art der Feldforschung planen/durchführen/auswerten?
vor etwa 12 Jahren
·
#1303
Also, ich bin studentische Mitarbeiterin bei einem Stadtentwicklungsvorhaben und schreibe parallel zu einem Teilbereich des Gesamtvorhabens meine Diplomarbeit. Erst durch die Mitarbeit an dem Projekt (ich mach so Bürokram, Protokoll schreiben, Recherche etc.) konnte ich Informationen bzw. Daten gewinnen. Meine Kollegen wissen natürlich, dass ich meine Diplomarbeit zu dem Thema schreibe und unterstützen das. Nun möchte ich, die auf diese Weise gewonnenen Erkenntnisse bzw. Informationen gerne auch für meine Diplomarbeit nutzen. Mir ist bisher nur die teilnehmende Beobachtung als MEthode eingefallen, um die Infos wissenschaftlich korrekt zu verwenden, da sie "gleichzeitig Dokumentenanalyse, Interviews mit Interviewpartnern und Informanten, direkte Teilnahme und Beobachtung sowie Introspektion kombiniert“ (Flick 1995, S. 157). Oft handelt es sich auch um Infos aus Besprechungen, die sonst nirgends niedergeschrieben sind. Also, ich möchte nichts im Nachgang irgendwie "deklarieren", aber die Informationen, die ich durch die Mitarbeit gewonnen habe, nicht verlieren.

Wäre das wissenschaftlich unkorrekt? Ich habe ja quasi beobachtet (und meistens sogar protokolliert, wenn auch nicht für die Diplomarbeit). Zusätzlich habe ich außerdem auch Experteninterviews geführt und nicht zu vergessen die Analyse von Primär- und Sekundärliteratur. Ich verfüge nur einfach über Informationen, die nicht öffentlich verfügbar sind, aber meinen Erkenntnisgewinn befördern.

Zwickmühle. Deswegen frage ich ja hier. Es handelt sich auch um keine geheimen Informationen oder so.

Danke für die Tipps..
Nicole
vor etwa 12 Jahren
·
#1304
Ja, verstehe jetzt, wie du das meinst, was ich als 2. geschrieben hatte.

Erst mal kurz grundsätzlich zur teilnehmenden Beobachtung. Ich persönlich halte sie für eine studentische Abschlussarbeit ungeeignet. Warum?

  • Sie ist umstritten und du musst im Methodenteil überzeugend dafür argumentieren.

  • Noch problematischer würde es bei dir, da die offene Beobachtung mit dem sog. Hawthorne-Effekt einhergehen kann, wie du sicher weißt; auch hier entstünde zusätzlicher argumentativer Aufwand; andererseits wäre sie bei dir tatsächlich verdeckt, da du deine Teilnahme nicht als Beobachtung begonnen und angekündigt hast

  • Sie erfordert eine hohe wissenschaftliche Kunstfertigkeit - meiner Meinung nach - also Erfahrung, Hintergrundwissen, Methodenkompetenz und 100 % Bewusstsein darüber, warum und wofür genau diese Methode angewandt wird; das kann ein Abschlussstudent selten leisten, du machst es dir damit nur unnötig schwer.



Das fällt mir spontan ein. Hinzu kommt, dass ich deine Fragestellung nicht kenne, ob diese Methode geeignet wäre, hängt auch davon ab. Ich vermute, dass sich diese Methode von Vornherein ausschließt, denn deine Fragestellung hängt doch nicht mit den Mitarbeitern, der Arbeitsumgebung etc. zusammen, oder?

Davon abgesehen wäre dein Versuch meiner Meinung nach halt methodisch einfach unwissenschaftlich. Du versuchst, das Pferd von hinten aufzuzäumen oder wie man sagt. Du hast keine Forschungsziele festgelegt, keinerlei Rahmen vorher geschaffen, vorher keine Thesen entwickelt, Qualtitätskriterien angesetzt usw. Das geht so nicht.
Ist nur meine Meinung, bitte sprich mit anderen darüber, ich bin selbst Studienabbrecher, ohne Abschluss, bin kein Experte für empirische Sozialforschung und akademisch nicht für voll zu nehmen ;)

__

Jetzt zur Frage, wie du deine Daten verwenden kannst. Ganz einfach so, wie sie dir vorliegen.

  • Du hast Experteninterviews zur Verfügung, transkribiert und mit einer Bio versehen können die in den Anhang und werden in der Arbeit zitiert, wo du Argumente untermauern möchtest.

  • Infos aus Besprechungen: Kannst du auch als Dokumente in den Anhang einfügen, bsp. in Form von Protokollen und im Text passend einbauen

  • Analyse von Primär- und Sekundärliteratur: Das ist doch Teil deiner schriftlichen Diplomarbeit und hat nichts mit deiner Arbeit zu tun

  • Zu Beginn der Arbeit kannst du doch einen kurzen Bericht einfügen, wo hast du gearbeitet, was waren deine Tätigkeiten, welche Relevanz hat das in Bezug auf deine Arbeit und deine Fragestellung.



__

Dein Problem scheint mir einfach, dass du gerne methodisch punkten möchtest, aber nicht genau weißt, wie. Kannst doch. Die Experteninterviews sind z.B. interessante Elemente. Zudem wirst du doch in Bezug auf deine Fragestellung sicher zu einer Antwort gelangen. Und sei es nur durch Literaturanalyse, untermauert durch empirische Elemente wie die Interviews oder eigene Beobachtungen (klar als solche ausgewiesen), das wäre deine Methode. Die kannst du so im Methodenteil darlegen und gleichzeitig Vor- und Nachteile abwägen.


Nur spontane Ideen, sprich am besten mit deinem Betreuer darüber, scheue dich da auf keinen Fall vor, er ist der Experte, der dir etwas beibringen soll.
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