Fernabitur & Schule

Zeitaufwand und Zeitmanagement für das Fernabitur

Die Fernstudienanbieter geben für die Erlangung der Hochschulreife über ein Fernstudium eine durchschnittliche Bearbeitungszeit von 15 Stunden pro Woche an. Die meisten Interessenten dürften sich fragen, ob das wirklich ein realistischer Wert ist oder eher nicht. Sicherlich ist er das für viele Teilnehmer, allerdings dürft ihr dabei nicht vergessen, dass es eben Durchschnittswerte sind. Es gibt also immer Abweichungen nach unten und oben.

Wie hoch der Aufwand für das Fernabi tatsächlich ist

Die meisten Fernabiturienten durchleben im Laufe ihres Studiums einmal eine oder mehrere Phasen, in denen sie sich nur sehr schlecht motivieren können. Diese führen natürlich dazu, dass sich für die restliche Zeit die Wochenstundenzahl erhöht.

An meinem Beispiel ist das einfach erklärt: Ich habe damals hochmotiviert noch neben der Berufsausbildung mit dem Fernabitur angefangen. Nach etwa einem halben Jahr habe ich den Job gewechselt und hatte kaum mehr Zeit dafür. Deshalb sind die Unterlagen ein gutes Jahr im Schrank gelegen. Als ich dann schließlich doch den Mut gefasst habe, wieder einzusteigen, war es natürlich mit 15 Stunden in der Woche nicht mehr getan. Es gab Wochen, in denen eher 25 bis 30 Stunden die Regel waren. Die Wochenenden gingen komplett für das Abitur Fernstudium drauf und von Urlaub brauchen wir nicht sprechen. Ich hatte den dritten Einstieg gewählt, da mein Realschulabschluss nicht mehr als fünf Jahre zurücklag, weshalb für mich eine Regelstudiendauer von 30 Monaten vorgesehen war. Diese habe ich dann gerade eben noch so mit meinen letzten Prüfungen eingehalten.

Faktoren, die den Aufwand für das Fernabitur beeinflussen

Wie lange ihr für euer Abitur Fernstudium brauchen werdet, ist natürlich sehr individuell. Das hängt beispielsweise davon ab, wie schnell ihr euch den Lesestoff einprägen könnt. Hier geht es ja weniger um schnödes Auswendiglernen denn um wirkliches Verstehen. Viele Fernschüler besorgen sich noch eine Menge Sekundärliteratur oder Übungsaufgaben und arbeiten diese durch. Bei ihnen wird natürlich automatisch auch der Aufwand um ein Vielfaches ansteigen im Vergleich zu denen, die sich auf das Minimum der Studienunterlagen beschränken.

Auch die eigenen Vorlieben und Vorkenntnisse spielen eine große Rolle. Wer Englisch bereits gut spricht, tut sich mit dem Fach Englisch natürlich wesentlich leichter als ein völliger Anfänger. Fächer wie Deutsch, Geschichte, Gemeinschaftskunde oder Religion bringen gewöhnlich viel zu lesen mit, was immer auch eine Zeitfrage ist.

Wie lange muss ich nun pro Woche für die FH-Reife arbeiten?

Ihr könnt zumindest näherungsweise ausrechnen, wie viel Arbeitszeit pro Woche nötig sein wird, damit ihr in der Regelstudienzeit das Abi nachholen könnt. Bearbeitet die ersten Hefte und notiert euch genau, wie lange ihr dafür insgesamt pro Heft benötigt. Entnehmt dann eurem Lehrplan, wie viele Abitur Studienhefte im Monat bearbeitet werden sollen. Multipliziert die Anzahl der Hefte mit der durchschnittlichen Bearbeitungszeit pro Heft und teilt diesen Wert durch vier Wochen. So kommt ihr auf die durchschnittliche Lernzeit für das Fernstudium Abitur pro Woche. Führt diese Berechnung von Zeit zu Zeit neu durch, um den steigenden Schwierigkeitsgrad angemessen zu berücksichtigen.

Das A und O: Mit dem richtigen Zeitmanagement zum Abitur

Eigentlich ist das schon der Widerspruch in sich: Welches Zeitmanagement ist denn „richtig“? Tatsächlich hängt das richtige Zeitmanagement ganz vom individuellen Typ ab. Neben meiner eigenen Methode habe ich natürlich im Lauf der Zeit auch einige Methoden von anderen Fernlernern kennengelernt:

Zeit- und Stundenplan

Die meisten Fernlerner, die das Abi nachmachen, stellen sich einen genauen Zeitplan auf. Dieser sollte auflisten, welche Studienhefte bis zu welchem Zeitpunkt erledigt sein sollen. Wer für sich selbst gerne klare Vorgaben hat, kann sich zusätzlich auch einen festen Stundenplan einrichten, sodass für Abwechslung gesorgt ist und gleichzeitig auch alle Fächer gleich stark gelernt werden. Dies schränkt zwar ein wenig ein, lässt aber auch wenig Freiraum für Schlampigkeit und Nachlässigkeit. Das ist die perfekte Methode für alle, die gelegentlich mit der Selbstmotivation und Disziplin zu kämpfen haben.

Feste Lernzeit

Wenn ihr keine Lust darauf habt, euch mit einem festen Stundenplan zur Hochschulreife zu „quälen“, könnt ihr alternativ auch einfach feste Lernzeiten festlegen (z. B. jeden Abend von 18.00 bis 20.00 Uhr), an die ihr euch dann aber auch halten müsst. Welches Fach ihr dann bearbeitet, hängt von eurer Lust und Laune ab. Passt aber immer darauf auf, dass ihr keine Fächer zu stark vernachlässigt. Erfahrungsgemäß schiebt man nur zu gern ungeliebte Fächer auf die lange Bank, bis sie sich anhäufen und erst recht demotivieren.

Völlige Flexibilität

Ihr könnt das Pferd auch rückwärts aufzäumen und eure Lernerei für das Fernabi nicht an der Zeit orientieren, sondern an den Zielen. Konkret gesagt hatte ich nie feste Lernzeiten – ich habe einfach für die FH-Reife gelernt, wenn es meine Zeit zugelassen hat. Ich hatte jedoch stets meinen Zeitplan fest im Auge. Ziel war beispielsweise, in einer Woche eine bestimmte Einsendeaufgabe einzusenden. Wann ich wie viel Zeit darin investiere, war dann von Woche zu Woche unterschiedlich. Diese Methode erfordert etwas mehr Selbstdisziplin, hat aber den Vorteil, dass ihr unter Umständen auch einmal einen lernfreien Tag einlegen könnt, wenn ihr das Wochenziel schon früher erreicht als gedacht.

Mit dem richtigen Zeitmanagement kann eigentlich jeder das Abi nachholen. Wichtig ist nur, dass ihr euch bezüglich eurer Zeitplanung nicht an anderen orientiert, sondern euren eigenen Rhythmus aus all den Alternativen entwickelt. Nur wenn eure Zeitplanung perfekt auf euer Leben abgestimmt ist, wird es mit der Lernerei auch dauerhaft klappen.

Kommentare

Dein Kommentar?
or post as a guest
Lade Kommentar … The comment will be refreshed after 00:00.
  • Christian Wolf · vor 13 Jahren
    Hallo Sabine,
    hier noch ein paar Gedanken bzw. meine Erfahrungen zum Abi-Zeitmanagement. Ich habe zwar kein Fernabi gemacht, aber auf dem zweiten Bildungsweg abituriert und mich zu 100 % alleine vorbereitet.
    Hauptsächlich habe ich dafür Zeit aufgewandt, Lernskripte zusammenzustellen, den Abi-Lernstoff auf wenige A4-Seiten zu komprimieren. Da ich nebenher Zivildienst-Nachtschichten zu schieben hatte, war das kein Problem. Wenn das Skript für ein Fach erst einmal fertig war, legte ich es zur Seite und las es nur ab und an.
    In Mathe ging das nicht, da paukte und übte ich monatelang in jeder freien Minute mit zig verschiedenen Übungsheften+Lösungen.
    Ansonsten begann ich so richtig intensiv immer erst ein paar Wochen vor den Prüfungen zu lernen. In Physik lernte ich sogar erst eine Woche vorher :D Über das Thema, das mündlich dran kam, hatte ich gar nichts gelernt und nur noch Kenntnisse durch meinen Realschulabschluss (in der Realschule war ich immer sehr gut in Physik). Ich bekam dann einen Gnadenpunkt, damit ich das Abitur bestehe.
    Jedenfalls möchte dazu aufrufen, es mir NICHT gleichzutun. Ich habe mein Abi letztendlich mit 3,5 oder 3,6 bestanden, um ein Physik-Prüfungs-Haar wäre ich also durchgefallen. (Dafür hatte ich gute Noten in Englisch und Ethik).
    Russisch war übrigens auch eine große Herausforderung, da lernte ich auch monatelang Tag und Nacht Vokabeln, schaute Filme usw. Ich war der einzige, der Russisch schrieb, am Tag der Prüfung bemitleidete mich die Russisch-Lehrerin stark, aber ich bestand mit einer 3 oder so.
    Denkt also daran: Lernen kurz vor der Angst bringt nicht viel mehr als ein schlechtes Abi, immer regelmäßig lernen, mindestens 15 Stunden die Woche, besser noch viel mehr!
    • Gast · vor 11 Jahren
      @Christian Wolf
      Hauptsächlich habe ich dafür Zeit aufgewandt, Lernskripte zusammenzustellen, den Abi-Lernstoff auf wenige A4-Seiten zu komprimieren. Da ich nebenher Zivildienst-Nachtschichten zu schieben hatte, war das kein Problem. Wenn das Skript für ein Fach erst einmal fertig war, legte ich es zur Seite und las es nur ab und an.
      In Mathe ging das nicht, da paukte und übte ich monatelang in jeder freien Minute mit zig verschiedenen Übungsheften+Lösungen.

      Hallo Chris
      Auch wenn mehr lernen angesagt ist, finde ich das mit den Skripten eine gute Idee. Mathe und Sprachen geben also mehr Arbeit, guter Hinweis, danke!
    • Christian Wolf · vor 5 Monaten
      @Gast Schau mal diesen Podcast mit Lernberater Gabriel Gorbach: https://www.fernstudi.net/podcast/22
      Er ist der Meinung, dass Zusammenfassung eine weniger effizientere Methode zum Lernen sind. Da gibt es seiner Meinung nach bessere Methoden.

Interessante Beiträge